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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition)
Autoren: Michael R. Schröder
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würde
hinnehmen müssen.
    Er befand sich mit seinem Heer nun direkt vor der Burgstraße. Hundert
Reiter waren abgesessen und hatten sich links und rechts der Straße in
Zweierreihen aufgestellt. Nun setzten sie sich in Bewegung und marschierten los.
Die jeweils an der Hauswand entlanggehenden Söldner hielten kampfbereit die
Schwerter in den Händen, die zur Straße hin gehenden ihre Bögen, die Pfeile in
leichter Spannung haltend. Diese Vorgehensweise hatten sie schon mehrere Male erfolgreich
angewandt. Sollte von oben, aus einem der Fenster, Gefahr drohen, so würde
diese von den Bogenschützen entschärft. Angreifer, die ihnen aus den Häusern
entgegentraten, würden von den Schwertkämpfern aus dem Weg geräumt.
    Zwischen den Reihen links und rechts der Straße befanden sich etwa
sechzig Reiter, die die übermächtigen Schilde über sich hielten. Sie würden
alles niederwalzen, was sich ihnen in den Weg stellen würde.
    Der Befehlshaber der Wachmannschaft beobachtete die Vorgehensweise
der Angreifer aufmerksam. Er hatte insgeheim mit dieser Strategie gerechnet und
die notwendigen Vorkehrungen getroffen. Zwar würden sie gegen dieses Heer nur
wenige Chancen haben, doch wollte er versuchen, sie zu nutzen.
    Er hob sein Gewehr und feuerte in die Luft.
    Dass er das Gewehr überhaupt hatte, verdankte er dem Burgvogt.
Gewehre gab es zwar seit über fünfzig Jahren, doch waren sie teuer und in ihrer
Gegend nur selten vorhanden.
    Noch während der Schuss durch die Stadt hallte, öffneten sich die
oberen Fenster und Holzluken der Häuser und Waffen wurden herausgestreckt. Die
Bürger hatten sich, soweit es möglich war, bewaffnet. Sie alle wollten ihre
Stadt gegen dieses elende Pack verteidigen.
    Die ersten Pfeile wurden auf die Angreifer abgeschossen, doch ohne
den gewünschten Erfolg. Die, die nicht von den Schilden abgehalten wurden,
prallten an den dicken Lederumhängen der Pferde ab und landeten wirkungslos auf
dem Boden.
    Demgegenüber waren Kathars Männer erfolgreicher, denn viele der
kämpfenden Bürger fanden in den nächsten Minuten den Tod. Es fehlte ihnen zum
einen an Ausbildung und Kampferfahrung, zum anderen lähmte sie die Angst zusätzlich.
Schon der bloße Anblick des angreifenden Heeres ließ die meisten von ihnen erstarren.
    Dennoch – unter dem Einsatz ihres eigenen Lebens verteidigten sie das,
was ihnen heilig war … ihren Lebensraum und den ihrer Kinder.
    Während der Befehlshaber der Wachmannschaft die fast aussichtslose
Gegenwehr seiner Mitbürger beobachtete, war hinter den Häusern reges Treiben im
Gange. Vor gut einer Stunde hatten Frauen unzählige Feuer entzündet und in den
darüber hängenden Kesseln Wasser und Fettbrühe erhitzt. Ständig wurden Eimer damit
gefüllt, die von halbwüchsigen Jungen und Mädchen in die obersten Stockwerke
der Häuser getragen wurden.
    Erneut hielt der Befehlshaber der Wachmannschaft den Gewehrlauf in
die Luft und feuerte einen weiteren Schuss ab. Die Angreifer befanden sich jetzt
zum größten Teil in der Burgstraße und er hoffte, dass viele von ihnen nun zu
Schaden kommen würden. Der zweite Teil seiner Verteidigungsstrategie setzte
ein: Die Eimer mit dem heißen Wasser und der erhitzten Fettbrühe wurden über
den Angreifern ausgegossen. Kein Kettenhemd würde die Angreifer davor schützen …
auch ihre Schutzschilde nicht.
    Die Überraschung war Kathars Männern anzumerken, doch blieben die
erwarteten Schmerzensschreie aus. »Was sind das nur für Bestien?«, murmelte der
Befehlshaber der Wachmannschaft. »Nicht einmal Schmerz scheinen sie zu
verspüren!«
    Alleine die Pferde begannen zu tänzeln, während ihr Wiehern immer
lauter wurde. Die ersten bäumten sich auf und warfen ihre Reiter ab. Sie
wollten flüchten, doch sie konnten nicht, sodass das Durcheinander unter ihnen
immer größer wurde.
    Die restlichen Reiter saßen ab und trieben ihre Pferde in Richtung
Burg. Dann liefen sie hinter ihnen her, um den Angriffen zu entkommen. Viele
von ihnen hatten bereits Brandblasen in den Gesichtern und auf den Armen, doch
es schien sie nicht zu stören. Es sah ganz so aus, als würde die Bevölkerung
gegen Dämonen kämpfen.
    Der Befehlshaber der Wachmannschaft konnte nicht glauben, was er da
sah. Schlagartig wurde ihm klar, dass sie gegen Kathar und seine Männer keine
Chance haben würden. Wenn Männer nicht einmal dann zu schreien begannen, wenn
man ihnen siedend heißes Fett über die Haut schüttete, so hatten sie auch keine
Angst vor dem Tod. Seine
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