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Süchtig

Titel: Süchtig
Autoren: Matt Richtel
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häufiges, zwanghaftes Multitasking und der Drang nach Stimulation und Ablenkung. Die Betroffenen langweilen sich schnell und suchen dann nach einem Orientierungspunkt oder einer Aktivität, wobei sie auch vor heftigen Auseinandersetzungen nicht zurückscheuen. Freudianer würden bei diesem Verhalten wohl von Hysterie sprechen.

    Merkwürdigerweise fällt diese Epidemie mit dem Auftreten eines neuartigen Computerwurms zusammen. Ist ein Rechner infiziert, öffnen sich Experten zufolge Popup-Fenster auf dem Bildschirm. Im Unterschied zu herkömmlichen Würmern handelt es sich jedoch um sublime Werbebilder, die nur kurz über den Monitor flackern.
    Falls Betroffene sich kaum noch von ihren Geräten losreißen können, ist eine Infektion mit diesem Computerwurm in Betracht zu ziehen. Fachleuten zufolge gibt es dagegen nur ein Mittel: den Stecker ziehen.
    An dieser Stelle wurde der Text durch eine Grafik – eine Illustration meines Redakteurs Kevin – unterbrochen, die einen mysteriösen Partikelstrom vom Monitor zum Gehirn zeigte. Ich prustete laut los.
    »Ich wusste nicht, dass medizinische Fachzeitschriften so komisch sind«, sagte eine Frauenstimme. Erin setzte sich an den Tisch neben meinem. Sie hatte ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sah aus, als käme sie direkt vom Joggen.
    »Du musst reden! Die New York Times ist auch nicht gerade als Witzblatt bekannt«, erwiderte ich.
    Wenige Wochen zuvor hatte mich Erin in ein von ihr selbst erfundenes Spiel eingeweiht, das sie »Wie sind sie gestorben?« nannte. Sie las mir einen Nachruf vor, und ich musste die Todesursache erraten.
    Ich verbrachte viel Zeit mit Erin und gewöhnte mich allmählich sogar an ihre Leidenschaft für freien Tanz.

    Die durch den Computer verursachten körperlichen Symptome hatten sehr bald nachgelassen, nachdem ich
den verseuchten Laptop abgeschaltet hatte. Samantha half mir mit ihrer Hexenkunst zusätzlich, wobei ich für den Augenblick auf Akupunktur verzichtete. Bullseyes Therapieansatz bestand in einer ganzheitlichen Behandlung mit Bier und Breitwandfernsehen.
    Meine Gefühle für Annie durchliefen eine Wandlung. Zuerst war ich nur fassungslos, dann wurde ich wütend – eine völlig normale Entwicklung. Dabei blieb es jedoch nicht. Ich verklärte sie nicht mehr wie früher und träumte auch nicht mehr von einem Wiedersehen – eine Beziehung zu einer Soziopathin reichte mir.
    Trotzdem war ich über die Gefühle noch nicht hinweg, die sie in mir geweckt hatte. Wie sollte ich zwischen gesunder und krankhafter Leidenschaft unterscheiden können? Wie sollte ich mich nicht nach dieser Nähe sehnen, auch wenn ich sie mir vielleicht nur eingebildet hatte?
    Ich fühlte mich wie ein trockener Alkoholiker. Für den Rest meiner Tage würde ich mit dem Wissen leben müssen, dass die köstlichste Erfahrung der Welt mein Tod sein würde.
    Woher sollen wir wissen, ob eine kurzfristige Obsession für etwas, das uns wichtig ist, langfristig unser Glück beeinträchtigt?
    Arbeit, Essen, das Liebesleben der Prominenten und die aktuellen Nachrichten – wie sollen wir leere Zerstreuung und wahres Engagement unterscheiden? Was ist überhaupt Liebe?
    Vielleicht hängt das davon ab, wie unser Stoffwechsel Emotionen und Erfahrungen verarbeitet, oder auch nur davon, für welche Überzeugung wir uns entscheiden.
Mit jedem Tag, der vergeht, weiß ich ein wenig besser, welche Menschen und Erlebnisse mein ganz persönliches fünftes Glas Jack Daniel’s sind.
    Meine nächste Liebe wird weniger schön sein – und schöner.

Danksagung
    Um einen Roman für ein großes Publikum zu schreiben, braucht man ein ganzes Heer von Helfern. In diesem Sinne danke ich in aller Bescheidenheit:

    Meinen Eltern. Meinem Vater, der mich mit großen Ideen bekannt gemacht und Ehrfurcht gelehrt hat. Meiner Mutter, von der ich gelernt habe, mit Augen und Ohren auf die kleinen Momente und Gefühle zu achten, die am meisten zählen. Ich liebe euch beide;
    meiner selbstlosen Braut, Meredith Jewel (Familienname steht noch nicht fest), für ihre Geduld, Ausgeglichenheit, beständige Zuneigung, Kreativität, ihr persönliches und redaktionelles Verständnis und die Fähigkeit, merkwürdige Anwandlungen zu ignorieren und das große Ganze zu sehen;
    Barney, Bob, Brad, Cheryl, Josh und Trish (in alphabetischer Reihenfolge) für ihre Ermutigung in der Anfangsphase, ihr wichtiges Feedback und die Ideen zu Handlung und Figuren, die mir sonst entgangen wären;
    Sara-Jane für ihr
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