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Teufelsjagd

Teufelsjagd

Titel: Teufelsjagd
Autoren: Paul Harding
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stellte es wieder ins Regal. Er war überzeugt, daß es dort sicher sein würde. Dieses Buch und das, das er in Applestons Kammer gefunden hatte, würden für ihn als Beweis genügen.
    »Wir sollten gehen.«
    Ranulf hielt Corbett an der Schulter zurück. »Herr, was ist los?« Er lächelte. »Ihr habt etwas entdeckt, oder?«
    »Nur ein Verdacht.« Corbett zwinkerte. »Ein Verdacht, längst kein Beweis.«
    »Was jetzt?«
    »Doucement, wie die Franzosen sagen«, erwiderte Corbett. »Nur mal langsam. Komm, wir gehen.«
    Sie verließen die Bibliothek, und Corbett wurde so einsilbig, daß es Ranulf rasend machte. Sie gingen um das College herum und dann nach oben und einen Gang entlang. Bei einer Hintertür blieb Ranulf stehen und deutete auf einen Fußabstreifer aus Eisen, der im Fußboden festzementiert war.
    »Wie der in der St. Michael’s Church«, bemerkte er. »Man säubert damit seine Schuhe«, erwiderte Corbett geistesabwesend.
    »Der Anachoretin Magdalena zufolge«, meinte Ranulf, »ist der Mörder von Passerel über den in der Kirche gestolpert.«
    »Wirklich?« fragte Corbett und starrte nach unten auf den Fußabstreifer. Und nach einer Weile sagte er geheimnisvoll: »Laß uns dorthin gehen.«
    Corbett begab sich wieder nach draußen und schaute nach oben auf die verschiedenen Fenster, besonders auf die auf der Rückseite des College. Bevor sie sich auf den Weg machten, pflückte Corbett eine rote Rose, die noch naß vom Tau des Morgens war. Als sie in die stinkende Gasse kamen, in der Maltote tödlich verletzt worden war, beachtete er die seltsamen Blicke von Bullocks Soldaten nicht weiter und legte die Rose in eine Mauernische.
    »Ein Memento mori«, erklärte er. »Aber komm, Ranulf, Zeit für ein Gebet!«
    Sie gingen die Straße entlang durch die Menge von Hausierern und Händlern und in die St. Michael’s Church. Corbett schritt das Kirchenschiff entlang und blieb im Durchgang des Lettners stehen.
    »Für einen Daniel ist also der Tag des Gerichts gekommen!« hallte die Stimme der Anachoretin durch die Kirche. »Ihr seid doch hier, um Gericht zu halten?«
    »Woher weiß sie das?« flüsterte Ranulf.
    »Das ist eher eine Sache des Glaubens als die von Schlußfolgerungen«, antwortete Corbett.
    »Ich wette, diese arme Frau hat jeden Abend darum gebetet, daß an Sparrow Hall Rache geübt werde. Oxford ist eine kleine Stadt, Applestons Tod dürfte sich inzwischen überall herumgesprochen haben.«
    Corbett kniete kurz vor der Lampe des Allerheiligsten nieder und ging dann zu der Seitentür, durch die sich Passerels Mörder in die Kirche geschlichen hatte. Er kniete sich hin, um den eisernen Fußabstreifer zu untersuchen, der neben der Tür zwischen den Bodenplatten einzementiert war, so daß sich die Ein tretenden Schmutz und Erde von den Stiefeln kratzen konnten.
    »Passerels Mörder ist dort gestolpert«, rief die Anachoretin. »Ich habe ihn wie einen Dieb in der Nacht gesehen, aber so ist eben der Tod. Er ist ein stiller Seelendieb.« Corbett beachtete sie nicht. Er verließ die Kirche, ohne weiter auf den erneuten Ruf der Anachoretin zu hören. »Die Gerechtigkeit Gottes fährt wie ein flammendes Schwert auf die Sünder nieder!«
    Corbett und Ranulf liefen die Straße hinunter und bogen in die Retching Alley ein, um eine Ale-Schenke aufzusuchen. Die Schankstube war kaum größer als die Hütte eines Bauern. Der Fußboden war aus Erde. Einige Hocker standen herum, und umgestülpte Fässer dienten als Tische. Das Ale jedoch war bitter und schäumte.
    »Und?« Ranulf stellte seinen Krug ab. »Gehen wir jetzt weiter durch Oxford, oder sollen wir hier sitzen bleiben und uns anstarren?«
    Corbett lächelte. »Ich dachte gerade über den Zufall nach, Ranulf. Über das Glück und über den Würfelwurf. Beispielsweise über Edwards großen Sieg über de Montfort in Evesham. Oh, Edward ist ein guter General, aber er hatte auch Glück. Oder dieser Vogelfreie in Leighton. Wie hieß er noch gleich?«
    »Boso.«
    »Ah, richtig, Boso. Wie hast du ihn erwischt?«
    »Er entschloß sich zu fliehen«, erwiderte Ranulf, »schlug aber die falsche Richtung ein. Man kommt nicht weit, wenn einem das Moor den Weg abschneidet.«
    »Und wenn er den anderen Weg eingeschlagen hätte?«
    »Dann wäre er uns entkommen. Wie Ihr wißt, könnte sich eine ganze Armee im Epping Forest verstecken.«
    »Hier ist es dasselbe«, meinte Corbett. »Wir können unsere Logik einsetzen und unsere Schlußfolgerungen ziehen, aber was Ergebnisse
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