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Todessymphonie (German Edition)

Todessymphonie (German Edition)

Titel: Todessymphonie (German Edition)
Autoren: J.t. Ellison
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in einem Schrei geöffnet, ihre Augen geschlossen. Keine Gnade. Taylor hasste es, wenn die Toten sie anstarrten.
    Sie hatte die Szenerie richtig gedeutet. Es würde eine sehr lange Nacht werden.
    Paula trat an ihre Seite und spielte mit einem kleinen Notizbuch. „Tut mir leid, dass ich nicht zum Essen kommen konnte. Und es tut mir auch leid, dass ich dir ebenfalls den Abend versaut habe. Aber ich war der Meinung, dass du das hier sehen musst. Es gibt nichts, womit wir sie identifizieren können. Ich habe weder eine Handtasche noch sonst etwas gefunden. Dieses Haus ist sauber. Die Nachbarn sagen, der Besitzer ist nicht da.“
    „Das ist nicht ihr Zuhause?“ Taylor zeigte auf die Leiche.
    „Nein. Eine der Nachbarinnen, Carol Parker, passt auf das Haus auf, füttert die Katze, holt die Post herein. Der Besitzer soll noch die ganze Woche über fort sein. Parker kam herein, sah nach dem Rechten, gab der Katze zu fressen und frisches Wasser, wollte dann gehen und sah die Leiche. Natürlich ist sie schreiend davongelaufen und hat uns angerufen. Sie schwört, dass sie das Mädchen noch nie hier in der Gegend gesehen hat. Im Glas der Hintertür ist ein kreisrundes Loch, durch das jemand die Tür von innen geöffnet hat. Der Griff wurde auf Fingerabdrücke untersucht, aber es konnten keine verwertbaren Spuren gefunden werden. Die Jalousien waren schon zugezogen, deshalb hat die Nachbarin nicht gesehen, dass hier was nicht stimmte. Die Alarmanlage war ausgeschaltet; die Nachbarin kann sich nicht erinnern, ob sie sie gestern angestellt hat oder nicht. Der süße Rechtsmediziner Dr. Fox? Er war vorhin hier und hat sie für tot erklärt. Er sagt, wir sollen sie zu ihm bringen, entweder er oder Sam werden sich gleich morgen früh als Erstes um sie kümmern.“
    „Okay. Ich würde gerne mit der Nachbarin sprechen. Ist sie noch irgendwo in der Nähe?“
    „Sie ist in ihrem Haus nebenan. Ein Streifenbeamter ist bei ihr. Gott, die werden ja jeden Tag jünger. Diese hier kann nicht älter als achtzehn sein. Wir haben die Katze mit rübergenommen, damit sie hier keine Spuren zerstört. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, hat die Streife sie im Arm gehalten und auf sie eingeredet, als wäre sie ein Baby. Na ja, er ist ja selber kaum dem Kinderalter entwachsen, was will man da erwarten.“
    Taylor lächelte abwesend und trat dann ein paar Schritte zurück, um das volle Bild in sich aufzunehmen. Es war beeindruckend, dasmusste sie dem Mörder lassen. Das Mädchen an der Säule aufzuspießen wie einen Schmetterling auf einem Stückchen Korken war protzig, sollte schockieren. Und das Opfer erniedrigen.
    Taylor sehnte sich nach der guten alten Zeit, als es noch einfach war, wenn man zu einem Tatort gerufen wurde – irgendein Junkie hatte versucht, einen anderen bei einem Crackdeal über den Tisch zu ziehen und war erstochen worden. Oder ein Zuhälter hatte eines seiner Mädchen verprügelt und ihr den Schädel eingeschlagen. So unsinnig diese Tode auch erschienen, sie basierten auf grundlegenden Motiven, die sie verstand: Gier, Lust, Drogen. Seitdem Dr. John Baldwin, Ausnahmeprofiler des FBI, in ihr Leben getreten war, waren die Morde, mit denen sie zu tun hatte, immer grausamer, immer bedeutungsvoller geworden. Und es gab mehr Serientäter. Als wenn die Irren ihm alle nach Nashville gefolgt wären. Dieser Gedanke erschreckte sie zu Tode. Sie hatte bereits einen Mörder, der davongekommen war. Ein Mann, der sich der Pretender nannte und in ihrem Namen tötete. Was war nur in ihrer Stadt los?
    Sie zog ihr Handy aus der Tasche. Es hatte hier keinen Empfang, also trat sie auf die Veranda. Drei Balken, das reichte, um einen Anruf zu tätigen. Sie fing an zu wählen, da spürte sie McKenzie neben sich. Sie hoffte, dass er jetzt nicht an jedem Tatort an ihrem Rockzipfel hängen würde. Vielleicht brauchte er nur ein paar klare Instruktionen. Sie klappte das Telefon zu und wandte sich zu ihm um.
    „Hey, Mann, tu mir einen Gefallen. Bring die …“
    McKenzie schüttelte den Kopf, die Lippen fest aufeinandergepresst. Sein Blick schoss über ihre Schulter und zurück zu ihren Augen. Sie verstand das Zeichen. Jemand war hinter ihr.
    Sie drehte sich um und stieß mit einem kleinen Mann zusammen, dessen braune Haare in einen sorgfältigen Seitenscheitel gekämmt waren. Seine Haare waren dick und beinahe buschig und standen am Hals und über den Ohren vom Kopf ab. Ihr erster Gedanke war: Toupet. Er war älter, bestimmt schon in den Sechzigern.
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