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Tempelhyänen

Tempelhyänen

Titel: Tempelhyänen
Autoren: Glen Cook
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letzter Zeit verdammt gefährlich«, sagte ich. Die Kleinen auch, wenn man bedachte, wie Kulte und Religionsgemeinschaften ihre Mönche und Priester gleich reihenweise aufgeknüpft hatten.
    Agire rann ein kleiner Blutfaden aus dem Mund. Er lag auf dem Rücken. Man konnte keine Wunde sehen. Ich rollte ihn auf den Bauch – und grunzte.
    Eine Minute später sagte ich Sattler: »Soweit ich sehe, habe ich meine Aufgabe hier erfüllt. Mit dem Rest kommt ihr Jungs klar. Ich geh nach Hause.«
    Morpheus blieb. Maya zockelte hinter mir her. Sie wußte nicht, wohin sie sonst gehen sollte. Wir mußten uns mal ernsthaft über ihre Zukunft unterhalten. »Dir geht doch was im Kopf rum«, sagte sie. »Spuck’s aus!«
    »Jill.«
    »Was stört dich daran?«
    »Sie hat Agire kaltgemacht. Während wir beschäftigt waren, hat sie ihm ein Messer in den Rücken gerammt. Niemand sonst kommt dafür in Frage, weil sie die einzigen waren, die unbehelligt geblieben sind.«
    »Aber warum?« Sie sagte nicht etwa, daß Jill zu so etwas nicht fähig wäre.
    »Ich denke, es geht um die Terrell-Knochen. Agire hat sie ihr gegeben, damit sie sie versteckt. Er hat nie gesagt, daß er sie wiederbekommen hat. Das einzige, was sie in meinem Haus versteckt hat, war dieser Schlüssel. Der hätte sie das Leben kosten können, wenn sie ihn behalten hätte. Verdammt. Vielleicht hatte sie ja von Anfang an vor, sich die Reliquien unter den Nagel zu reißen.«
    »Warum?«
    »Sie liebt Geld und hübschen Schnickschnack. Wieviel würde die Kirche wohl für die Reliquien zahlen? Oder andere Sekten?«
    Maya nickte. Ein paar Blocks weiter sprach sie. »Wir sollten in den Pfuhl gehen.«
    Schon möglich. Aber ich wollte vorher den Toten Mann fragen, ob mich das wirklich was anging.
     
     

 
53. Kapitel
     
    Na klar doch. Natürlich ging es mich was an. Ich war von Peridont engagiert worden und hatte nachdrücklich behauptet, er sei mein Klient, tot oder lebendig.
    Maya war entzückt. Ich konnte nicht behaupten, übermäßig erfreut zu sein. Es hatte früher angefangen zu schneien, als ich erwartet hatte, und erheblich stärker, als vorherzusehen war. Der Wind war beißend. Wenn es nach meiner Mütze gegangen wäre, würde ich zu Hause in der gemütlichen Wärme sitzen, ein Bierchen zischen und mir überlegen, wie ich Dean rausekeln und den Toten Mann in den Schlaf singen könnte, damit Maya und ich in aller Ruhe …
    Der Pfuhl war die reinste Geisterstadt, als wir ankamen. Der erste Schnee hat immer diese Wirkung auf TunFaire. Jeder flüchtet vor ihm und bleibt drinnen. Wir gingen um das Haus herum in die Seitengasse.
    »Zu spät«, sagte Maya. Wir sahen Spuren im Schnee auf der Treppe zum zweiten Stock, und die Fußspitzen zeigten nach unten.
    »Schon möglich.« Ich hetzte nach oben, stürmte rein und eilte einen Flur entlang, der dem unten ähnlich war. Eine Tür stand offen. Ich steckte den Kopf rein.
    Jills Zimmer, gut. Ich erkannte die Klamotten, die überall rumlagen. Einschließlich ihrer Garderobe für die Party eben am Fluß. Ich fluchte und lief raus.
    Vielleicht war ich etwas zu laut. Eine Tür ging auf. Die Elfenfrau erschien im Eingang. Polly. »Was machen Sie denn da?« fragte sie.
    Glöckchen bimmelten, Garrett … Na ja, was soll ich sagen? Ich verliebte mich sofort Hals über Kopf in sie. »Ich wollte Euch nur sagen, daß Ihr … daß Ihr … daß ich jetzt besser gehe. Ich mache mich zum Narren.« Keine schlechte Masche, Garrett. Immerhin hast du es dir ja aus dem Handgelenk geschüttelt. Ich floh nach draußen.
    »Sie ist weg«, erklärte ich Maya. »Wir müssen sie verfolgen, bevor die Fährte verschwindet.«
    Als wir losgingen, sah ich nach oben. Die Elfenfrau stand an der Treppe und lächelte mir verwundert hinterher.
     
    Jill verschwendete keine Zeit, aber der Schnee verriet sie. Wir holten auf. Ihre Spuren wurden frischer. Der Schneefall wurde schwächer und die Sicht besser. Die Straße, auf der wir gingen, mündete auf einen Platz. Eine Gestalt schlurfte vor uns her.
    »Eine alte Frau«, meinte Maya. »Sieh doch nur. Könnte Hesters Mutter sein.«
    Das sah ich selbst. Schon an der Art, wie die Frau sich bewegte. Sie trug viel Schwarz, wie alte Frauen es gern mal machen, und sie schlich förmlich dahin. »Verflucht!« Wie hatte ich denn die Spuren verwechseln können? Ich versuchte, mich zu erinnern.
    Aber das hatte ich nicht. Keine andere Spur hatte diese hier gekreuzt. Diese Frau war die einzige, die aus der Bude gekommen war. Und sie
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