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Stark (Dark Half)

Stark (Dark Half)

Titel: Stark (Dark Half)
Autoren: Stephen King
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Thad verspürte den absurden Drang, ihn wegzuküssen.
    »Womit soll ich aufhören?«
    »Wenn du grinst, grinsen sie auch. Und ein grinsendes Baby kann man nicht füttern.«
    »Entschuldigung«, sagte er demütig und blinzelte den Zwillingen zu. Einen Augenblick lang wurde ihr grünumrandetes Lächeln breiter.
    Dann senkte er den Blick und las weiter.
    Nachdem ich den Namen hatte, fing ich noch am selben Abend mit der Arbeit an Machine's Way an; aber da war noch etwas. Ich spannte ein Blatt Papier in meine Schreibmaschine, wie immer, wenn ich schreiben will -
    und dann zog ich es wieder heraus. Ich habe all meine Bücher mit der Maschine geschrieben, aber George Stark hielt offenbar nichts von Schreibmaschinen.«
    Für einen Moment erscheint wieder das Lächeln auf seinem Gesicht. »Vielleicht deshalb, weil es in den staatlichen Hotels, in denen er seine Strafen absaß, keine Schreibmaschinenkurse gab.«
    Beaumont spielt auf George Starks »Schutzumschlag-Biographie« an, in der es heißt, der Autor wäre neununddreißig Jahre alt und hätte dreimal im Gefängnis gesessen: wegen Brandstiftung, wegen Bedrohung mit einer tödlichen Waffe und wegen Überfalls mit mörderischer Absicht. Der Text auf dem Schutzumschlag ist jedoch nur ein Teil der Geschichte; Beaumont holt eine Autoreninformation der Darwin Press aus der Schublade; dort ist der Lebenslauf von George Stark bis ins kleinste Detail wiedergegeben - nur ein guter Romander kann einen Charakter auf diese Art quasi aus dem Nichts erschaffen. Von seiner Geburt in Manchester, New Hampshire, bis zu seinem letzten Wohnsitz in Oxford, Mississippi, ist alles vorhanden, ausgenommen George Starks Beisetzung in Castle Rock, Maine.
    »In einer meiner Schreibtischschubladen fand ich ein altes Notizbuch, und ich benutzte die hier.«
    Er deutet auf den Steinzeugtopf mit den Bleistiften und scheint etwas überrascht, als er feststellen muss, dass er einen davon in der Hand hält. »Ich fing an zu schreiben, und auf einmal stand Liz an der Tür, sagte, es wäre Mitternacht, und fragte, ob ich überhaupt nicht ins Bett wollte.«
    Liz Beaumont hat ihre eigenen Erinnerungen an diesen Abend. Sie sagt: »Ich wachte um viertel vor zwölf auf und sah, dass er nicht im Bett war, und ich dachte, nun ja, er schreibt. Aber ich hörte die Schreibmaschine nicht, und da bekam ich es ein wenig mit der Angst zu tun.«
    Ihr Ausdruck lässt vermuten, dass es mehr als nur ein wenig war.
    »Als ich hinaufkam und ihn in dieses alte Notizbuch schreiben sah, war ich sprachlos.« Sie lacht. »Seine Nase berührte fast das Papier.«
    Der Interviewer fragt, ob sie erleichtert gewesen war.
    Mit leiser, gemessener Stimme sagt Liz Beaumont: »Ich war sehr erleichtert.«
    »Ich blätterte in dem Notizbuch zurück und stellte fest, dass ich sechzehn Seiten geschrieben hatte, ohne etwas durchgestrichen zu haben«, sagt Beaumont, und ich hatte drei Viertel eines brandneuen Bleistifts im Anspitzer in Späne verwandelt.« Er mustert den Steinzeugtopf mit einem Ausdruck, bei dem es sich ebenso gut um Melancholie wie um hintergründigen Humor handeln kann.
    »Vielleicht sollte ich jetzt, wo George tot ist, diese Bleistifte in den Müll werfen. Ich selbst brauche sie nicht. Ich habe es versucht. Es funktioniert einfach nicht. Ich bin auf die Schreibmaschine angewiesen. Sonst werden meine Hände lahm und dumm. Bei George war das nie der Fall.«
    Er schaut auf und bedenkt den Interviewer mit einem mysteriösen Zwinkern.
    »Liebling?« Er richtete den Blick auf seine Frau, die sich gerade bemühte, den Rest Erbspüree in William hineinzubekommen. Ein beträchtlicher Teil davon schien auf seinem Lätzchen gelandet zu sein.
    »Ja?«
    »Sieh mich einen Moment an.«
    Sie tat es.
    Thad zwinkerte.
    »War das mysteriös?«
    »Durchaus nicht.«
    »Es kam mir auch nicht so vor.«
    Der Rest der Story ist ein ironisches Kapitel in der größeren Geschichte dessen, was Thad Beaumont als »das, was die Spinner den Roman nennen« bezeichnet.
    Machines Way wurde im Juni 1976 von der relativ kleinen Darwin Press herausgebracht (Beaumonts »eigene«
    Bücher werden von Dutton verlegt), wurde zum Überraschungserfolg des Jahres, kletterte auf den ersten Platz sämtlicher Bestsellerlisten von Küste zu Küste und lieferte das Drehbuch für einen Film, der ein Kassenschlager wurde.
    »Lange Zeit habe ich darauf gewartet, dass jemand herausfand, dass ich George war und George ich«, sagt Beaumont. »Das Copyright lautete auf George Stark,
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