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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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darauf geachtet hatten, was sie über sich preisgaben. Das Feenvolk war seit den 1980ern geoutet. Die Leute lernten langsam, dass die Welt ein erschreckenderer Ort war, als die wissenschaftliche Prägung der letzten zwei Jahrhunderte sie hatte glauben machen wollen.
    »Wir sterben tagsüber«, sagte Stefan. »Aber Max war sehr alt. Er war zu vielem fähig, und es würde mich nicht wundern, wenn er auch tagsüber wach bleiben konnte. Ich habe ihn nur einmal getroffen – lange vor Nosferatu. Er nahm uneingeladen an einer der feste des Meisters von Mailand teil, dem Herrn der Nacht. Es war seltsam, so viele mächtige Leute vor einem ungewaschenen, schlecht angezogenen, erstaunlich hässlichen Mann kuschen zu sehen. Ich habe gesehen, wie er eine zweihundert Jahre alte Vampirin mit einem Blick getötet hat – er hat sie einfach mit einem Blick zu Staub zerfallen lassen, weil sie über ihn gelacht hatte. Der Herr der Nacht, der ihr Meister war, war selbst zu dieser Zeit schon sehr alt und mächtig – und er hat keinen Einspruch erhoben, obwohl sie die Jüngste in seinem Gefolge war und ihm viel bedeutete.«
    »Lebt Schreck noch?«, fragte Warren.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Stefan und fügte dann mehr zu sich selbst hinzu: »Ich will es nicht wissen.«
    »War er schon immer so hässlich oder wurde es im Alter schlimmer?«, fragte Kyle. Kyle ist schön, und das weiß er auch. Ich war mir nie sicher, ob er wirklich eitel war oder ob es zu den Dingen gehörte, die er nur einsetzte, um den scharfen Verstand hinter seinem hübschen Gesicht zu
verstecken. Wahrscheinlich war es letztendlich eine Mischung aus beidem.
    Stefan lächelte. »Das ist die Frage, die sich alle älteren Vampire stellen. Man stellt keine Fragen über das Alter, aber meistens ahnen wir es instinktiv. Wulfe ist wahrscheinlich der älteste Vampir – außer Max –, den ich je getroffen habe. Wulfe ist nicht hässlich oder monströs.« Er zögerte, dann fuhr er nachdenklich fort: »Zumindest nicht äußerlich.«
    »Vielleicht gehörte er zum Feenvolk oder war ein Halbblut«, schlug ich vor. »Einige von ihnen sehen … sehr ungewöhnlich aus.«
    »Die Theorie habe ich noch nie gehört«, sagte Stefan. »Aber wer weiß?«
    Warren drückte wieder auf Play und irgendwie machte das Wissen, dass Max Schreck, der im Original den Count Orlok gespielt hatte, ein Alptraum für Vampire gewesen war, den Film um einiges beängstigender. Nur Warren schien gegen diesen Effekt immun zu sein.
    Als der Film zu Ende war, warf er Stefan einen Blick zu. »Vampir«, sagte er, ohne dass es eine Beleidigung war, »warum kommst du nicht mit mir in die Küche, während diese beiden hier Kyles erstaunliche Filmbibliothek nach etwas durchforsten, das dafür sorgt, dass Mercy auf dem Heimweg nicht rast.«
    »Hey!«, empörte ich mich.
    Er grinste mich an, während er aufstand und sich streckte. Sein schlaksiger Körper berührte unter Kyles bewundernden Augen fast die Decke. Warren war nicht so hübsch wie Kyle, aber er war auch kein Max Schreck und er wusste, dass er vor Publikum spielte. Vielleicht war Kyle ja nicht der Einzige hier, der eitel war.
    »Hey dich selbst, Mercy«, antwortete Warren. »Wie wäre es noch mit einem zweiten Film? Stefan ist es gewöhnt, lange aufzubleiben, und bei dir zu Hause wartet kein Adam auf dich. Ihr zwei sucht noch etwas raus und Stefan und ich füllen die Popcorn-Schüsseln nach.«
    Kyle wartete, bis Warren und Stefan im Erdgeschoss waren, bevor er sagte: »Stefan sieht hungrig aus. Glaubst du, Warren wird ihn nähren, bevor er ihn zurückbringt?«
    »Ich halte das für eine gute Idee. Er hat sich heute schon an mir gütlich getan und langsam sah er aus, als könnte er sich dich als sein Abendessen vorstellen. Ich glaube nicht, dass Warren zulassen würde, dass Stefan sich von dir nährt, selbst wenn er fragt und du zustimmst. Werwölfe sind ziemlich besitzergreifend. Ist wahrscheinlich besser, wenn Warren es macht. Da er ein Werwolf mit einem Rudel ist, wird Warren nicht als Stefans guter Freund Renfield enden.«
    Kyle verzog das Gesicht.
    »Fang so ein Gespräch nicht an, wenn du keine ehrliche Antwort willst«, erklärte ich ihm, hüpfte aus dem Sessel und fing an, das Bücherregal voller Blue-Rays, DVDs und Videokassetten durchzugehen.
    Als Warren und Stefan zurückkamen, war für mich offensichtlich, dass Stefan sich nochmal genährt hatte. Er bewegte sich fast wieder mit seiner üblichen Grazie.
    »Hast du nicht Frankensteins
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