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Späte Heimkehr

Späte Heimkehr

Titel: Späte Heimkehr
Autoren: Di Morrissey
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ausgeblichenen Blümchenkleid alte Segeltuchschuhe trug, half ihrem Bruder, das Gatter hochzuhieven, und trat dann erwartungsvoll zur Seite.
    Aber Betsy, wie der Buick liebevoll genannt wurde, war erledigt. Sie hatte es bis hierher geschafft, und das war nah genug. Als wäre der Wagen eine fette Matrone, die unvermittelt von ihrem engen Korsett befreit wird, platzten die Türen auf, und die Passagiere wälzten sich ins Freie, während Betsy in der kühlen Abendluft vor sich hin dampfte und keuchte und einfach nicht mehr starten wollte.
    Bob McBride kannte ihre Launen. »Das war's. Die rührt sich vor morgen Früh nicht mehr.«
    Das aufgeregte Geplapper und Gelächter verstummte, und die Kinder begannen zu quengeln. Gwen McBride trug einen kleinen, müden Jungen auf dem Arm, der Kopf des Dreijährigen lehnte schläfrig an ihrer Schulter. In der anderen Hand hielt sie den unruhigen Collie straff an der Leine. »Und was jetzt? Wie weit ist es wohl bis zum Haus, was denkst du?«
    »Tja, ich fürchte, es gibt nur einen Weg, das rauszufinden. Mach das Gatter wieder zu, Kev. Jeder schnappt sich eine Tasche. Und kurbelt die Fenster hoch. Ab hier geht's auf Schusters Rappen weiter. Betsy wird morgen Früh nachgeholt.«
    »Nehmt auch etwas zu essen mit, in der Vorratsdose im Kofferraum sind Brot und Eier«, ordnete Gwen McBride an. »Nur für den Fall, dass nichts im Haus ist. Mrs. Pemberton hat zwar gesagt, dass sie alles für uns vorbereiten wird. Aber man weiß ja nie, was das bedeutet.«
    Unter Murren und Jammern, Ermahnungen und unterdrücktem Kichern begann die siebenköpfige McBride-Sippe mitsamt Hund und einem Schuhkarton voller Seidenraupen den Feldweg entlangzutrotten. Der Mond stand inzwischen am Himmel und leuchtete ihnen den Weg. Schon bald hatte Bob McBride sie so weit, dass sie alle aus voller Kehle sangen:
»If I knew you were coming I'd have baked a cake …«
Und so stapften sie auf ihr unbekanntes neues Zuhause zu.

[home]
    Drittes Kapitel
    B arney fuhr am späten Sonntagvormittag wieder zurück nach Amba. Und was für ein Bilderbuchsonntag das war: sonnig, warm, wie geschaffen zum Faulenzen. Trotzdem wusste er, dass sein Vater darauf bestehen würde, alles vorzubereiten, damit sie am nächsten Tag die Scherer aussuchen konnten.
    Die Party bei den Frenchams war fantastisch gewesen. Sie hatten die ganze Nacht bis zum morgendlichen Barbecue durchgefeiert. Obwohl einige der Jungs zu tief ins Glas geschaut und am nächsten Morgen einen ziemlichen Kater gehabt hatten, hielt dies keinen davon ab, sich großzügig von den Würstchen, Koteletts und gebratenen Eiern mit Speck zu bedienen, die in einem kleinen Eukalyptuswäldchen auf dem Grill brutzelten. Die Teller auf dem Schoß, hockten sie auf gefällten Baumstämmen, die Mädchen hielten Stecken mit aufgespießtem Brot ins Feuer, um es zu rösten, oder sie reichten dicke, mit Grillfett voll gesogene Scheiben an die anderen weiter, und alle stimmten darin überein, dass es ein großartiges Fest gewesen war.
    Die zwei Dutzend Partygäste kannten einander schon seit Jahren. Sie hatten die Gelegenheit genutzt, um alte Freundschaften aufzufrischen, nachdem sie ihre Internatszeit hinter sich gebracht, sich eine Zeit lang im Ausland aufgehalten oder außerhalb des Landkreises gearbeitet hatten. Die meisten von ihnen würden von nun an in der Gegend bleiben, wieder bei den Eltern wohnen und beginnen, eigene Familien zu gründen. Die Mädchen zogen nach der Hochzeit üblicherweise dorthin, wo ihre Ehemänner herkamen, doch man konnte davon ausgehen, dass die meisten sich innerhalb dieser Gruppe verheiraten würden.
    Barney blickte zu den rosafarbenen Trieben der Eukalyptusbäume auf, die im blauen Licht des Vormittags beinahe durchsichtig zu sein schienen. Das war sein Australien. Wie sehr hatte er diese Klarheit des Lichts, den Duft des Buschs und den Gesang der einheimischen Vögel während seiner Jahre in der Stadt doch vermisst!
    Nach seinem Abschluss an der Kings School in Parramatta war er, wie viele begabte und begüterte Jungen vom Land, in eines der großen Wollhandelshäuser eingetreten, um dort alles zu lernen, was ihm später für das eigene Geschäft von Nutzen sein konnte. In den holzgetäfelten Büroräumen und düsteren Lagerhäusern der Firma Goldsborough Mort hatte er nicht nur viel über die Klassierung und den Verkauf von Wolle gelernt, sondern die Farmer und Schafzüchter auch in allen anderen Bereichen beraten, von Finanzierungsfragen bis hin zum
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