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Teufelsmauer

Teufelsmauer

Titel: Teufelsmauer
Autoren: Richard Auer
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sei mit seiner Nichte, wie er schreibt, ›intim‹ geworden und habe eine verbotene Grenze überschritten. Barbara habe ab dem Frühjahr versucht, ihn mit dieser Vergangenheit zu konfrontieren. Sie wollte mit ihm darüber sprechen. Gundekar Russer hat da in ihren Gefühlen anscheinend eine Lawine losgetreten. Der Monsignore hat das als große Gefahr, als ernsthafte Bedrohung angesehen. Schließlich habe er sich nicht anders zu helfen gewusst, als seine Bekannten aus der italienischen Unterwelt einzuschalten: nämlich die, die ihr Schwarzgeld über die Vatikanbank in den Hirnstettener Römerpark stecken wollten. Die hätten dann einen Mann nach Deutschland geschickt.«
    Â»Und er hatte dann nichts weiter damit zu tun?«, fragte Fiona.
    Â»Doch. Wie er schreibt, kam von ihm selbst die Idee mit dem Kettenhemd, das im Pfünzer Kastell leicht zu stehlen war. Das sollte eine falsche Fährte zur Römerkohorte legen. Die Inspiration für den Weiher holte er sich im Fotostudio in Eichstätt. Bei einem Besuch im Frühjahr hatte er die Bilder mit der erotischen Legionärin gesehen.«
    Fiona schüttelte den Kopf. »Hat er über diesen Ingenieur auch was geschrieben?«
    Â»Das weißt du doch schon, das stand in allen Zeitungen. Nachdem dieser falsche Gaetano nun schon mal im Altmühltal war, haben die Männer von der Ehrenwerten Gesellschaft zusammen mit dem Monsignore entschieden, dieses Hindernis für den Römerpark ebenfalls aus dem Weg räumen zu lassen. Wenn du mich fragst, haben sie alle den Einfluss von Heinrich Pietzka überschätzt.«
    Â»Und was passiert jetzt mit dem Augustus-Park?«, wollte Fiona wissen.
    Morgenstern deutete an die Decke: »Das steht in den Sternen. Ich weiß, dass Albert Breitenhiller das Projekt nicht mehr weiterverfolgt. Das Geld aus Italien ist jedenfalls schon zurücküberwiesen worden. In der Haut von Oswald von der Tann möchte ich gerade nicht stecken«
    Â»Oje«, sagte Fiona.
    Â»Und ich glaube auch nicht, dass noch einmal ein Papst oder Kardinal zusammen mit ihm für ein Foto posiert. Der Mann ist gesellschaftlich tot.«
    Ihr Gespräch wurde jäh von den ins Schlafzimmer stürmenden Jungen abgebrochen.
    Â»Wir wollen jetzt zum Kolosseum«, quengelte Bastian.
    Â»Ich hab sogar schon die Buslinie rausgesucht«, verkündete Marius stolz.
    Auf dem Weg zur Bushaltestelle warf Morgenstern einen Blick auf die Schaukästen des »Il Messaggero«, freilich ohne die Erwartung, auch nur ein Wort verstehen zu können. Das musste er auch nicht: Auf einer der ausgehängten Seiten prangte das Bild eines trutzigen, burgartigen Gebäudes mitten in Rom, daneben ein Foto des Papstes und – Morgenstern wollte seinen Augen nicht trauen – ein kleines Porträtbild von Monsignore Breitenhiller. Gemeinsam mit Fiona mühte er sich an der Dechiffrierung des italienischen Zeitungsartikels. »Die Vatikanbank«, fasste Fiona dank ihrer rudimentären Italienischkenntnisse zusammen. »Der Papst wird sie wahrscheinlich auflösen. Wegen Mafia-Schwarzgeld in Hirnstetten, Bavaria.«
    Eine halbe Stunde später stand Familie Morgenstern bei sengender Mittagshitze vor dem Wahrzeichen der Ewigen Stadt. »Die Jeansjacke hättest du wirklich zu Hause lassen können«, sagte Fiona missbilligend.
    Â»Nie im Leben, die ist mein Markenzeichen«, beharrte Morgenstern.
    Auf dem gesamten Vorgelände wimmelte es von schwitzenden Touristen und schwarzafrikanischen Nippes-Verkäufern. Amüsiert sah Morgenstern, wie die Händler jedes Mal ihre gefälschten Rolex-Uhren und Ray-Ban-Sonnenbrillen zusammenrafften und die Flucht ergriffen, sobald ein Carabiniere in die Nähe kam. Irgendwie taten ihm die Männer leid, die da versuchten, sich im reichen Europa über Wasser zu halten. Spontan trat er mit einem fröhlichen halbwüchsigen Burschen im ausgewaschenen grauen Pullover in Verhandlungen über eine besonders lässige Sonnenbrille. Das Geschäft scheiterte aber zur großen Enttäuschung des Händlers zum einen an Fionas entschiedenem Veto und zum anderen daran, dass die Morgenstern-Kinder aus einiger Entfernung riefen: »Papa, Mama, kommt hierher. Wir möchten ein Foto haben!«
    Bastian und Marius standen direkt vor dem Eingang zum Kolosseum, inmitten von vier römischen Legionären. Aber was hieß schon »Legionäre«. Das antike
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