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Silber

Titel: Silber
Autoren: Steven Savile
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Flavius Josephus, sprich,
Der Jüdische Krieg
und
Jüdische Altertümer. Der Jüdische Krieg
ist ein Bericht über den Aufstand der Juden gegen die Römer (66-70 n. Chr.). Während ich ihn las, stieß ich auf eine Referenz an Menachem ben Ja‘ir, den Enkel von Judas Iskariot. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich nie daran gedacht, dass Judas Kinder gehabt haben könnte. Es war so befremdlich wie die Vorstellung, dass die Blutlinie Jesu aus dem Heiligen Land geschmuggelt worden ist. Menachem, Enkel von Judas und Anführer der Sikarier-Assassinen.
    Plötzlich nahmen die Dinge Gestalt an, fügten sich Teile der Story zusammen, und das Konzept der verfluchten Münzen als eine Art »Familien-Erbe« war geboren.
    Mit den Enthüllungen aus »Das verschollene Evangelium« im Hinterkopf, fragte ich mich, was dieser Fluch, mit dem die Münzen belegt waren, für eine Bedeutung haben könnte. Was ist, wenn es sich dabei nicht um einen Fluch im eigentlichen Sinne des Wortes gehandelt hat? Vielleicht hatten die Münzen für die Nachkommen Judas’ eine ganz andere Bedeutung, zum Beispiel die von wohl behüteten Erinnerungen an das allumfassende Opfer ihres Großvaters? Und wie könnten die Sikarier-Meuchler ihren Ahnen besser gedenken und ehren, als sein Blutgeld zu einem silbernen Dolch umzuschmieden? Natürlich wäre Silber aufgrund seiner eher weichen Beschaffenheit als Rohstoff zum Schmieden einer Waffe vollkommen ungeeignet. Aber als zeremonieller Gegenstand erschien mir ein Silber-Dolch sehr stimmig.
    Der nächste Moment unglaublicher Synchronizität stellte sich ein, als ich herausfand, dass es nur ein paar Jahre zuvor ein Erdbeben in der Region um Masada gegeben hat. Dadurch fiel mir ein plausibler historischer Grund ein, warum ein kostbarer Gegenstand wie ein Silberdolch für 2000 Jahre verschollen gehen könnte, und auch warum er in unserer Zeit wieder auftaucht.
    Manchmal schreiben Fakten bessere Geschichten, als sie sich unser kreatives Unterbewusstsein je ausdenken könnte. Eine wahre Begebenheit als Fundament einer Erzählung ziehe ich einer fiktiven jederzeit vor.
    Damit »Silber« als Roman auf sicheren Füßen stehen konnte, musste ich aber natürlich mehr als ein Fundament anlegen.
    Auch Nostradamus war für deine Planungen von Bedeutung, oder?
    Ja. Ein anderer dieser wunderbaren Momente der Synchronizität trat am 24. Februar 2009 ein, mitten während des Schreibens. Der grüne Komet Lulin – ein astrologisches Phänomen, das viele Nostradamus-Komet nennen – loderte über den Nachthimmel. Es war wie ein Zusammentreffen der
Offenbarung des Johannes
mit quasi jeder Weltuntergangsprophezeiung da draußen. Die vier Reiter der Apokalypse, so heißt es traditionsgemäß, reiten ein weißes, ein rotes, ein schwarzes und ein fahles Pferd. Jetzt machen wir ein kleines Gedankenspiel: Gehen wir mal davon aus, dass die Farbe Weiß bereits an das erste Pferd vergeben ist. Das Ross des vierten Reiters, Tod, wird in den koine-griechischen 6 Originaltexten »khlôros« genannt, was man als »fahl«, »aschfahl«, »fahl grün« oder »gelblich grün« übersetzen kann. Eine Farbe also, die man auch an verwesenden menschlichen Körpern findet. Betrachtet man noch die biblischen Verbindungen zu astrologischen Phänomenen (zum Beispiel den Stern, dem die Heiligen drei Könige folgen), überrascht es nicht, dass viele die vier Apokalyptischen Reiter als Symbole für astrologische Ereignissen ansehen. Ein grüner Komet wie Lulin könnte also als Tod interpretiert werden, der auf seinem fahlen Reittier direkt aus der Offenbarung reitet. Die Tatsache, dass man ihn auch als Nostradamus-Kometen kennt, hat genau zu einer anderen Dimension der Geschichte gepasst, die ich entwickelt habe: die dreizehn Märtyrer, mit denen mein Roman beginnt. Michel de Nostradamus’ Prophezeiungen haben auch die Grundidee für die zwei wichtigen Organisationen in »Silber« geliefert: Mabus und Ogmios.
    Kannst du das näher erläutern?
    Bei Nostradamus bezeichnet Mabus den Herold des Antichristen, der sterben muss, damit der dritte Antichrist sich erheben kann. Die mythologische Gestalt Ogmios wiederum war ein Gott, in der Regel dargestellt als kahler alter Mann, der eine Reihe Gefangener anführt, die mit ihren Ohren an seine Zunge gekettet sind. Die Gallier assoziierten ihn mit Herkules, während die östlichen Kelten ihn mit Hermes verknüpften. Sein irisches Äquivalent wäre Dagda, Bruder von Ogma. Anders als bei Herkules, steht die Kette an der
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