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Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)

Titel: Sterne über Cornwall: Roman (German Edition)
Autoren: Liz Fenwick
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Abschlussmauer des Hauses gewesen, die aus Stein, aber auch aus einer Mischung aus Lehm, Kies und Stroh errichtet worden sein konnte. Sie würde Mark fragen, wenn sie ihn wiedertraf. Gestern hatte sie ihn beim Einkaufen in Helston beobachtet. Er war mit einer hübschen Blondine ins Gespräch vertieft gewesen, nicht mit der, die Maddie am Abend ihrer Ankunft in Cornwall gesehen hatte. Er schien ein Frauenheld zu sein und eine Menge über die Häuser der Gegend zu wissen.
    Als sie die Hand über den oberen Rand eines Paneels gleiten ließ, spürte sie, wie sich etwas bewegte, und sie zog sie zurück. Ihre Finger waren schwarz von Staub. Wenn sie gegen die Wand klopfte, hörte das Scharren dahinter auf. Sie lehnte sich hundemüde dagegen und schaute zum Garten hinaus. Ihre innere Stimme sagte ihr, dass alles gut werden würde. Maddie fasste den Entschluss, Hannah zu helfen. Es musste eine Möglichkeit geben, an sie heranzukommen. Das hatte sie John versprochen, und sie pflegte ihre Versprechen zu halten.
    Als der Elektriker auf den Dachsparren des Stalls balancierte, um neue Leitungen zu verlegen, hielt Maddie den Atem an. Warum, fragte sie sich, konnte er keine Leiter benutzen wie ein normaler Mensch? Wie lange würden ihre Nerven das noch aushalten?
    Um sie herum lagen Staffeleien und Leinwände, alles, was sie zum Leben und Malen brauchte. Sie öffnete einen Karton. Ihre Nase zuckte, als der Geruch von Terpentin die Luft erfüllte. Ein Behälter schien leck zu sein. Sie griff in die Schachtel und ertastete ein Bündel Briefe und Karten. Dann spürte sie etwas Kühles. Nicht gut. Wer hatte diesen Karton gepackt, die Karten und die Bronzebüste von ihm zu dem Terpentin gegeben?
    Sie holte tief Luft und trat hinaus ins Licht der Sonne. Briefe und Büste hatten den Schmerz über Johns Tod wieder geweckt. Wann würde er endlich verschwinden oder wenigstens nachlassen?
    »Könnten Sie mir mal die Leiter bringen?«, rief der Elektriker.
    Jetzt baumelte er von der anderen Seite der Stalldecke. Maddie brachte ihm die Leiter. Sobald er sicher auf dem Erdboden stand, wandte sie sich wieder ihrer Aufgabe zu. Sie war ein großes Mädchen, sie würde das schaffen. Als Erstes holte sie Johns Büste aus dem Karton. Die hatte sie in ihrem ersten gemeinsamen Sommer angefertigt. Als sie die Wangen der Büste berührte, konnte sie fast die Wärme der Sonne auf seiner Haut spüren. Berauschende Erinnerungen an Tage voll Lachen und Liebe wirbelten durch ihren Kopf. War das alles real gewesen? Sie wusste es nicht mehr. Das Ende verzerrte die Anfänge und versuchte, ihre Geschichte neu zu schreiben.
    Sie stellte die Büste auf den Boden. Welchen Platz sollte sie bekommen? Wollte sie sie im Haus? Wollte sie durch sie permanent an ihren Verlust erinnert werden? Nein, das wollte sie nicht. Das führte nur wieder zu Tränen.
    Plötzlich ging das Licht an, das jeden Winkel ausleuchtete und sie blendete. Als ihre Augen sich daran gewöhnten, kam sie zu dem Schluss, dass sie dabei arbeiten konnte. Schon merkwürdig: Sie brauchte unbedingt Licht, doch zu viel künstliches Licht machte ihr Gefühl für Farben kaputt.
    »Besser, was?« Der Elektriker hielt etwas in der Hand, das aussah wie ein getoastetes Tier.
    Maddie nickte und warf einen Blick auf das Ding in seiner Hand. »Was ist das?«
    »Eine Ratte. Das Vieh hat ein Kabel durchgenagt und ist dran krepiert«, erklärte er ungerührt und schlenderte davon. Maddie nahm sich vor, die Erneuerung der Stromkabel ganz oben auf die Liste der zu erledigenden Dinge zu setzen. Erhob sich nur die Frage, wie lange das wenige Geld, das sie besaß, reichen würde. In solchen Momenten überlegte sie, ob die Entscheidung für die neuen Krebsmedikamente sinnvoll gewesen war. Ohne sie wären sie und Hannah nun nicht so knapp bei Kasse gewesen. Nein, wie konnte sie so etwas denken, wenn sie ihr möglicherweise mehr Zeit mit John verschafft hatten? Trotzdem hätte sie mit dem Geld … Maddie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Nein, vorbei war vorbei.
    Johns Gesicht starrte sie vom Boden aus an. Was sollte sie mit dem verdammten Ding machen? Vielleicht wollte Hannah die Büste für ihr Zimmer. Sie war die letzten Tage nur zum Essen und Trinken herausgekommen und hatte nicht einmal die Möbelpacker hineingelassen. Maddie runzelte die Stirn. Psychologische Berater hatten ihr erklärt, dass sie Geduld haben müsse mit Hannah, die eine Menge zu bewältigen habe. Maddie besaß Geduld, denn sie ahnte, dass es
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