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Titan 02

Titan 02

Titel: Titan 02
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jescke
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Ginevra.
    Der Taxifahrer hielt an einem der hohen Stahltore, und Chimberley stieg aus. Die Demonstranten waren auch hier gewesen und hatten sich ausgetobt. Die Palmen entlang des Zauns waren bis auf schwarze Stümpfe niedergebrannt. Steine hatten klaffende schwarze Löcher in das große 3-D-Emblem der Firma an dem grauen Betongebäude geschlagen, und Glasscherben knirschten unter seinen Sohlen, als er zum Tor ging.
    Er fand die Glocke und drückte darauf, aber nichts geschah. Innerhalb des Zauns rührte sich niemand. All diese dunklen Hektar von Sonnenreaktoren waren so konstruiert, daß sie automatisch arbeiteten und sich selbst warteten, wobei Athena Sue sie kontrollierte, Tausende Flüssigkeiten in Tausenden Prozessen zu Tausenden neuen synthetischen Stoffen verband und von Anfang bis Ende alles steuerte. Menschliche Arbeiter wären nur im Wege gewesen.
    »Ihre allmächtige Maschine!« höhnte der Fahrer hinter ihm. »Sieht so aus, als wollte sie nichts mit Ihnen zu tun haben.«
    Chimberley drückte nochmals auf den Klingelknopf, und endlich kam aus dem Gebäude ein bärenhafter Mann mit einer Nachtwächteruhr und näherte sich keineswegs eilig dem Tor. Chimberley reichte ihm seinen Firmenausweis hinein und verlangte jemanden von der Verwaltung zu sehen.
    »Niemand da.«
    Der Wächter grinste spöttisch. »Falls Sie nicht diesen denkenden Computer meinen.«
    »Genau zu dem will ich, wenn Sie mich hineinlassen…«
    »Bedauere, das geht nicht, Sir.«
    »Hören Sie mal.« Chimberleys Stimme hob sich, und zunehmende Verärgerung ließ sie zittern. »Das ist ein Notfall. Ich muß den Computer sofort überprüfen.«
    »So besonders nötig kann’s nicht sein.« Der Wächter grinste über das ganze sonnengebräunte Gesicht. »Nach den Tumulten gestern haben die Direktoren Ihrer sauberen Maschine den Saft abgedreht.«
    »Aber das können sie nicht…« Panik erfaßte ihn, als sei sein eigenes Gehirn von Sauerstoffmangel bedroht. »Ohne Energie werden sich ihre Speicherröhren entladen. Sie… sie wird, nun… sterben!«
    »Na und?« Der Wächter zuckte die Achseln. »Die Direktoren treffen sich morgen früh nochmals mit den ehemaligen juristischen Experten, um das Ding überhaupt loszuwerden.«
    »Aber bis dahin habe ich es überprüft und - wenn nötig - wieder in Ordnung gebracht«, versprach er verzweifelt. »Lassen Sie mich bloß rein!«
    »Tut mir leid, Sir. Aber nach den Vorfällen gestern habe ich strikten Auftrag, niemanden hereinzulassen.«
    »Ich verstehe.« Chimberley holte tief Luft und versuchte sich zu beherrschen. »Möchten Sie mir erzählen, was nun eigentlich vorgefallen ist?«
    »Wenn Sie’s noch nicht wissen.« Der Wächter warf einen vielsagenden Blick auf das Taxi, in dem Ginevra wartete. »Ihr monströses Blechgehirn hat diese synthetischen Schätzchen im Geheimen entwickelt. Gestern früh brachte es sie auf den Markt. Ich nehm an, vom Standpunkt einer Maschine müssen sie wie eine heiße Sache ausgesehen haben: Ein Spielzeug, wie es sich wohl jeder Mann wünscht, zu einem Schleuderpreis. Ihre arme alte Denkmaschine wird vermutlich nie kapieren, warum die Leute versuchten, sie zu zerstören.«
    Chimberley geriet in Fahrt. »Holen Sie die verantwortlichen Angestellten. Sofort. Ich bestehe darauf.«
    »Bestehen Sie ruhig.« Der sonnengebräunte Riese zuckte die Achseln. »Es gibt bloß keine verantwortlichen Angestellten mehr, seit dieser Computer die Leitung übernommen hat. Was soll ich also tun, ihn holen?«
    »Sie können Ihre Unverschämtheit etwas dämpfen«, fauchte Chimberley. »Wie heißen Sie überhaupt? Ich werde mich morgen früh über Sie beschweren.«
    »Matt Skane«, sagte sein Gegenüber ruhig. »Ehemaliger Generaldirektor und Hauptgeschäftsführer.«
    »Jetzt verstehe ich«, knurrte Chimberley vorwurfsvoll. »Sie hassen Computer!«
    »Warum auch nicht?« Der Wächter grinste durchs Torgitter. »Ich habe sie jahrelang bekämpft, bevor sie die Firma übernahmen, und ich hab’ meine Gesundheit und fast mein gesamtes Vermögen für diesen Kampf geopfert. Niemand gibt gerne zu, daß er veraltet ist.«
    Chimberley marschierte empört zum Taxi zurück und wies den Fahrer an, ihn zum Hotel Gran Desierto zu bringen. Der Portier dort maß Ginevra mit einem eisigen Blick und stellte fest, daß keine Zimmervorbestellung vorgemerkt sei. Der nächste Taxifahrer bemerkte, daß Chimberleys Leben einfacher und ein Zimmer schneller zu bekommen sein würde, wenn er Ginevra bei der Polizei
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