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Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht

Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht

Titel: Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
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Spencer, ich bin Ambrosia Lambert. Und das hier sind meine Schwestern Be thany und Darcy sowie unser Großvater Geoffrey Lambert. Außerdem sehen Sie hier noch unsere Kinderfrau Miss Mellon, die Haushälterin Mistress Coffey und unseren Freund Newton Findlay."
    „Miss Lambert." Er hielt ihre Hand fest und schaute ihr tief in die Augen. Ambrosia fühlte, wie sie von einer unbekannten Empfindung durchzuckt wurde. Der Mann strahlte eine ungeheure Kraft und Energie aus. Seine Augen waren grau und wirkten wie von unaussprechlicher Qual verschleiert.
    Mit einer Verneigung begrüßte der Captain die anderen Anwesenden und wandte sich dann wieder an Ambrosia. „Ich bringe Nachricht von Ihrem Vater und Bruder."
    „Sind sie ...?" Es war ihr schier unmöglich, die schrecklichen Worte auszusprechen. Denn in diesem Moment wusste sie um die grauenvolle Realität. Sie schwankte kaum merklich, und unwillkürlich zog Captain Spencer ihre Hand an seine Schulter, um Ambrosia Halt und Unterstützung zu geben.
    „Es gab einen furchtbaren Sturm", setzte er behutsam an. „Den schlimmsten, den wir jemals erlebt hatten. Wir verloren viele Männer. Darunter auch Ihren Vater und Bruder."
    „Nein, o nein!" Bethany ließ sich in einen Sessel sinken und begann zu weinen. Darcy kniete sich vor sie hin und barg das Gesicht in den Händen. Mistress Coffey stürzte mit einem jammervollen Aufschrei aus dem Raum. Die anderen blieben reglos stehen.
    Ambrosia verschränkte die Finger ineinander, um das Zittern zu unterdrücken. „Waren Sie bei ihnen, Captain?" Ihre Stimme klang heiser.
    Er nickte. „Mein eigenes Schiff, die Warrior, ging unter. Ich brachte die Undaunted hierher zurück in ihren Heimathafen, an Bord die Überlebenden. Das war der letzte Befehl von Captain Lambert."
    Ambrosia brachte es nicht über sich, zu ihren weinenden Schwestern zu schauen. Sie war noch nicht fertig. „Ihre Leichname ...?"
    Er schüttelte den Kopf. „Es tut mir so unendlich Leid, Miss Lambert. Aber vielleicht ist es Ihnen ein kleiner Trost, zu wissen, dass die See ihr Grab geworden ist."
    Ambrosia biss sich auf die Lippe und wandte sich ab. Dieser Fremde sollte ihren Schmerz nicht sehen. Doch auch in diesem Augenblick durfte sie ihre Aufgaben als Gastgeberin nicht vernachlässigen. „Sie haben eine weite und gefahrvolle Reise hinter sich, Captain Spencer", sagte sie schließlich gepresst und sah ihn wieder an. „Sie müssen hungrig sein."
    „Ich werde in der Taverne ein Mahl einnehmen, bevor ich zum Schiff zurückkehre", erwiderte er schroff, als wäre er ungehalten über Ambrosias bemühte Höflichkeit in dieser so schweren Stunde.
    „Sie können unmöglich noch heute Nacht zurückkehren", erklärte Ambrosia bestimmt, obwohl es sie verwirrte, dass der Captain sie weiterhin unverwandt ansah. Seinen Einwand verhinderte sie mit einer Handbewegung und sagte zu Mistress Coffey, die in diesem Augenblick wieder hereinkam: „Bitte, bereite etwas zu essen für Captain Spencer. Und ...", sie scha ute den Vikar und seinen Begleiter an, „... für unsere Freunde hier ebenso. Ich vermute, Sie haben auch noch nicht zu Abend ge gessen."
    Vikar Goodwin trat vor und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter. „Wir müssen zurück ins Pfarrhaus, um dort die wöchentliche Bibelstunde abzuhalten. Aber wir könnten jetzt, wenn es dir recht ist, für euren Vater und Bruder beten."
    Ambrosia nickte und gab ihren Schwestern ein Zeichen, zu ihr zu kommen. Sie standen zusammen mit ihrem Großvater, Mistress Coffey und Mistress Mellon sowie Newton, hielten sich an den Händen, neigten die Köpfe und lauschten dem Gebet des Pfarrers.
    Bethany und Darcy schluchzten herzzerreißend, und Ambrosia zog die beiden an sich und küsste sie auf die Wangen. „Geht nach oben", wies sie ihre Schwestern sanft an. „Nehmt Großvater und Winnie mit. Sowie ich hier fertig bin, komme ich zu euch. Versprochen."
    Nachdem Ambrosia die beiden Geistlichen verabschiedet hatte, kehrte sie in den Salon zurück. Dort hielt sich jetzt nur noch Captain Spencer auf. Newton war verschwunden, und Ambrosia vermutete, dass er sich in sein Quartier zurückgezogen hatte, um dort auf seine Weise um die Toten zu trauern.
    Sie sah, dass Libby, die Dienstmagd, inzwischen bereits ein Tablett mit Getränken gebracht hatte. Sie goss Ale in einen Be cher und trat neben Captain Spencer, der wieder starr in die Flammen blickte. „Hier, trinken Sie etwas. Das wird Ihnen gut tun."
    Er nahm ihr den Becher ab.
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