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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution
Autoren: U. Kutschera
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voneinander getrennte Sachverhalte darzulegen. Die zur Illustration herangezogenen Beispiele entstammen der Originalliteratur, wobei zur Vertiefung einzelner Aspekte u. a. auf ein aktuelles Lehrbuch zur Evolutionsbiologie verwiesen wird (Kutschera 2008 a).
    Abb. 1.1: Die kreationistische Sicht vom Ursprung der Lebensformen, veranschaulicht am Beispiel des biblischen Schöpfungsmythos. Die Bildserie zeigt die Erschaffung der Erde, der Tiere und des Menschen im Verlauf von sechs Tagen durch den allmächtigen Schöpfer-Gott (nach einem Holzschnitt aus einer alten Bibel).

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Populäre Irrtümer zu Darwins klassischem Theoriensystem
    Der oben zitierte Briefausschnitt liefert ein repräsentatives Bild vom noch immer weit verbreiteten Kenntnisstand zum Themenbereich »Charles Darwin und die moderne Evolutionsbiologie «. Vier Irrtümer des anonymen Autors sollen hier exemplarisch hervorgehoben werden.
|17| Das Wort
Evolution
kommt in der Erstauflage von »Darwins Artenbuch«
On the Origin of Species
(1859), auf die sich der Verfasser der oben wiedergegebenen Zeilen bezieht, kein einziges Mal vor. Darwin führt in diesem Werk seine
Deszendenztheorie
ein, die im 19. Jahrhundert auch als Abstammungs- , Entwicklungs-, Transmutations- oder Transformationslehre bezeichnet wurde. Der Begriff Evolution – wörtlich verstanden: das Auswickeln eines verborgenen Gegenstandes – hatte damals noch eine andere Bedeutung (Individualentwicklung , d. h.
Ontogenese
) und wurde von Darwin erst nach 1870 gelegentlich als Synonym für Stammesentwicklung einer bestimmten Organismengruppe (
Phylogenese
) benutzt.
Die Entstehung des Lebens (d. h. der Ursprung der ersten Proto-Zellen, auch
chemische Evolution
oder
Biogenese
genannt) wird in Darwins Artenbuch an keiner Stelle wissenschaftlich behandelt. Darwin betont explizit, der Ursprung der ersten Lebensformen sei für ihn kein Thema, obwohl der Naturforscher in unpublizierten Briefen eine noch heute diskutierte Hypothese zu dieser Frage formuliert hatte (s. Kapitel 4).
Der Begriff
Mutation
(spontan auftretende somatische oder erbliche genetische Variation) wurde erst 1901 eingeführt und war Darwin, der 1882 starb, unbekannt. Die Ursachen der biologischen Variabilität in Fortpflanzungsgemeinschaften von Tieren und Pflanzen (
Populationen
) blieben für den britischen Naturforscher zeitlebens ein unlösbares Rätsel (s. Kapitel 3).
Im ersten Kapitel seines »Artenbuchs« weist Darwin darauf hin, dass die von A. R. Wallace und ihm entdeckte natürliche Selektion
eine
, jedoch nicht die
einzige
Ursache des Formenwandels sei. Daher maß er z. B. auch der geschlechtlichen Zuchtwahl (
sexuelle Selektion
) eine große Bedeutung bei – diese Darwinsche Theorie konnte Jahrzehnte später durch Verhaltensforschungen an einer Vielzahl verschiedener Tierarten bestätigt werden.
    |18| Der eingangs wiedergegebene Briefausschnitt dokumentiert somit exemplarisch, dass die Grundaussagen von Darwins Artenbuch oft falsch verstanden und dann in entstellter Form verbreitet werden.
    In diesem einführenden Kapitel wollen wir Leben und Werk von Darwin und dessen Kollegen Alfred Russel Wallace kennen lernen. Beiden Urvätern der den Artenwandel zumindest teilweise erklärenden
Selektionstheorie,
und somit einer
wissenschaftlichen
Biologie,
gebührt dieselbe Beachtung. Charles Darwin, nicht jedoch Wallace, ist noch zu Lebzeiten zur Schlüsselfigur der Evolutionsforschung geworden. Die Hauptgründe für diese ungleiche Bewertung der Leistungen der beiden Naturforscher sollen im letzten Abschnitt dargelegt werden.

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Darwin und Wallace: Literaturübersicht zu den Biographien
    Zu Leben und Werk von Charles Robert Darwin (1809 – 1882) (Abb. 1.2), der seinen zweiten Vornamen auf Publikationen weggelassen hat, gibt es eine unüberschaubar große Zahl an Veröffentlichungen, so dass man seit vielen Jahren von der »Darwin-Buchindustrie« spricht. In den letzten Jahren sind u. a. neben einer zweibändigen, über tausend Druckseiten umfassenden Biographie (Browne 2002) die folgenden englischsprachigen Bücher zu Teilaspekten von Darwins Leben und wissenschaftlichem Werk veröffentlicht worden.
    Im Jahr 2001 publizierte eine Dozentin die erste umfassende Würdigung des Lebens und der Leistungen der Ehefrau Charles Darwins, Emma Wedgwood (1808–1896) (Healey 2001). Im selben Jahr ist eine Monographie zum Leben und der Bedeutung von Darwins Tochter Anne Elizabeth (1841 –1851) erschienen. In
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