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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre
Autoren: Simon R. Green
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Wiedergutmachung«, sagte Glum und blickte zum ersten Mal auf. »Wer außer ihm hätte das getan? In Ordnung, sie haben ihn letztlich
verraten, aber so sind nun mal die Hadenmänner.«
»Es heißt, er hätte einen Grendel mit bloßen Händen umgebracht«, erzählte Heinrich voller Verehrung. »Einen Grendel,
denkt nur! Niemand hätte das geschafft, der nicht von Gott
berührt ist.«
»Aber macht Euch manches von dem, was er tun kann, nicht
Angst?« fragte Owen.
»Ach verdammt«, antwortete Sigurd. »Natürlich kann er einen ganz schön erschrecken. Das ist bei Helden immer so. Sie
sind ganz schön unheimlich, diese Leute, die das Labyrinth des
Wahnsinns durchschritten haben. Wenn sie sich dem Bösen
verschreiben würden, wer könnte sie aufhalten? Sie könnten
uns alle umbringen, ganze Planeten verwüsten, das verdammte
Imperium vernichten, falls es ihnen in den Sinn käme. Sie
könnten Monster sein. Aber der Punkt ist: Sie sind es nicht.
Der Todtsteltzer ist hergekommen, um uns zu retten, als niemand sonst dazu bereit war. Er könnte hier an unserer Seite
sterben, und niemand würde es je erfahren. Trotzdem ist er
gekommen, weil es richtig war. Letztlich kommt es nur darauf
an.«
»Von Gott berührt«, sagte Glum. »Vom Schicksal getrieben.
Zum Helden erkoren. Armes Schwein.«
»Jawohl«, bekräftigte Heinrich. »Er hätte sich die Krone aufs
Haupt setzen können. Ich hätte es getan. Statt dessen ist er hier
bei uns. In der Hölle.«
»Ach, ich weiß nicht«, sagte Owen. »Nach dem, was ich gehört habe, geht es im Parlament gefährlicher zu als hier. Hier
weiß man wenigstens, wer der Feind ist.« Er stand auf. »Ich
muß gehen. Danke für Eure Gesellschaft, Freunde.«
Er ließ sie am Feuer sitzen und ging über den Platz zurück,
ohne ein besonders Ziel zu haben. Er hatte gehört, wie sie über
Owen Todtsteltzer als einen Helden und eine Legende redeten,
und auch als ein armes Schwein, das von Gott berührt worden
war, erkannte sich aber in beiden Vorstellungen nicht wieder.
Als Historiker hatte er stets gewußt, daß solche Umdeutungen
und Neuerfindungen einer Biographie unvermeidlich waren,
aber es setzte ihm doch zu, so mitzuerleben, wie er selbst schon
hinter der alten Maske aus Mythen und Heldensagen verschwand. Als nächstes würde man noch behaupten, er wäre in
einer Krippe geboren worden und hätte dort den Besuch von
drei weisen Herrschern empfangen.
Die Füße führten ihn zur Krankenstation, wo er Hazel antraf.
Wenn er Zweifel hatte, suchte er stets Hazel auf. Sie war vielleicht der einzige Mensch, der ihn von Anfang an kannte, der
alle Veränderungen zusammen mit ihm durchgemacht hatte.
Womöglich gar der einzige Mensch, der noch sein wahres Ich
kannte. Er sah sie auf der Treppe vor der Krankenstation sitzen,
wo sie müde den Kopf hängen ließ. Er nahm neben ihr Platz,
und sie nahm es mit einem Brummen zur Kenntnis.
»Ihr solltet etwas schlafen«, schlug er ihr sanft vor. »Es war
ein langer Tag.«
»Du bist derjenige, der etwas schlafen sollte«, entgegnete
Hazel. »Verdammt, du bist heute fast umgekommen!«
Owen zuckte die Achseln. »Das übliche halt. Arbeitet Sankt
Bea immer noch da drin?«
»Ja. Ist allerdings fast fertig. Die im Sterben lagen, sind inzwischen gestorben, und alle übrigen sind versorgt. Sie macht
jetzt nur noch sauber. Bereitet alles für morgen vor. Was
denkst du, wie viele Leute wir morgen verlieren, Owen?«
»Zu viele. Sie kämpfen gut und sind ziemlich tapfer, aber die
meisten gehören eigentlich ins Krankenbett. Und selbst wenn
sie gesund wären, stellten sie keinen Gegner dar für eine Armee von Hadenmännern. Ich denke, unter diesen Umständen
wäre das niemand. Vielleicht nicht mal wir. Die eigentliche
Armee wird morgen angreifen, womöglich schon in der Nacht,
und dann stürzt die Palisade dieser Station ein, als bestünde sie
aus Streichhölzern, und das eigentliche Gemetzel beginnt. Was
zum Teufel suchen die Hadenmänner hier? Mond sagte, es gäbe etwas draußen im Dschungel, etwas, das er spüren, aber
nicht beschreiben könne. Nannte es das Rote Hirn. Vielleicht
sind die Hadenmänner hinter dem her.«
»Was wir brauchen, ist ein Wunder«, fand Hazel. »Wenn wir
Sankt Bea vielleicht ganz nett fragten …«
»Ich denke nicht, daß Gott uns derzeit zuhört«, versetzte
Owen müde. »Wir sind auf uns selbst angewiesen.«
»Unfug«, erklärte Mutter Beatrice forsch. Sie war gerade aus
der Krankenstation hervorgetreten
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