Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes

Titel: Taran Bd 5 - Der Fürst Des Todes
Autoren: Lloyd Alexander
Vom Netzwerk:
indes drückte sich Hen in den entferntesten Winkel des Schweinegartens, hatte die kleinen Augen weit aufgerissen und zitterte. Als Dallben in das Gehege trat und die Runenstäbe in die Erde steckte, wich Hen Wen weiter zurück und grunzte beunruhigt.
    Dallben bewegte die Lippen und stellte sich neben den Ruten auf. Die anderen warteten vor dem Schweinegarten. Hen Wen schnaufte ängstlich, bewegte sich aber nicht.
    »Wovor fürchtet sie sich?«, flüsterte Eilonwy.
    Taran antwortete nicht. Er hatte seine Augen auf den uralten Meister geheftet, auf die Runenstäbe und die regungslose Hen Wen. Gegen den düsteren Himmel schienen sie erstarrt zu einem symbolischen Bild, dessen Bedeutung die schweigenden Freunde nicht kannten. Es war das erste Mal, dass Taran erlebte, wie der Zauberer das Orakelschwein befragte. Dallbens Kräfte kannte er nicht, doch fühlte er, dass Hen Wen zu entsetzt war, um sich zu bewegen. Die Zeit dehnte sich endlos. Selbst Rhun spürte, dass etwas nicht stimmte, und sein unbekümmertes Gesicht wurde ungewöhnlich ernst.
    Dallben warf Gwydion einen unsicheren Blick zu. »Niemals zuvor hat Hen Wen eine Antwort verweigert, wenn ich ihr die Runenstäbe gezeigt habe.«
    Wieder murmelte er Worte, die Taran nicht verstehen konnte. Das Orakelschwein zitterte, schloss die Augen und steckte den Kopf zwischen die Vorderbeine.
    »Vielleicht einige Noten auf meiner Harfe?«, schlug Fflewddur zögernd vor. »Ich habe schon einmal riesigen Erfolg …«
    Der Alte bedeutete ihm zu schweigen. Wieder sprach er. Seine Stimme war zugleich weich und befehlend. Hen Wen schreckte zurück und stöhnte.
    »Die Angst hat ihre Kräfte ausgelöscht«, sagte Dallben ernst. »Meine Zaubersprüche erreichen sie nicht. Ich habe versagt.«
    Verzweiflung malte sich auf den Gesichtern der Freunde. Gwydion senkte den Kopf, und seine Augen waren dunkel vor Sorge.
    »Auch wir werden versagen«, sagte er, »wenn wir nicht erfahren, was sie weiß.«
    Entschlossen sprang Taran über die Umzäunung und schritt langsam auf das verschreckte Tier zu. An seiner Seite kniete er nieder, kraulte es unter dem Kinn und tätschelte seinen Hals. »Hab keine Angst, Hen. Es wird dir nichts geschehen.«
    Überrascht wollte Dallben auf Taran zugehen, besann sich jedoch.
    Das Schwein hatte, als es Tarans Stimme hörte, vorsichtig ein Auge geöffnet. Sein Rüssel zuckte, es hob den Kopf und grunzte leise.
    »Hen, hör mir zu«, schmeichelte Taran. »Ich habe nicht die Macht, dir Befehle zu erteilen. Doch brauchen wir deine Hilfe. Wir alle.«
    Taran sprach weiter auf das Orakelschwein ein, und langsam hörte es auf zu zittern. Es versuchte nicht aufzustehen, doch schmatzte es zärtlich, schnaufte und stieß zufriedene Grunzlaute aus. Es zwinkerte mit den Augen, und fast schien es, es würde seinen Rüssel zu einem breiten Grinsen verziehen.
    »Hen, erzähl uns«, drängte Taran, »erzähl uns alles.«
    Hen Wen bewegte sich unruhig. Zögernd erhob sie sich. Sie keuchte und warf einen Blick auf die Runenstäbe. Langsam kam sie näher.
    Der Meister nickte Taran zu. »Gut gemacht«, murmelte er. »Heute ist die Macht eines Hilfsschweinehirten größer als meine eigene.«
    Taran wagte nicht zu sprechen. Er beobachtete das weiße Schwein, wie es bei der ersten Rute stehen blieb. Noch immer zögernd, zeigte es mit seinem Rüssel auf eines der Zeichen, dann auf ein zweites. Dallben schrieb schnell die Runen, die Hen Wen bedeutet hatte, auf ein Stück Pergament. Eine Zeit lang ging dies so weiter, dann plötzlich wich Hen Wen zurück.
    Dallbens Gesicht war ernst. »Kann das möglich sein?«, murmelte er. Seine Stimme klang beunruhigt. »Nein – nein. Wir müssen mehr erfahren.« Er warf Taran einen Blick zu.
    »Bitte, Hen«, flüsterte Taran und trat neben das Orakelschwein, das wieder zu zittern begonnen hatte. »Hilf uns.«
    Trotz seiner Bitte fürchtete Taran, Hen Wen würde sich abwenden. Sie schüttelte den Kopf, verdrehte die Augen, grunzte und stöhnte mitleiderregend. Doch dann näherte sie sich vorsichtig dem zweiten Stab. Hastig, als wollte sie die Angelegenheit so rasch wie möglich beenden, zeigte sie nacheinander auf verschiedene Zeichen. Die Hand des Zauberers zitterte, als er die Runen niederschrieb.
    »Jetzt die dritte Rune«, drängte er.
    Steifbeinig wich das Schwein zurück und setzte sich auf die Keulen. Und die einschmeichelnden Worte Tarans waren umsonst. Es bewegte sich nicht mehr. Schließlich aber erhob es sich noch einmal und näherte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher