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Showdown

Showdown

Titel: Showdown
Autoren: Dirk Müller
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denken Sie daran, dass ich Ihnen nur meine Sicht der Dinge erzählen konnte. Niemand besitzt eine Kristallkugel oder die absolute Wahrheit. Auch ich werde das nie für mich in Anspruch nehmen. Wir können uns über viele Jahre tagein, tagaus intensiv mit all diesen Themen beschäftigen, und dennoch werden wir am Ende nur einen kleinen Teil des gesamten Themas gesehen haben.
    Am Frankfurter Flughafen begegnete mir in letzter Zeit immer wieder ein wunderbarer Satz an einer Werbewand: »Was wir wissen, ist ein Tropfen, was wir nicht wissen, ist ein Ozean«. Wer andere Informationsquellen hat als ich, an anderen Sitzungen teilgenommen hat oder andere Erlebnisse gemacht hat, kommt vielleicht zu völlig anderen Sichtweisen und Meinungen zum selben Thema. Niemand kann von sich sagen, die absolute Wahrheit zu besitzen. Daher habe ich immer Respekt vor anderen Meinungen und bemühe mich aktiv zuzuhören. Vielleicht hat mein Gegenüber bessere Informationen oder Ideen. Da ist es doch vernünftig zuzuhören, die eigenen Gedanken damit abzugleichen und sich nicht zu schade zu sein, die eigene Vorstellung zu korrigieren, wenn andere einen mit ihrer Sichtweise oder ihren Fakten überzeugen. Möglicherweise muss ich dann aus meinem großen unvollständigen Mosaik der Welt ein Teilchen entfernen und ein anderes einsetzen.
    Nur wenn ich dazu bereit bin, meine Ansichten immer wieder zu überprüfen, bin ich in der Lage, im Laufe der Jahre einem halbwegs realistischen Abbild der Realität näher zu kommen. Daher gehört für mich in jeder Diskussion der Respekt vor dem Menschen stets dazu, solange mein Gegenüber das ebenso hält. Bei aller manchmal notwendigen Härte in der Diskussion um die Sache darf dieser Respekt vor dem Menschen und seiner anderen Meinung nie verlorengehen.
    Das passiert leider viel zu oft. Norbert Blüm sagte mir einmal väterlich: »Herr Müller, Sie müssen immer so diskutieren, dass der gegenüber sein Gesicht nicht verliert. Er darf sich, wenn er abends nach Hause kommt, nicht vor seinen Kindern schämen müssen.« Ich halte es für wichtig, dem anderen seine Würde zu lassen. Das sollten wir bei jeder Diskussion um die Sache nie vergessen, egal um welches Thema und auf welcher Ebene es geht. Das gilt für die Diskussion mit dem Lebenspartner beim Abendbrot ebenso wie für den Schlagabtausch im Bundestag und ganz besonders für die Medien, wo im Kampf um die Quote dieser wichtige Punkt allzu oft in Vergessenheit gerät. Es ist ein gutes Korrektiv, wenn man sich immer mal wieder überlegt, ob man das, was man da gerade sagt oder schreibt, dem Betreffenden auch persönlich und in genau dieser Wortwahl sagen würde, wenn er im Raume stünde. Da würde mache Formulierung anders ausfallen.
    Wie können wir von unseren Kindern und der Gesellschaft einen respektvollen Umgang mit der Natur, ihrer Umwelt und den Mitmenschen verlangen, wenn es nicht selbst jeder für sich vorlebt. Keiner muss päpstlicher sein als der Papst. Ich selbst mache hier wie in allen anderen Lebenslagen sicherlich unendlich viele Fehler und tue ebenso Dinge, die andere und im Nachhinein manchmal auch ich selbst als nicht in Ordnung ansehen. Dafür muss sich niemand schämen, dafür sind wir Menschen mit all unseren Fehlern, Begierden und Unzulänglichkeiten. Ohne diese Fehler wäre es vermutlich stinklangweilig auf der Welt. Aber dennoch sollten wir jeden Tag versuchen, möglichst vieles richtig zu machen. Das wäre doch schon was.
    Ich möchte an dieser Stelle gerne auch noch einen Eindruck zurechtrücken, der Ihnen vielleicht im Laufe der Lektüre gekommen sein mag. Ich könnte es ob der Themen zumindest verstehen. Ich habe keineswegs eine negative Grundhaltung gegen »die Amerikaner«, »die Konzerne« oder die »Lobby in Brüssel« – wehe, es lacht einer! Es gibt nach meiner Einschätzung auch keine große Weltverschwörung weniger Kader. Es gibt lediglich stark unterschiedliche Interessen vieler einzelner Menschen und Gruppierungen. Die einen haben mehr Macht, um ihre Interessen durchzusetzen, die anderen – vermeintlich – weniger. Besonders kritisch wird es, wenn sich mehrere Mächtige zusammentun, um ihre Interessen gemeinsam gegen die ohnehin schon Unterlegenen durchzusetzen.
    Die meisten sind davon überzeugt, dass es richtig sei, was sie tun. Die Wenigsten agieren im Bewusstsein, etwas Falsches oder gar Kriminelles zu tun. Jeder vertritt seine Interessen und hat gute Gründe zu glauben, warum dieser oder jener Weg der richtige
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