Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
Kind, vor allem ein Säugling, könnte mehr sehen. Nicht sofort. Es wäre natürlich erst einmal ein Geduldspiel. Nur wäre ein Kind nicht durch zu viele vorweggenommene Ideen beeinflußt.«
    »Verhärtung der Gedanken-Arterien«, warf Jane ein.
    Paradine war nicht überzeugt. »Dann käme ein Kind besser als Einstein mit der Differentialrechnung zurecht? Nein, das meine ich nicht. Ich sehe mehr oder weniger deutlich, worauf Sie hinauswollen. Nur…«
    »Passen Sie auf! Nehmen wir an, es gibt zwei Arten von Geometrie – wir grenzen es ein, weil es nur ein Beispiel ist. Unsere Art, die euklidische, und eine andere, die wir X-Geometrie nennen. X hat nicht viel Beziehung zu Euklid. Sie ist auf anderen Lehrsätzen aufgebaut. Zwei und zwei müssen darin nicht notwendigerweise vier ergeben; sie könnten y2 ergeben, oder sie können vielleicht gar nichts ergeben. Der Verstand eines Säuglings ist noch nicht konditioniert, abgesehen von gewissen zweifelhaften Faktoren der Vererbung und der Umgebung. Lassen Sie das Kleinkind mit Euklid anfangen…«
    »Armes Kind«, sagte Jane.
    Holloway warf ihr einen raschen Blick zu. »Der Grundlage von Euklid. Alphabetische Einheiten. Mathematik, Geometrie, Algebra – das kommt viel später. Andererseits: Lassen Sie das Baby mit den grundlegenden Prinzipien unserer X-Logik beginnen.«
    »Einheiten? Was für welche?«
    Holloway schaute den ›Abakus‹ an. »Für uns ergibt er wenig Sinn.
    Aber wir sind euklidisch konditioniert.« Paradine goß sich selbst einen großen Schuß Whisky ein. »Das ist ganz schön schrecklich. Sie setzen der Mathematik überhaupt keine Grenzen.« »Richtig! Ich kann ihr überhaupt keine Grenzen setzen. Wie könnte ich das. Ich bin ja nicht für die X-Logik konditioniert.« »Das ist die Antwort«, sagte Jane mit einem Seufzer der Erleichterung. »Wer ist das überhaupt? Nur so jemand könnte die Art von Spielzeugen herstellen, für die Sie diese hier offenbar halten.«
    Holloway nickte. Seine Augen blinzelten hinter den dicken Linsen. »Solche Leute könnte es geben.«
    »Wo?«
    »Sie könnten es vorziehen, verborgen zu bleiben.«
    » Übermenschen?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es. Sehen Sie, Paradine, Sie haben wieder ein Zentimetermaß-Problem. Aber unsere Maßstäbe könnten diesen Leuten unter bestimmten Blickwinkeln als absolute Spitze erscheinen. Unter anderm Blickwinkel könnten sie schwachsinnig erscheinen. Es ist kein quantitativer, sondern ein qualitativer Unterschied. Sie denken unterschiedlich. Ich bin sicher, wir können Dinge tun, die sie nicht können.«
    »Vielleicht würden sie es gar nicht wollen«, sagte Jane.
    Paradine trat gegen die verbrannten Geräte an dem Behälter. »Was ist damit? Das hat doch…«
    »Einen Zweck, sicher.«
    »Transport?«
    »Daran denkt man zuerst. Wenn dem so ist, könnte der Behälter von überallher stammen.«
    »Von dort, wo… Sachen… anders sind?« fragte Paradine langsam.
    »Genau. Im Raum, oder sogar in der Zeit. Ich weiß es nicht. Ich bin Psychologe. Unglücklicherweise bin ich auch euklidisch konditioniert.«
    »Das muß ein komischer Ort sein«, sagte Jane. »Denny, werde diese Spielsachen los!«
    »Das habe ich vor.«
    Holloway hob den Kristallwürfel hoch. »Haben Sie den Kindern viele Fragen gestellt?«
    »Ja. Scott behauptete, als er das erstemal in diesen Würfel geblickt habe, seien Leute drin gewesen«, sagte Paradine. »Ich habe ihn gefragt, was jetzt darin ist.«
    »Was antwortete er?« Die Augen des Psychologen wurden größer.
    »Er sagte, sie würden eine Ortschaft bauen. Das waren genau seine Worte. Ich fragte ihn wer – Leute? Aber er konnte es nicht erklären.«
    »Nein, ich nehme an, er konnte es wirklich nicht«, murmelte Holloway. »Es muß sich weiterentwickeln. Wie lange haben die Kinder diese Spielzeuge schon?«
    »Ungefähr drei Monate, glaube ich.«
    »Zeit genug. Sehen Sie, das vollkommene Spielzeug ist sowohl lehrreich, als auch mechanisch. Es sollte etwas tun, um das Interesse des Kindes anzuregen; und es soll etwas vermitteln, am besten ganz unaufdringlich. Anfangs einfache Probleme. Später…«
    »X-Logik«, sagte Jane erbleichend.
    Paradine murmelte einen Fluch. »Emma und Scott sind vollkommen normal!«
    »Wissen Sie, wie ihr Verstand arbeitet – jetzt?«
    Holloway verfolgte diesen Gedanken nicht weiter. Er fingerte an der Puppe herum. »Es würde interessant sein, die äußeren Bedingungen des Orts zu kennen, von dem diese Sachen stammen. Aber induktive Schlüsse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher