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Taltos

Taltos

Titel: Taltos
Autoren: Steven Brust
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hier angenehm zu gestalten. Ich hoffe, der 32
    Teleport war nicht zu unbequem.«
    Nachdem sie diese erstaunliche Begrüßungsrede
    beendet hatte, verneigte sie sich nach Art der Issola. Ich sagte: »Ähmmmm, nein, der war in Ordnung.«
    Als würde ihr das tatsächlich etwas bedeuten, lächelte sie. Und ich glaube wirklich, daß das der Fall war. Sie sagte: »Kommt doch bitte gleich herein, und ich lasse den Lord Morrolan holen.« Sie streckte die Hand nach meinem Mantel aus, und, der Teufel soll mich holen, um ein Haar hätte ich ihn ihr sogar gegeben, nur so aus Reflex.
    Für gewöhnlich arbeiten meine Reflexe anders.
    »Ähmmmm, schon gut«, stammelte ich. »Ich werde
    ihn anbehalten.«
    »Selbstverständlich«, lächelte sie. »Folgt mir bitte.«
    Da schoß mir durch den Kopf, daß sie mich nicht mit Namen angeredet hatte, was vermutlich bedeutete, daß sie meinen Familiennamen nicht aussprechen konnte, was wiederum bedeutete, daß Morrolan vermutlich nicht allzuviel über mich wußte. Das war höchstwahrscheinlich etwas Gutes.
    Ich überquerte die Schwelle des Schwarzen Schlosses und trat in eine gewaltige Halle. Links und rechts von mir schwangen sich Stufen aus weißem Marmor in die Höhe, vor mir tat sich ein großer, bogenförmiger Durchgang auf, zu den Seiten hin mehrere kleine, über mir waren Balkone und an den Wänden einige
    Landschaftsmalereien – keine Psidrucke. Wenigstens war nicht alles schwarz.
    Dann erregte eines der Landschaftsbilder meine
    Aufmerksamkeit. Oben rechts zeigte es eine große gelbe Sonne, drumherum einen Himmel mit weißen
    Wolkenfetzen. Einen solchen Anblick hatte ich schon mal 33
    gesehen, und zwar durch die Augen meines Großvaters.
    Die Szene spielte im Osten.
    Teldra begleitete mich durch den großen Bogengang in der Mitte, durch eine schmucklose, aber gut beleuchtete Halle, die nach etwa zwanzig Schritten in etwas mündete, das ganz offensichtlich ein Wohnzimmer war. Hier herrschte ein blasses Gelb vor, und der Raum war voller dick gepolsterter Sessel, Anrichten, Weinschränke und Tische. Noch in den ersten zehn Sekunden gab ich es auf, nach möglichen Fallen zu suchen. Wenn doch Loiosh nur mitgekommen wäre.
    Teldra deutete auf einen Stuhl, der bequem aussah und einen Blick auf die Tür zuließ. Dort setzte ich mich. Sie sagte: »Der Lord Morrolan wird jeden Augenblick erscheinen. Gestattet Ihr, daß ich Euch Wein
    einschenke?«
    »Ähm, klar«, sagte ich. »Danke.«
    Also brachte sie einen Eisbehälter mit einer Flasche darin, was mir noch etwas Neues offenbarte; gekühlter Wein wird nämlich von den Ostländern bevorzugt. Sie griff die Flasche, nahm die Weinzange aus den Kohlen, umschloß fachmännisch den Flaschenhals, tauchte die Feder ins Eis und öffnete die Flasche. Ihre Bewegungen waren fließend und anmutig, als tanzte sie mit den Händen. Schließlich schenkte sie ein, und ich trank einen Schluck. Der schmeckte wirklich sehr gut, was wiederum eine Überraschung war. Ich sah mir die Flasche an, kannte das Etikett aber nicht.
    »Kann ich Euch sonst noch etwas bringen, Mylord?«
    »Nein, nein«, sagte ich. »Das reicht. Vielen Dank.«
    »Dann bis bald, Mylord.«
    Ich erhob mich, als sie ging, obwohl ich nicht wußte, ob das angebracht war. Teldra nahm es aber so zur 34
    Kenntnis, allerdings glaube ich, wenn ich sitzengeblieben wäre, hätte es auch keinen Unterschied gemacht.
    Dragonlords benutzen kein Gift; ich trank also noch ein bißchen Wein. In dem Augenblick betrat der Lord Morrolan, vom Tappen seiner Schritte abgesehen, unangekündigt den Raum.
    Er war groß und ganz in Schwarz gekleidet, nur auf seinem Hemd und den Schulterklappen war etwas Silber, das aus dem zurückgeworfenen Mantel hervorlugte. Eine Hand ruhte auf einem Langschwert. Das kantige Gesicht ließ sogleich das Haus der Dragon erkennen. Eine hohe Stirn und ganz dunkle, glatte Haare, die so lang waren, daß sie die Ohren bedeckten. Ich warf einen zweiten Blick auf das Schwert und erkannte, obwohl es in der Scheide steckte, daß es eine Morgantiklinge hatte, und zwar eine mächtige. Als ich sie durch meine Gedanken brummen hörte, mußte ich ein Schaudern unterdrücken.
    Erst später kam mir die Frage in den Sinn, warum er eine Klinge trug – noch dazu Morganti –, wenn er einen Gast in seinem Schloß empfing? Hatte er etwa Angst vor mir? War es eine Sitte der Dragonlords, bewaffnet in ihren eigenen Häusern herumzuspazieren oder Gäste so zu begrüßen?
    Oder wollte er ganz einfach nur ausholen
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