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Stille Wasser

Stille Wasser

Titel: Stille Wasser
Autoren: Laura Anne Gilman , Josepha Sherman
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keuchte Buffy befriedigt und rammte dem Vampir mit allerletzter Kraft das Holz in die Brust.
    Staub regnete auf die wogende See herab und verteilte sich in bizarren Mustern, doch Buffy blieb wenig Zeit, diesen Anblick zu genießen. Zwei unerbittliche schuppenbewehrte Klauen schlossen sich um ihre Knöchel und rissen sie zurück unter die Wasseroberfläche.
    Zurück in ihren Alptraum...

    201

    Selbst an einem sonnigen Nachmittag hätten die diffusen Lichtverhältnisse, die unter Wasser herrschten, immer noch etwas Bedrückendes gehabt. Doch zu einer Tageszeit wie dieser, mit einer Wolkendecke am Himmel, die jeden noch so zögerlichen ersten Lichtstrahl bereits im Keim erstickte, bekam die dort regierende Finsternis etwas nachgerade Grauen erregendes. Und es war nicht eben hilfreich, dass ihr Verstand sogleich die assoziative Verbindung herstellte und die Szene mit der Filmmusik zum Weißen Hai unterlegte. Buffy begann wie wild mit den Beinen zu strampeln und schaffte es tatsächlich, für einen kurzen Augenblick wieder frei zu kommen. Sie tauchte auf und rang verzweifelt nach Luft. Diese ständige Absauferei muss ein Ende haben, dachte sie wütend.
    Sie vernahm eine Art seltsamen, heulenden Singsang, fast wie die erwachsenere Version von Ariels piepsigem Gejaule, und mit einem Male wurde ihr klar, dass das, was ihr eben geholfen hatte, ein Selkie gewesen war. Ariel? Oder vielleicht ihre überfälligen Eltern? Völlig egal. Neuen Mut schöpfend, schrie Buffy heraus: »Helft mir, unter Wasser!«
    Erneut zerrten starke schuppige Klauen sie hinab. Als sie unter einem ihrer Füße das Gesicht eines Merrows spürte, stieß sie sich mit aller Gewalt ab und kam japsend wieder an die Oberfläche. »Wir versuchen zu helfen, aber ihr seid genauso hier zu Hause wie sie!«, rief sie, in der Hoffnung, dass die Selkies sich noch in der Nähe aufhielten und sie hören konnten.
    Nichts. Nada. Und wieder ging es abwärts. So viel zu guten Vorsätzen. Das Brennen in ihren gemarterten Lungen wurde so unerträglich, dass sie den Schmerz am liebsten laut hinausgebrüllt hätte – wenn das nicht gleichbedeutend mit Ertrinken gewesen wäre.
    Ihr Alptraum wurde Wirklichkeit...
    Ein letztes Aufbäumen... ein letzter kostbarer Moment an der Oberfläche, ein allerletzter Atemzug wundervoller, köstlicher Luft –

    202

    Und das seltsame Heulen ging über in eine eindringliche, lockende Melodie.
    Eindringlich war das richtige Wort. Buffy spürte die Energie, die sich beinahe wie Elektrizität im Wasser ausbreitete und ein Kribbeln auf ihrer Haut erzeugte. Die verbliebenen Merrows ließen schlagartig von ihr ab, folgten dem zunehmend höhnischer werdenden Geheule wie einem Ruf, der sie daran erinnerte, dass es in tieferen Gewässern leichtere Beute zu jagen gab, bekömmlichere Nahrung, die nicht wie wild um sich trat oder einen aufzuspießen und zu töten versuchte. Zurück blieb Buffy, die im tiefen Wasser mit Armen und Beinen strampelte und gierig ihre gequälten Lungen mit herrlicher, süßer Atemluft füllte.
    Okay. Bloß nicht schlapp machen. Nicht jetzt.
    Sie zwang sich, ruhiger zu atmen und ihre auf akuten Sauerstoffmangel und Gefahr eingestellten Körperfunktionen wieder auf ein normales Level herunterzufahren.
    Diese Seehund-Typen kümmern sich um die Merrows und locken sie auf hohe See hinaus, dachte Buffy. Wo sie auch hingehören. Also eine gute Sache. In der Zwischenzeit sollte ich mich, Wasser hin oder her, ebenfalls ein wenig nützlich machen...
    He. Treibgut. Sie fischte sich aus den auf- und niederdümpelnden Hölzern einen pflockartiges Gebilde heraus und schwamm Richtung Ufer, bereit, sich auch noch die letzten der zweifellos mit reichlich Meerwasser abgefüllten Vampire vorzuknöpfen. Keine große Herausforderung. Aber sie bekam ohnehin nicht genug Luft, um flapsige Sprüche zu klopfen.
    Egal. So was von egal.
    Doch als sie das Schlachtfeld erreichte, waren keine Vampire mehr da, gegen die sie kämpfen konnte. Ein Grinsen trat in Buffys Züge. Ihre Gang hatte ganze Arbeit geleistet. Auch gut, dachte sie erschöpft und schleppte sich den Strand hinauf, dorthin, wo ihre Freunde und ein ziemlich betreten 203

    dreinschauender Dr. Lee um Xander herumstanden. »Nur ein ziemlich übler Kratzer«, beruhigte Giles die anderen.
    »Gut«, sagte Xander und kippte hintenüber.
    »Prima Idee«, keuchte Buffy und ließ sich ebenfalls in den Sand fallen. Der Rest der Truppe folgte ihrem Beispiel. Völlig abgekämpft kauerten sie da und
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