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Sinnliches Versprechen auf Sizilien

Sinnliches Versprechen auf Sizilien

Titel: Sinnliches Versprechen auf Sizilien
Autoren: Kate Walker
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gesagt hätte, wenn ich von ihm verlangt hätte, sofort aufzubrechen.“
    Mach daraus, was du willst, dachte Marina. Der gute Pietro war alles andere als begeistert, das war ihm anzumerken. Durchdringend sah er sie an, und in seinen blauen Augen erschien ein eiskalter Ausdruck.
    Er saß mit dem Rücken zum Fenster und war kaum mehr als eine Silhouette, die sich düster gegen den dunklen Regenhimmel abhob. Nur seine überraschend hellen blauen Augen konnte Marina deutlich erkennen, doch mehr war gar nicht nötig. Jeder seiner Gesichtszüge, vom vollen, sinnlichen Mund bis zur hohen Stirn, war ihr nur zu vertraut und hatte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Wenn sie nicht aufpasste, würden diese Erinnerungen ihre mühsam errungene Fassung untergraben und sie in die Zeit zurückversetzen, als sie diesen Mann vergöttert hatte … in die Zeit, als sie fast zerbrochen war.
    Als sie in der schmalen Straße aufblickte und Pietro am nassen Fenster entdeckte, war es wie bei ihrer ersten Begegnung gewesen. Damals hatte sie ihn durch die nasse Scheibe ihres Mini mitten in einem Eissturm auf einer Londoner Straße gesehen. Der Anblick des fabelhaft aussehenden Fremden hatte sie so beeindruckt, dass sie für eine Sekunde die Kontrolle über ihren Wagen verloren und vor Schreck sein Luxusgefährt gerammt hatte.
    Ihr war schwindelig gewesen, sie hatte kaum noch atmen, keinen klaren Gedanken mehr fassen, ihrem Unfallgegner nicht einmal die Daten ihrer Haftpflichtversicherung nennen können. Und letztlich hatte sie es dann auch nicht tun müssen, weil der große Fremde ihr versichert hatte, dass an seinem Wagen weiter kein Schaden entstanden wäre und er die Reparaturkosten für beide Fahrzeuge gern übernehmen würde, wenn sie am Abend mit ihm essen ginge.
    Seitdem war ihr Leben völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Mit Pietro zusammen zu sein war, als würde sie sich ständig im Auge eines entfesselten Tropensturms befinden. Pietro d’Inzeo hatte sie mitgerissen, sie aus ihrer Wirklichkeit in eine Welt voller Wonnen, Reichtümer und Glanz entführt, die sie nie für möglich gehalten hätte.
    Aber natürlich war dieser Traum nicht von Dauer gewesen. Sie hatte einige Monate höchsten Glücks, voll überwältigender Liebe und Seligkeit erlebt, doch dann war das Märchengebilde in Flammen aufgegangen, die Träume und Illusionen waren verflogen. Die Leidenschaft, die sie einst zueinander getrieben hatte, hatte sich gegen sie gekehrt und sie zerstört. Oder vielmehr hatte sie sie zerstört und todunglücklich und zutiefst verletzt in die Flucht gejagt, während Pietro sein früheres Leben einfach wieder aufgenommen hatte. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, Verbindung zu ihr aufzunehmen oder herauszufinden, wohin sie sich aus ihrer Albtraumehe geflüchtet hatte. Pietro hatte ihr einfach befohlen, zu ihm zurückzukehren, und als sie es nicht tat, hatte er sich von ihr abgewandt, als hätte es sie nie gegeben.
    Bis jetzt. Bis zu seiner kalten Aufforderung, nach Sizilien zu kommen, um das Ende ihrer Ehe zu besprechen, die letztlich keine gewesen war …
    Als sie die Anwaltskanzlei betrat und Pietro finster und unnahbar an einer Seite des Raumes bemerkte, war es ihr erschienen, als hätten die letzten Jahre sich plötzlich in nichts aufgelöst. Mit einem Herzschlag war jede Erinnerung, jedes Gefühl zurückgekehrt, das sie ihm je entgegengebracht hatte. Der Schutzpanzer, die Abwehrmechanismen, die sie um sich errichtet hatte, waren zerbröckelt, und obwohl sie jetzt stark sein musste, fühlte sie sich schwach und hilflos.
    Dabei hatte sie sich vorgenommen, bei der ersten Wiederbegegnung mit Pietro gefasst, kühl und entschlossen aufzutreten. Zu Hause hatte sie das Scheitern ihrer Ehe genug beweint, die verlorenen Illusionen der Vergangenheit – jetzt würde sie all das hinter sich lassen. Sie hatte geglaubt, auf diesen Augenblick vorbereitet zu sein, schließlich hatte sie geahnt, dass sie ihren Nochehemann bei der Rückkehr nach Sizilien wiedersehen würde. Pietro hätte sie nicht auf die Insel bestellt, wenn er nicht genau das beabsichtigt hätte. Er würde ihren endgültigen Ausschluss aus seinem Leben persönlich überwachen, und sei es nur, um sicherzugehen, dass er sie ein für alle Mal los war. Einen anderen Grund, sie herzubestellen, gab es nicht. Deshalb hatte sie sich gewappnet und gab sich hart und abweisend.
    Doch im Grunde ihres Herzen empfand sie genau das Gegenteil.
    „Du hast keinen Anwalt,
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