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Tod in Garmisch

Titel: Tod in Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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mal aus dem Fenster«, sagte Ferdl
und ging entschlossen zu einem der hinteren Regale. Schwemmer folgte ihm auf
dem Fuß.
    »Mittelrhein …« Ferdl griff ins Regal und reichte
Schwemmer eine Flasche. »2003er Bopparder Hamm Feuerlay, Riesling halbtrocken.«
    »Mittelrhein? Nie gehört«, sagte Schwemmer.
    »Wenn Burgl experimentieren darf, musst du das auch
dürfen«, sagte Ferdl.
    »Recht hast du. Dann gib mir mal zwei mit«, sagte
Schwemmer bestimmt, was er an der Kasse ein wenig bereute.
    Als er die Tür aufschloss, umgab ihn sofort der süße
Duft von karamellisiertem Zucker. Er ging in die Küche.
    »Wo bleibst du? Ich brauch den Wein zum Ablöschen«,
sagte Burgl und gab ihm einen schnellen und doch liebevollen Kuss.
    Schwemmer ging zum Küchenschrank und holte den
Korkenzieher aus der Schublade. Er öffnete eine Flasche und reichte sie Burgl.
    »Eigentlich zu teuer, um damit zu kochen«, murmelte
er.
    »Man soll mit dem Wein kochen, den man dazu trinkt«,
sagte Burgl und warf einen Blick auf das Etikett. » Halb trocken?«, fragte
sie und schaute ihn konsterniert an.
    »Wenn du experimentieren darfst, darf ich das auch«,
antwortete Schwemmer.
    Burgls Mund verzog sich zu einem unterdrückten Lachen.
»Wo hast du den Spruch denn her?«
    Aber als sie an der Flasche roch, zog sie anerkennend
die Augenbrauen hoch. Sie löschte den karamellisierten Puderzucker mit Wein und
einem kleinen Löffel Essig ab und reichte ihm die Flasche zurück.
    »Krieg ich ein Glas?«, fragte sie, während sie in der
Kasserolle rührte.
    Schwemmer nahm zwei Gläser aus dem Schrank und
schenkte jeweils einen Schluck ein. Dann stellte er die Flaschen in den
Kühlschrank.
    »Ist glaub ich noch ein bisserl zu warm«, sagte er und
reichte Burgl das Glas. Sie stießen an und rochen aufmerksam, bevor sie
tranken.
    »Respekt«, sagte Burgl. »Der ist gut. Hoffentlich
passt er auch.«
    » Ich kann ja kochen, dann darfst du den
Wein aussuchen.«
    Burgl ging nicht auf diesen Versuch einer Provokation
ein. »Du kannst Knoblauch schälen«, sagte sie nur.
    Schwemmer bewaffnete sich gehorsam mit einem
Küchenmesser und begann, die nun anfallenden niederen Arbeiten auf die
Kommandos seiner Frau hin auszuführen.
    Als sie ihn für einen Moment in der Küche allein ließ,
nutzte er die Gelegenheit und probierte das in Brühe, Wein und Zucker vor sich
hin köchelnde Gemüse, dem allerdings noch der Lauch fehlte. Er verzog
überrascht das Gesicht.
    Das war lecker.
    Er schloss schnell den Deckel und probierte den
Riesling. Für seinen Geschmack passte er perfekt. Er nahm noch einen Schluck
auf den Krois Ferdl und beschäftigte sich mit den Frühlingszwiebeln.
    »Deck doch schon mal den Tisch«, sagte Burgl, während
sie die Fischpflanzerl in Weißbrotbröseln rollte.
    Schwemmer ging ins Esszimmer und hatte gerade die
Teller in der Hand, als das Telefon klingelte.
    Als er auf dem Display die Handynummer des Kollegen
vom Dauerdienst erkannte, ahnte er, dass der angenehme Teil des Abends vorüber
war.
    * * *
    Magdalena saß hinter ihrem Empfangstresen und machte
die Buchhaltung. Sie lächelte Kant professionell an, als er durch die
Eingangstür trat.
    Er nickte ihr höflich zu. »Ist Ihre Bar offen?«,
fragte er.
    »Selbstverständlich«, antwortete sie und wies zu der
offenen Tür, aus der leise Jazzmusik drang.
    Sie stand auf und ging vor. Jemanden nur für die Bar
einzustellen ging beim besten Willen nicht, also musste der dienstschiebende
Portier den Service mit übernehmen. Vom Zeitaufwand war das leicht zu schaffen,
allerdings machte es die Personalauswahl schwer. Jemand, der ein erstklassiger
Portier und ein erstklassiger Barmann war, ließ sich kaum beeindrucken
von dem Gehalt, das Magdalena zu zahlen in der Lage war.
    »Was darf ich Ihnen anbieten?«, fragte sie.
    »Einen Fernet-Branca. Gekühlt, wenn möglich«,
antwortete Kant. Es versetzte ihr einen kleinen Schlag, als sei sie bei etwas
Verbotenem ertappt worden. Sie sah ihn an, aber sein Blick streifte durch den
Raum. Als er das große, schwarz gerahmte Porträtfoto sah, erschien eine steile
Falte auf seiner Stirn.
    »Ist das von William Claxton?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Magdalena.
    »Ich erkenn ihn nicht«, sagte er mehr zu sich selbst
und starrte auf den hinter dem Rauch seiner Zigarette versteckten,
gedankenverlorenen Saxofonspieler. »Wer ist das?«, fragte er endlich.
    »Zoot Sims«, antwortete Magdalena.
    »Ah ja … Schönes Foto.«
    Magdalena kannte den Namen Zoot Sims nur,
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