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Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Titel: Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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nach einer Bande lärmender Bestien hat dein Herz verweichlicht. Aber Kinder brauchen eine strenge Hand, um …«
    »… bei der Militärakademie einen guten Eindruck zu hinterlassen«, unterbrach sie eine tiefe Männerstimme. »Hallo, Sue.«
    Emily sah zu ihrem Vater auf, der ihr auf einmal wie der strahlende Ritter eines Märchens erschien. Auch in Tante Sues Blick lag ein Blitzen, jedoch eines, mit dem man eine ganze Armee in die Flucht schlagen könnte.
    »Hallo, James«, begrüßte ihn die Großtante kühl und ergriff die dargebotene Hand. »Dich hier anzutreffen gleicht einem Wunder.«
    Emilys Vater zuckte gleichmütig mit den Schultern. »Was soll ich sagen«, seufzte er. »An Weihnachten geschehen die eigenartigsten Dinge.«
    »So scheint es wohl zu sein.« Sie sah am Ehemann ihrer Nichte vorbei und zog beim Anblick der ungewohnt großen Zahl aufgereihter Jugendlicher die Augenbrauen zusammen. »Emily«, sagte sie schließlich, und am liebsten hätte Emily sich hinter den Männern versteckt. Doch auf die war natürlich kein Verlass. Will versetzte ihr einen solch heftigen Stoß in den Rücken, dass sie aus der sicheren Schlachtreihe nach vorn stolperte und sich ihrer Großtante gegenüber wiederfand.
    »Hallo, Tante Sue«, begrüßte sie die über siebzigjährige Dame. »Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Flug.«
    »Wie soll ein Flug angenehm sein, wenn man die Ausdünstungen hunderter Menschen einatmet? Von diesem fürchterlichen Fraß einmal abgesehen, den sie Snack nennen.«
    Emily wusste darauf beim besten Willen nichts Höfliches zu erwidern und sah etwas hilflos ihre Mutter an, doch Will hatte wohl eingesehen, dass er sich nicht länger drücken konnte. Irgendwann wäre er ohnehin an die Reihe gekommen. Daher wich er geschickt den Drillingen aus, die an ihm vorbei ins Wohnzimmer stürmten, und legte Emily die Hand auf die Schulter.
    »Gib es zu, Tante Susie«, sagte er mit seinem flegelhaften Grinsen. »Du hast den Flug doch genossen und die ganze Zeit über mit den Flugbegleitern geflirtet.«
    »Als würde ich mich zu solchem Benehmen herablassen.«
    »Natürlich nicht.« Will beugte sich herunter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Er war der Einzige, der einigermaßen mit ihr umgehen konnte, und wurde daher von allen gerne als Schutzschild benutzt – als Riese, der nur knapp unter einem Türrahmen durchpasste, war dies kein Wunder.
    »Du siehst gut aus«, bemerkte Sue auch sogleich, während sie ihn anerkennend von oben bis unten musterte. »Die Augen heilen, wie ich sehe.«
    »Ich hab das Gröbste wohl hinter mir.« Heute hatte er die Sonnenbrille abgenommen, die er seit dem Unfall im letzten Mai beinahe ständig trug. Die Narben unter seinen Augen und an den Lidern waren verblasst und kaum noch zu sehen. Hin und wieder waren sie gerötet und blutunterlaufen, doch an diesem Tag sah er beinahe wieder aus wie früher – wie der blonde Sunnyboy, der jedes Mädchenherz zum Schmelzen bringen konnte – und auch das von älteren Angehörigen des weiblichen Geschlechts.
    »Nun ja«, murrte Sue nach kurzem Schweigen, währenddem sie sowohl Will als auch Emily mit ihrem prüfenden Blick gemustert hatte. »Zu essen scheint ihr wohl beide nichts zu bekommen. Und du meine Güte, wie blass du bist, Mädchen. Marilyn siehst du nicht, wie blass sie ist? Und so dünn!«
    Oh nein, dachte Emily. Sie hatte es kommen sehen. Dabei hatte sie zu diesem freudigen Anlass extra etwas tiefer in die Trickkiste gegriffen und Make-Up aufgelegt. Sie war immer schon eine geisterhafte Erscheinung gewesen, was ihr schwarzes Haar noch unterstrich, doch mit Schminke sah sie wohl noch gruseliger aus. Aber was sollte sie machen? Sie war bestimmt keine Anhängerin des Gothic-Looks. Und sie konnte ja nichts dafür, dass sie so aussah wie sie aussah. »Das ist jetzt so in Mode«, antwortete sie daher etwas bissig und erntete dafür nur ein verächtliches Schnauben.
    Sie dachte schon, sie hätte das Schlimmste überstanden, da sah die Tante an ihr vorbei, und Emily fiel der Grund ihrer Nervosität vor diesem Besuch wieder ein.
    »Und du bist?«, fragte Sue so sanft wie Schleifpapier.
    Emily wusste nicht, ob sie erleichtert oder noch angespannter sein sollte, als sie aus den Augenwinkeln Annie einen Schritt vortreten sah. Noch war es nicht überstanden.
    »Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs Darnby«, sagte ihre Freundin freundlich lächelnd. »Mein Name ist Annie und …«
    »Annie?« Tante Sue schritt an Emily und Will vorbei
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