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Tiere

Tiere

Titel: Tiere
Autoren: Simon Beckett
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denkt, wir gehören zusammen, außerdem roch es echt übel. Noch viel schlimmer als das Schwarze. Und es dauerte eine Ewigkeit, bis wir zu Hause waren, weil wir an jedem Mülleimer anhalten mussten, damit es nach Dosen wühlen konnte.
    Sie hätten sehen sollen, wie seine Augen aufleuchteten, als es sah, wohin wir gehen. Nur mit viel Mühe konnte ich es von der Theke in der Schankstube fernhalten, und am Ende musste ich versprechen, dass es später einen Drink bekommt. Es muss dumm oder blind gewesen sein, denn jeder kann sehen, dass die ganzen Flaschen in den Regalen leer sind. Auf dem Weg runter in den Keller brummte es die ganze Zeit vor sich hin, und als es die vielen Flaschen in den Kisten sah, wollte es wieder anhalten. Ich sagte, wenn es sich nicht beeilte, würde ich die Dosen behalten.
    Es wollte nicht in den Gang gehen. Es blieb immer wieder stehen und schaute sich um, als würde es nervös werden oder so. Als ich die Tür am anderen Ende aufmachte, wollte es partout nicht rein, aber ich stand hinter ihm, und so hatte es keine andere Wahl. Vor das Abteil des Schwarzen hatte ich eine Decke gehängt, damit das Neue es nicht sehen konnte und Angst bekam. Wir waren aber kaum ein Stückchen reingegangen, als das Schwarze zu schreien begann und am Gitter rüttelte. Das alte Vieh wollte Theater machen, aber es stand genau vor einem Abteil. Ich musste es nur etwas schubsen, schon war es drin. Es landete auf Händenund Knien, und als es sich wieder aufrappelte, hatte ich das Gitter schon zugemacht und verriegelt. Es begann zu heulen und sich die Knie zu reiben. Offenbar hatte es sich beim Hinfallen wehgetan, aber das war seine eigene Schuld. Ich hatte es in ein Abteil mit einer Matratze stecken wollen, aber nun war es in einem gelandet, in dem nur ein paar alte Sofakissen lagen.
    Geschah ihm recht.

Kapitel 5
    A m nächsten Tag hoffte ich, dass bei der Arbeit jeder vergessen hatte, dass ich in einem Pub wohne. Es war Freitag, und wenn ich den überstand, ohne dass jemand etwas sagte, standen die Chancen nicht schlecht, dass sie es nach dem Wochenende vergessen hatten. Besonders weil am Montag auch noch Feiertag war.
    Aber sie hatten es nicht vergessen. Das Erste, was Karen zu mir sagte, war: «Na, hast du dir gestern Abend ein paar Pints gezapft?» Egal, was sie sagt, bei ihr klingt alles gemein. Danach ging es nur noch «Wirt, tu dies», «Wirt, tu das». Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, wünschte aber, sie würden alle den Mund halten. Nur Cheryl ließ mich in Ruhe, obwohl auch sie manchmal lachte.
    Später sah ich dann, wie sie mit Karen tuschelte und die beiden zu mir rüberguckten. Beide kicherten. Cheryl sah ein bisschen unsicher aus, aber Karen nickte die ganze Zeit und schob sie dann in meine Richtung.
    «Wir sprachen nur gerade darüber, dass du in einem Pub wohnst», sagte Cheryl. «Und wir haben uns gefragt, ob es okay wäre, wenn wir irgendwann mal vorbeischauen.»
    «Ja, das wäre echt lustig», sagte Karen grinsend, und Cheryl gab ihr einen Stups.
    «Können wir mal kommen und uns den Pub anschauen?», fragte sie. Ich wusste nicht, was ich sagen soll. Wenn Cheryl kommen wollte, würde ich mich zwar freuen, aber bei Karen wusste ich nicht so recht. Dann fragte Karen: «Warum wirst du rot?»
    «Werde ich nicht», sagte ich, was blöd war, denn ich wusste ja, dass es stimmte.
    «Ist doch nichts dabei, wenn zwei tolle Frauen dich zu Hause besuchen wollen», sagte Karen.
    «Wenn du nicht willst, ist es auch okay», sagte Cheryl, aber Karen meinte: «Natürlich will er, oder? Du möchtest doch gerne, dass Cheryl dich besucht und sieht, wo du wohnst, nicht wahr? Und du ihr dein Schlafzimmer zeigen kannst?» Cheryl versuchte, nicht zu grinsen, und sagte, ich soll nicht auf sie hören, aber dann gab ihr Karen einen Schubs, und Cheryls Brust streifte meinen Arm.
    Ich sagte, ich müsse jetzt los, und ging aus dem Büro. Ich hörte, wie Cheryl zu Karen sagte, sie solle nicht so gemein sein, aber sie lachten beide, als sie es sagte.
    Ich verschwand für eine Weile auf die Toilette. Ich wünschte, ich hätte nie etwas gesagt. Ich wünschte, ich würde irgendwo in einem normalen Haus wohnen. Oder dass Karen etwas Schlimmes zustieß. Vor allem aber musste ich die ganze Zeit daran denken, wie Cheryls Brust mich berührt hatte. Sie fühlte sich irgendwie hart und gleichzeitig weich an. Warm. Ich konnte immer noch ihr Parfüm riechen, genau wie am Tag zuvor. Wenn ich mir vorstellte, dass sie in den Pub kommt,
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