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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal
Autoren: Simon R. Green
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Geräusche zu hören, die seine Beinknochen erzeugten, während sie unter der unerträglichen Last brachen. Es
musste einen Weg geben …
Er hörte etwas von der Seite her, drehte den Kopf und erblickte Schwester Marion, wie sie vorsichtig der Passage folgte, die er vorhin erzeugt hatte. Sie blieb stehen, um ein Stück
von ihrem Gewand loszuzerren, das sich an einer scharfen
Kante verfangen hatte, und Mond rief eindringlich nach ihr.
»Kommt nicht näher, Schwester! Geht zurück! Ihr könnt
nichts ausrichten. Für Menschen ist es hier drin nicht sicher!«
»Ich habe Euren Schrei gehört«, antwortete Schwester Marion gelassen und kam näher. »Dachte mir, dass Ihr womöglich
in Schwierigkeiten steckt.«
»Ich stecke fest. Das Hyperraumtriebwerk ist viel schwerer,
als es aussieht. Ich bin ein Hadenmann, der außerdem vom Labyrinth umgeformt wurde, und nicht mal ich kann es bewegen.«
Schwester Marion blieb stehen und dachte darüber nach.
»Sollen wir nach dem Todtsteltzer schicken?«
»Ich denke nicht, dass ich so lange überleben würde«, sagte
Mond. »Die Energien des Triebwerks sind noch gefährlicher,
als wir dachten.«
»Dann braucht Ihr wirklich meine Hilfe«, erklärte die
Schwester, ging weiter und gesellte sich zu ihm. Sie nahm in
dem beengten Raum den Hut ab und legte ihn vorsichtig auf
die Seite, ehe sie sich über den Triebwerksbehälter beugte, um
ihn in Augenschein zu nehmen und zu sehen, wie er Mond
festhielt. Sie achtete sorgsam darauf, nichts anzufassen.
»Hmm«, sagte sie schließlich. »Vielleicht könnten wir eine Art
Hebevorrichtung oder Winde improvisieren und das Ding damit von Euch herunterheben.«
»Ich fürchte, er ist für alles zu schwer, was Ihr bauen könntet«, sagte Mond. »Ich glaube, der größte Teil seiner Masse ist
außerdimensionaler Natur. Bitte, Schwester! Ihr müsst sofort
von Bord gehen. Hier wirken Kräfte, die Euch umbringen.«
»Ich kann Euch nicht so zurücklassen«, erklärte Schwester
Marion rundweg. »Außerdem habe ich eine Idee. Ich habe für
alle Fälle etwas Sprengstoff mitgebracht. Es sind durchweg
Richtungsladungen. Wenn ich sie an der Unterseite des Behälters montiere, müssten sie ihn von Euch wegsprengen. Keine
Ahnung, was die Detonation mit Euren Beinen anstellt, aber
ich habe schon gesehen, wie bei Überlebenden des Labyrinths unmögliche Verletzungen wieder geheilt sind. Möchtet Ihr es
versuchen?«
Mond dachte kühl über das Problem nach. Er war sich ziemlich sicher, dass er die Sprengung in irgendeiner Form überleben würde, und ihm fiel selbst nichts Besseres ein. Er hoffte
nur, dass Owen zu würdigen verstand, was es ihn gekostet hatte, ihm dieses Triebwerk zu bringen. »Nur zu«, sagte er
schließlich. »Achtet aber darauf, genug Zeit einzuplanen, damit
Ihr Euch auf sichere Entfernung zurückziehen könnt.«
»Ach, erklärt lieber Eurer Großmutter, wie man Eier aussaugt«, entgegnete Schwester Marion, was Mond doch etwas
verblüffte. Er nahm die Sprengsätze von ihr entgegen, nachdem
sie sie aus ihren voluminösen Taschen hervorgekramt hatte,
und gemeinsam montierten sie sie an der Unterseite des Triebwerksbehälters. Die Zeitschaltung stellten sie auf fünf Minuten
ein. Schwester Marion schüttelte den Kopf, als machte sie sich
über irgendetwas Sorgen, und mehr als einmal verlor sie die
Konzentration. Endlich brach sie ab und lehnte sich an den
Behälter, eine Hand auf der Stirn.
»Lichter«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich sehe Lichter in
meinem Kopf. Und höre einen Laut …«
»Es liegt an den Energien des Schiffes«, erklärte Mond.
»Reicht mir den letzten Sprengsatz und verschwindet dann von
hier. Rasch, solange Ihr noch könnt!«
Schwester Marion schüttelte wütend den Kopf, und ihre Augen wurden wieder klar. »Fast fertig. Nur noch ein paar … O
verdammt, die Schaltuhren! Etwas ist mit den Schaltuhren passiert!«
Mond erkannte, was geschehen war, und riss die Arme hoch,
um das Gesicht zu schützen, als alle Sprengsätze auf einmal
detonierten; die Triebwerksenergien hatten die Schaltuhren
umgestellt. Der kombinierte Explosionsdruck hob das Triebwerk von Monds Beinen und rammte Mond selbst mit dem
Rücken an die Wand hinter ihm. Er spürte, wie in ihm allerlei
zerriss und brach. Die Explosionswelle packte Schwester Marion und schleuderte sie durch die komplette Metallpassage und
aus dem Schiff hinaus, wie eine Stoffpuppe in einem Wirbelsturm. Sie hatte nicht mal Zeit für einen Schrei. Das
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