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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond
Autoren: Louisa Burton
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Tableau, auf das ich im Esszimmer stieß, kennst Du ja schon. Als mein Verlobter mich sah, hielt er in seinem Stoßen inne und sagte: »Miss Townsend? Sind Sie das?«
    Ich bejahte die Frage, da mir keine bessere Antwort einfiel.
    Er runzelte verwirrt die Stirn und sagte: »Was zum Teufel haben Sie da auf dem Kopf?«
    Und mit diesem Satz muss ich meinen Schreib-Marathon beenden, chéri , da ich bereits Krämpfe in der Hand habe – Du weißt, ich stehe an der Schwelle zum Alter. Außerdem ist Kitty gerade hereingekommen, um mich zum Abendessen in den Speisesaal zu schieben. Sie lässt ausrichten, sie schickt Dir einen Kuss, und ich soll Dir unbedingt das Folgende schreiben, sonst verweigert sie mir den Verdauungsspaziergang im Mondschein: »Bleib bei der Heiratsgeschichte dringend an Em dran. Früher oder später wird sie ja sagen, denn sie ist wirklich verrückt nach Dir.«
    Mit dem letzten Teil des Satzes hat sie recht.
    Je t’aime à la folie,
    Em

 
    3
    D u wirst uns dafür noch dankbar sein, meine Liebe«, sagte Lady L. und fesselte Emmelines Hände hinter ihrem Rücken, während ihre Zofe, die robuste Fanny, sie fest um die Taille packte.
    »Lasst mich sofort los, ihr schamlosen Dirnen!«, verlangte Emmeline, als die Frauen sie auf einen seidengepolsterten Hocker drückten und ihr die Beine unanständig weit auseinanderzogen, damit sie die Füße an die Stuhlbeine binden konnten.
    »Eine solche Prüderie führt nur zu Elend und hysterischen Anfällen«, erklärte Ihre Ladyschaft, während sie Emmeline mit dem Gürtel ihres mit Gänseblümchen bestickten Morgenmantels knebelte. »Du bist längst überfällig für eine sinnliche Ausbildung. «
    Sie zog den Vorhang beiseite, hinter dem Emmeline ein Fenster in dem dunklen kleinen Raum vermutet hatte. Es war auch tatsächlich eine Glasscheibe, aber man sah durch sie nicht nach draußen, sondern in einen Raum, von dessen Existenz Emmeline bis zu diesem Augenblick nicht das Geringste geahnt hatte.
    »Wir nennen dies die Brunftzelle«, verkündete Lady L.
    Es war eine fensterlose Kammer, die jedoch dank des Lichts aus elektrischen Wandleuchtern hell erschien. An den weiß getünchten Wänden hingen Wandbehänge, auf denen unaussprechliche Ausschweifungen dargestellt waren. Auch die Möbel hatten ungewöhnliche, unvertraute Formen, aber Emmelines Blick wurde vor allem von der nackten Schönheit angezogen, die mit ausgestreckten Armen und Beinen an goldenen Ketten von der Decke hing. Sie war nicht nur geknebelt, wie Emmeline, sondern trug auch eine Augenbinde, und sie hing gerade in der richtigen Höhe, dass ein Mann in sie eindringen konnte, was genau in diesem Augenblick auch der Fall war.
    Der fragliche Gentleman war nackt bis auf eine Besonderheit: Aus seiner hinteren Öffnung hing ein Schwanz aus schwarzen Pferdehaaren. Hinter ihm stand eine Frau in einem schwarzen Korsett, langen Handschuhen und hohen Stiefeln, die ihm mit einer Reitgerte aufs Hinterteil schlug und schrie: »Fester, du kümmerlicher Wallach! Ramm ihn hinein! Stoß die Hure!«
    Diese drei waren jedoch nicht die Einzigen, die sich an jenem Abend in der Brunftzelle aufhielten. Was Emmeline zunächst für die lebensgroße Basreliefskulptur eines Mannes an der hinteren Wand gehalten hatte, stellte sich bei näherer Betrachtung als echter Mann heraus, der mithilfe von Gips an der Wand befestigt war. Zu sehen waren nur seine Nase, sein Mund und sein Schritt, der anscheinend rasiert und weiß bemalt worden war. Eine Frau in einem strengen schwarzen Kleid stand vor ihm und fuhr mit einer Feder über seine geschwollene Männlichkeit und den dicken Sack darunter. Er stöhnte dabei leise auf.
    In einer Ecke befand sich so etwas wie ein hohes Turnpferd, über dem eine junge Frau bäuchlings lag, den Rock hochgeschoben und die Gliedmaßen an die Beine ihrer merkwürdigen Bank gefesselt. Hinter ihr stand ein eleganter Mann mit einer schwarzen Maske, die aus etwas Hartem und Glänzendem zu bestehen schien wie Lack, aber Emmeline erkannte ihn an seinen geölten, rötlichen Haaren als Lord Hardwyck, ihren Verlobten. Er nahm die Frau auf dem Pferd wie ein Hund, wobei er sie bei jedem Stoß kräftig auf ihr rosiges Hinterteil schlug. Dabei starrte er die ganze Zeit über zu Emmeline, ein lüsternes Glitzern in den Augen.
    »Er kann dich nicht sehen«, sagte Lady L. »Er sieht sich selbst dabei zu, wie er es Philomena Quimsby besorgt. Auf seiner Seite ist es ein Spiegel, und hier kann man hindurchsehen … Oh,
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