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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
Autoren: Thorsten Bonsch
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einmalig.“
    „Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“
    „Es ist aber so.“
    „Ich liebe dich, Julian.“
     

Donnerstag, 9. August 2007 – 17:03 Uhr
    Cape Orchid
    Allgemeine Raumzeit -
    Etwa eine Stunde normaler Zeitrechnung, nachdem ich auf Alains blutendem Körper gelegen hatte, kehrte ich in meine Zeit zurück. Nach unserem Apollo-Stunt waren wir im Rosengarten geblieben, hatten uns in das hohe Gras gesetzt und geredet.  
    Gespräche dieser Art halfen mir, mein Schicksal und meine Existenz als das, was ich jetzt war, besser zu verstehen. Einst ein Mensch, nun ein Geschöpf, das nicht altert, das in perfekter Symbiose mit der Natur im Ganzen lebt, mit belebter und unbelebter Materie und – nicht zuletzt – mit der Zeit. Teil eines Wechselspiels zwischen Elementen, eingebunden in eine makellose Spirale ohne Anfang oder Ende. Als ich damals, im Sommer 1997, mit meinen Eltern nach Cape Orchid gezogen war und mich still und – na ja, unheimlich – in Alain, den Nachbarsjungen verliebt hatte, hätte ich mir nicht im Traum vorstellen können, dass ich jetzt, zehn Jahre später, allein im Inneren einer lebendigen Villa hausen und nicht älter werden würde. Ich hätte es mir nicht nur nicht vorstellen können, ich hätte es schlicht und ergreifend nicht begriffen.  
    Aber es ist nun einmal die Realität, und was diesen Begriff angeht, hat sich mein Horizont enorm erweitert.  
    Natürlich war mir Alain damals seltsam vorgekommen, so frisch, so unkonventionell und so unkompliziert, aber auch, dass er allein in dieser riesigen Villa lebte. Die erstgenannten drei Gründe – abgesehen von mindestens Tausend  anderen – waren  die  Gründe,
    weshalb ich mich in ihn verliebt hatte, die vierte Eigenart war unwichtig und verschwamm in der typischen Blindheit der Verliebten. Außerdem war Alain stark und rettete mir letztendlich das Leben, als sämtliche bekannten – und vermutlich auch einige bislang unerforschte – Psychosen und Neurosen den General, von einem strengen, aber dennoch gerechten Vater, in ein amoklaufendes Monstrum verwandelt hatten, der mich und meine Mom töten wollte. Seine Raserei hatte begonnen, als er erfahren hatte, dass seine Frau andere Interessen als die seinen vertrat, und dass sein Sohn – ich – schwul war. Geendet hatte sie mit seinem Tod. Hier, auf diesem Grundstück, in dieser Villa.  
    Danach hatte Alain den Kelch, die Fackel, die Bürde oder die einmalige Chance, sein Nachfolger zu werden, an mich weitergereicht. Seither wohne ich im Inneren dieser organischen Lebensform, die nach Außen hin wirkt, wie eine spätgotische Villa, die mich weder altern lässt, noch erlaubt, sie zu verlassen, die mich quasi unverwundbar macht, aber mich dennoch von allen anderen Menschen isoliert. Die mentale Energie aus meiner Liebe zu Alain bezogen hat und mich seither mit allem versorgt, was ich benötige. Und die mir gezeigt hat, dass Zeit keine konstante, lineare Bewegung ist, sondern ein dreidimensionales Gebilde ähnlich eines Raums, in dem wir uns relativ frei bewegen können. Dadurch kann ich in bestimmte Abschnitte meiner eigenen Vergangenheit reisen, ohne die Geschichte als solche zu verändern.  
    Wenn meine Zeit in der Villa abgelaufen ist und sie ihren Lebenszyklus aufs Neue mit meinem Nachfolger beginnt, werde ich dank der Villa drei Mal existieren, wie Drillinge oder Klone. Einer von mir wird dort weitermachen, wo ich aufhörte, als ich die Symbiose mit der Villa eingegangen war. Einer wird ein cooles Leben mit Alain führen und einer mit meinem Nachfolger, wenn der so weit ist, die Villa zu verlassen. Das habe ich bis jetzt gelernt.  
    Ach ja, und, dass Katzen ihren eigenen Willen haben.
    Nach der Rückkehr saß ich nun nicht mehr auf dem Rasen, sondern auf meinem Bett, eingehüllt vom goldenen Glanz der späten Nachmittagssonne. Ich hatte es mir zur Gewohnheit gemacht, immer nur zur jeweiligen Uhrzeit in die Vergangenheit zu gehen, in der ich auch auftauchen würde. Die gleiche Regel galt für die Rückkehr. Auch nach all den Jahren waren Zeitsprünge noch immer verwirrend genug, als dass ich zudem Jetlags benötigte, obgleich ich keine räumliche Distanz zurücklegte.  
    Die Beine angewinkelt, die Arme um die Knie geschlungen, den Kopf dazwischen vergraben und die Augen geschlossen saß ich einige Minuten nach meiner Rückkehr unbewegt da – in einem tranceähnlichen Zustand. Diese Form der Meditation machte mir den Wechsel leichter. Obwohl ich die Lider geschlossen
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