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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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Herzog!"
    Heinrich blinzelte, so als hätte er tatsächlich vor sich hingedämmert, blickte Christian fast erstaunt an,  als müssten die Worte einen langen Weg in seinem Kopf zurücklegen, ehe sie in sein Bewusstsein drangen, dann huschte die Mine des Begreifens und fast so etwas wie ein Lächeln über sein von pechschwarzen Haaren umrahmtes Gesicht. Er klatschte in die Hände wies auf die Tafel und sagte an alle gewandt: "So, dann können wir ja anfangen! Obwohl mir der Appetit ja eigentlich vergangen sein müsste, habe ich doch inzwischen schon wieder einen mächtigen Hunger!"
    Christian und Ronald, die sich darüber klar waren, dass man sicherlich nicht extra auf sie gewartet, sondern sich lediglich niemand anderes getraut hatte, Heinrich aus seiner Lethargie zu reißen; seine Launen und Wutausbrüche waren ebenso bekannt wie gefürchtet; warteten, bis alle anderen sich ihre Plätze gesucht hatten und setzten sich rücklings zum Haupteingang nebeneinander an die Mitte der auf hölzernen Böcken aufgelegten mächtigen Eichenholztischplatte.
    Obwohl in der Decke des Zeltes große Öffnungen für die Belüftung und den Abzug von Fackelrauch und sich stauender Wärme vorhanden waren, bildete sich um die mit noch dampfenden Speisen beladene Tafel schnell eine unangenehme Hitzeglocke. Aufgetragen war fast ausschließlich Fleisch in allen möglichen Variationen. Eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Männern war ständig damit beschäftigt, nach jagdbarem Wild Ausschau zu halten und die Herrschaften mit angemessener Nahrung zu versorgen. Das war heute allerdings nicht nötig gewesen, viele Zugochsen waren im Sturm zu Tode gekommen oder hatten sich so verletzt, dass sie geschlachtet werden mussten. Dadurch gab es heute für alle, auch für die untersten Mannschaften Fleisch, soviel jeder essen konnte, denn die Hitze würde es schnell verderben. Die besten Stücke lagen nun, zumeist gebraten, vor den Höchsten von Adel und Klerus, die sich hier um den Sachsenherzog versammelt hatten.
    "Nun, was würden die Herrschaften in Kenntnis der Ereignisse also vorschlagen, wie weiter zu verfahren sei?", fragte derselbe in die Runde, während er sich ein großes Stück Fleisch auf seinen Teller legte.
    Ronald, der kaum glaubte, dass er der Erste sei an dessen Meinung Interesse bestehe, kümmerte sich nicht um die kurz einsetzende angespannte Ruhe, sondern bediente sich mit ungespielter Gleichgültigkeit und ehrlichem Appetit von der riesigen Ochsenkeule, die vor ihm lag.     
    Christian, der seine verschwitzten Hände erst einmal an der Hose abwischen musste, kam sich einen Augenblick wie in der Klosterschule vor und konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen, wenn er, den Kopf zum Teller gesenkt, auf welchen Ronald ihm bis zum Überbersten Braten gelegt hatte, an all die hohen Würdenträger dachte, die links und rechts von ihm saßen.
    "Seid ihr denn überhaupt sicher, dass die Nachrichten aus dem Reich der Wahrheit entsprechen? Es gibt eine Menge Leute, die euch einen Misserfolg bei unserem Feldzug gönnen würden."
    Der Mann, der sich zu Wort gemeldet hatte, saß an der Seite des Herzogs. Er trug wie alle Deutschen einen dichten Bart und schulterlange Haare. Sein Name war Gunzelin und er stammte aus dem Geschlecht derer "von Hagen", die ihren Sitz am Elm östlich von Helmstedt hatten. Jetzt war er Graf von Schwerin und Herr auf der Burg Ilow.
    "Solltet ihr jetzt umkehren, könnte die letzte Gelegenheit, das Gebiet der Obodriten endgültig und das der Ranen zusätzlich in die Hand zu bekommen, vergeben sein!"
    Der Herzog war sich dessen natürlich bewusst. Er wusste allerdings auch, die nicht uneigennützige Sorge des Grafen richtig einzuschätzen, der sich davor fürchtete, dass Heinrich sich gezwungen sehen könnte, mit dem Obodritenfürst Pribislaw Frieden zu schließen und diesen wieder als Regenten einzusetzen. Das hatte er zwar tatsächlich vor, Gunzelin von Schwerin wollte er bei der Sache aber nicht übervorteilen, dafür hielt er zu viel von ihm. Schließlich war der Graf der Einzige gewesen, der vor zwei Jahren, als sich die Slawen wieder einmal erhoben und das Land mit Verwüstung überzogen und in Blut badeten, mit seinen beiden Burgen Schwerin und Ilow erfolgreich Widerstand leistete. Auch hatte er als enger Vertrauter vor einem Jahr Heinrichs Einverständnis zur Verlobung mit der Tochter des englischen Königs an den Hof in London überbracht.
     "Damit habt ihr selbstverständlich Recht. Besonders was Rügen
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