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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: Louisa Burton
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Frau, die sich über den steinernen Rand des Beckens beugte. Er hatte die Hände um ihre Taille gelegt. Seine dunkelblonden Haare waren so lang, dass ich ihn für ein Mädchen gehalten hätte, wenn ich nicht gesehen hätte, wie er mit den Hüften pumpte. Schockiert stellte ich fest, dass sie kopulierten – und zwar auf eine Art, die ich dem Tierreich vorbehalten geglaubt hatte. Noch merkwürdiger war, dass er, während er sich mit der einen Frau paarte, eine andere mit schwarzen Haaren, die neben ihm im Wasser kniete und ihm den Rücken streichelte, küsste.
    Ein Mann mit dunklen, lockigen Haaren stand am Sockel der Mittelsäule des Brunnens – auf der im Übrigen die Skulptur eines vögelnden Paares stand –, in einer Hand eine Flasche, die andere auf dem Kopf einer Frau, die vor ihm stand. Der Regen machte es schwer zu erkennen, was vor sich ging, aber es war offensichtlich, dass sich ihr Gesicht auf Höhe seines Glieds befand. Was das bedeutete, wagte ich mir nicht vorzustellen. Ein anderer Mann stand hinter ihr und ließ die Hüften kreisen. Aus seinem Hinterteil ragte ein dunkles, schwanzähnliches Objekt hervor. Das waren also die »unzüchtigen Vorgänge«, vor denen Kit mich gewarnt hatte, dachte ich, wobei ich seine typisch britische Neigung zur Untertreibung bewunderte.
    Ich nahm die Szene seltsam distanziert wahr, beinahe, als sei es einer dieser Träume, in denen man weiß, dass man träumt, sodass man mehr oder weniger zum Beobachter des Surrealen wird. Seitdem ich den Wagen abgestellt hatte, war ich wie leicht benebelt, und ich weiß noch, dass ich dachte: Vielleicht hatte Eugène recht mit der magnetischen Kraft in diesem Tal.
    Der dunkelhaarige Mann an der Säule sah mich. Er nahm einen Schluck aus der Flasche und schenkte mir ein entzückend jungenhaftes Lächeln, das erste von vielen, mit denen er mich bedenken würde, denn das war Inigo. »Ah, une beauté! Joignezvous donc à nous!«
    Ich schüttelte heftig den Kopf, drehte mich um und eilte durch den nächsten Eingang ins Schloss. Seine Einladung, mich ihnen anzuschließen, hallte in meinem Kopf nach.
    Ich befand mich in einem Saal, der aussah wie auf einem Gemälde. Er war riesig und opulent, mit Renaissance-Wand-teppichen, die über der mit Schnitzereien verzierten Wandtäfelung aus Eiche hingen. Solche Säle haben für gewöhnlich etwas Abweisendes, wofür Sunnys Blenheim Palace das beste Beispiel ist, aber hier war die Atmosphäre warm und anheimelnd. Vielleicht lag es an den bequemen modernen Möbeln, auf jeden Fall war es ein recht einladender Raum – oder er wäre es gewesen, wenn nicht von einer Kette an der Decke, die an den mit Vlies gefütterten Ledermanschetten um ihre Handgelenke und Knöchel befestigt war, eine geknebelte Frau mit einer Augenbinde gehangen hätte – nackt, natürlich. Sie hing mit dem Gesicht nach oben in der Höhe des kleinen Tisches neben ihr, die Beine weit gespreizt, sodass man ihre feuchte Spalte sah. Auf dem Tisch standen eine dicke, nicht angezündete Kerze und eine schwarze Marmorstatuette, und daneben lagen eine Karotte, eine Gurke … Du kannst es Dir schon vorstellen. Um ihren Hals hing ein Schild, auf dem stand: Fick mich oder leck mich.
    »O mein Gott!« Rasch entfernte ich Knebel und Augenbinde. »Ich hole Sie da herunter!«
    »Das wirst du schön bleiben lassen«, erwiderte sie mit vornehmem britischem Akzent. »Was meinst du wohl, wie lange sie gebraucht haben, um mich hier so zu präsentieren?«
    »Sie machen das freiwillig ? «
    Sie starrte mich ungläubig an. »Was hast du denn da auf dem Kopf?«
    Ich tastete nach dem Hut und musste feststellen, dass die breite Krempe völlig durchweicht war. Die Straußenfedern hingen schlaff herunter.
    »Willst du mich jetzt nun lecken oder nicht?«, fragte die Frau.
    Ich trat einen Schritt zurück und sagte: »Äh, vielleicht ein anderes Mal. Ich suche meinen Verlobten.«
    »Und das ist …?«
    »Randolph Lytton, Baron of Hickley.«
    Ihre Miene hellte sich auf. »Ach, du bist die kleine Yankee von unserem scharfen Randy? Freut mich, dich kennenzulernen. Ich bin Frances Caddingdon, aber du kannst Fanny zu mir sagen.«
    Ich erkannte den Namen – ich glaube, ich hatte sie vor ein paar Jahren im Royal Opera House im Vorbeigehen mal gesehen. Es war Lady Caddingdon, eine Marquise.
    Fanny erklärte mir, ich würde Hickley im Esszimmer finden, sagte mir, in welche Richtung ich gehen musste, und bat mich, ihr Knebel und Augenbinde wieder anzulegen.
    Das kleine
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