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Tatort Doppelbett

Tatort Doppelbett

Titel: Tatort Doppelbett
Autoren: A. A. Fair
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gefiel er mir.
     

3
     
    Nachmittags um diese Zeit war in der Cocktailbar wenig Betrieb. Der Andrang nach Geschäftsschluß hatte noch nicht begonnen, und die Laufkundschaft, vornehmlich Frauen auf Einkaufsbummel, hatte sich schon verzogen.
    Ich betrat das Lokal und blieb einen Moment lang an der Tür stehen, um mich an die schummrige Beleuchtung zu gewöhnen.
    Über der Kasse hing eine Lampe, und an der Bar war es ziemlich hell, aber die purpurroten Ampeln über den Tischen erinnerten mich an eine dunkle Mondnacht, und die Wandnischen waren für jemanden, der von der Straße hereinkam, völlig unsichtbar.
    Ich bemerkte Sharon erst, als sie dicht vor mir stand.
    »Donald Lam«, sagte sie. Ihre Stimme war wie eine Liebkosung. »Sharon?«
    »Ja. Wollen wir unseren Schlachtplan besprechen?«
    »Kann ich mir was zu trinken bestellen?«
    »Das müssen Sie sogar, wenn Sie mit mir sprechen wollen.«
    »Darf ich Sie dazu einladen?«
    »Nein, das ist gegen die Vorschrift.«
    »Wo können wir miteinander reden?«
    »Kommen Sie.«
    Sie führte mich zu einer Nische am anderen Ende des Raumes, wo wir unbeobachtet waren.
    »Was möchten Sie trinken, Donald?«
    »Einen King Alphonse.«
    »Schön, ich hole Ihnen einen. Geben Sie mir bitte einen Dollar, Donald.«
    Ich gab ihr den Dollar.
    »Der Bartender ist ein guter Kerl«, sagte sie. »Er springt für mich ein und gibt mir ein Zeichen, wenn ich gebraucht werde. Setzen Sie sich da drüben in die Ecke. Bin gleich wieder da.«
    Ich setzte mich in die weichen Lederpolster und wartete. Als sie zurückkam, hatten sich meine Augen hinreichend an das Halbdunkel gewöhnt, um Sharon voll zu würdigen.
    Sie war ein schlankes, langbeiniges Mädchen mit hübschen Kurven und kühlem Blick. Nachdem sie mich einer kurzen Musterung unterzogen hatte, stellte sie das Tablett mit dem Drink auf dem Tisch ab, sah sich rasch um und glitt neben mich auf die Polsterbank.
    »Donald, ich habe Angst.«
    »Schlimm?«
    »Nicht so schlimm, daß mir tausend Dollar nicht darüber weghelfen würden, aber immer noch schlimm genug. Mir ist bei der Sache nicht ganz wohl.«
    »Sie bringt Ihnen also tausend Piepen ein?«
    »Freilich.« Sie zog die Brauen hoch. »Wußten Sie das denn nicht, Donald?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Donald, was gibt's Neues?«
    »Meines Wissens nichts außer eintausend Dollar.«
    »Bitte nicht!«
    Ich sah sie fragend an.
    »Machen Sie keine Witze, sagen Sie mir lieber, ob's was Neues gibt.«
    »Später«, sagte ich. »Fangen wir lieber ganz von vorn an. Erzählen Sie mir noch ein bißchen mehr darüber, warum Sie ausgerechnet mich für den Job ausgesucht haben.«
    »Weil Sie mir gefallen. In meinem Beruf bekommt man eine gute Nase für Männer. Vor ein paar Tagen waren Sie mit einem Mädchen hier... Wer war das, Donald?«
    »Wollten wir nicht von Ihnen sprechen?«
    »Na, man wird doch noch fragen dürfen. Schließlich soll ich ja die Nacht mit Ihnen verbringen.«
    »Eben, und deshalb wollten Sie noch ein paar Einzelheiten mit mir besprechen«, erwiderte ich.
    »Das hat Zeit. Im Moment möchte ich vor allem wissen, wie groß das Risiko ist, auf das ich mich einlasse.«
    »Tja, das kommt darauf an.«
    »Worauf?«
    »Wieviel Sie von der Sache wissen.«
    »Donald, ich weiß gar nichts. Als ich in die Rezeption ging, hat mich der Angestellte ziemlich genau angesehen. Wie ich hörte, hat er der Polizei gesagt, daß er mich wiedererkennen würde. Na, und das läßt mir praktisch keine Wahl, weil ich meinen Job hier nicht aufgeben kann und sie mich früher oder später doch aufspüren, und dann dürfte eine Erklärung verflixt schwierig sein.«
    »Folglich?«
    »Folglich bring' ich's lieber gleich hinter mich. Abgesehn davon, tausend Dollar sind schließlich kein Pappenstiel.«
    »Und was ist es denn eigentlich, das Sie hinter sich bringen wollen?«
    »Ich dachte, Sie wissen Bescheid.«
    »Nicht genau. Es wäre nett, wenn Sie's mir erklären würden.«
    »Also, ich weiß nur, daß die Polizei die Eintragung im Register nachgeprüft und festgestellt hat, daß die Adresse fingiert war; das
    heißt, es gibt die Straße und Hausnummer in San Franzisko, aber die Leute, die dort wohnen, konnten nachweisen, daß sie sich am Samstag und Sonntag nicht weggerührt hatten.
    Dann hat die Polizei die Zulassungsnummer des Wagens überprüft und auch eine Niete gezogen. Bei dem Auto handelte es sich um ein Oldsmobile, und die Eigentümer hatten sich samt Wagen das ganze Wochenende über in Seattle aufgehalten.
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