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Sherry Thomas

Sherry Thomas

Titel: Sherry Thomas
Autoren: Eine fast perfekte Ehe
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ist.«
    Nachdenklich runzelte er die Stirn.
»Da will mir keine Gemeinsamkeit auffallen.«
    »Tatsächlich nicht? Wie die Tapete
war auch ich die Wahl Ihrer Mutter!«
    »Soll das heißen, dass ich jetzt
versuche, meine jugendliche Gefühllosigkeit an meiner Mutter wiedergutzumachen,
indem ich meinem Herzen – und übrigens auch meinen Lenden – folge?«
    Wie sehr wünschte sie sich, es wäre
anders. Doch leider hatte sie Augen im Kopf und konnte sehen, was sich hier
abspielte. Er mochte sie. Er fand sie anziehend. Was sie allerdings anders
machte als alle anderen Frauen: Sie war das Symbol seiner verlorenen Jugend.
»Ja.«
    »Und ein so nobles Ziel halten Sie
für verwerflich?«
    Oh, zum Teufel mit dem Kerl! Wie
konnte er scherzen, wenn sie kurz vor einem Zusammenbruch stand und nur von
ihrem Korsett aufrecht gehalten wurde? »Weil dabei der Wunsch Vater des
Gedankens ist und es gar nicht so sehr wirklich um die hehre Absicht geht. Ihre
Mutter, möge sie in Frieden ruhen, wäre sehr stolz auf den Mann, der Sie heute sind. Sie müssen
nichts mehr für sie tun.«
    »Das wäre dann also Ihr größter und
gewichtigster Einwand gegen meinen Antrag?«
    »Ganz recht.«
    »Noch irgendwelche anderen? Meine
Abneigung gegen Tee? Meine Streitlust?«
    »Nein, keine weiteren.« Sie
wünschte, ihr würde mehr einfallen, dann hätte es ihr nicht so wehgetan, ihn
zurückzuweisen.
    Er lächelte ein Lächeln, das vor
zwanzig Jahren für ein Spalier aus ohnmächtigen Debütantinnen gesorgt hätte.
»Darf ich Ihnen dann etwas vorlesen, teure Mrs. Rowland?«
    Damit erhob er sich und ging zu dem
Satinholz-Sekretär hinüber, der seiner Mutter gehört hatte. Während Victorias
Besuchen hier vor vielen Jahren hatte die Duchess häufig etwas aus dem
Schreibtisch geholt, um es ihr zu zeigen.
    Mit einem in Pergament
eingeschlagenen Buch kehrte Langford zurück. »Mamas Tagebuch.« Er schlug
es auf und blätterte ein wenig hin und her, weil er eine bestimmte Stelle
suchte. »Hier ist der Eintrag vom 18. November 1862.«
    Er hob das Tagebuch etwas höher,
wandte sich seinem Gast zu und begann vorzulesen. »Hatte heute zum Tee Besuch
von Miss Pierce. Wohl zum letzten Mal, nehme ich an. Sie dankte mir für meine
Freundschaft und unterrichtete mich über ihre Verlobung mit einem Mr. Rowland,
einem vermögenden Mann ohne jede gesellschaftliche Bedeutung. Zu schade.
Wollte sie doch eigentlich Hubert vorstellen. Die beiden hätten gut
zusammengepasst.«
    »Hubert?« War das der zweite
Vorname des Dukes? Sie hatte immer geglaubt, er hieße Humphrey ... »Wer ist
Hubert?«
    »Ein Cousin von mir. Hubert
Lancaster, dritter Sohn von Baron Wesport. Lady Wesport war die älteste Schwester
meiner Mutter. Hubert muss damals sechsundzwanzig gewesen sein.«
    »Ihr Neffe?«, wiederholte
Victoria und schlug sich dann die Hand vor den Mund. Grundgütiger! Und sie
hatte all diese Jahre angenommen ...
    »Ein liebenswürdiger Mensch mit
einem guten Namen und recht bescheidenen Vermögen«, erklärte der Duke.
»Sie dürfen nicht vergessen, dass ich damals fünfzehn oder sechzehn war. Da
dachte meine Mutter noch nicht daran, mich zu verheiraten. Außerdem war sie
selbst die Tochter eines Earls. Und mag sie auch noch so warmherzig und
freundlich gewesen sein, unsere gesellschaftliche Stellung hat sie nie
vergessen. Wahrscheinlich erwartete sie eine Schwiegertochter, die ebenfalls
aus dem Hochadel stammte.«
    Victoria stöhnte. Dieses Gespräch
wurde langsam noch peinlicher als das Dinner bei ihr mit Gigi und Camden. »Wenn
Sie so liebenswürdig wären und einen Ihrer Diener bitten könnten, mir einen
Spaten zu bringen? Ich würde mir gern ein zwei Meter großes Loch
ausheben.«
    »Und meinen wunderschönen gepflegten
Garten ruinieren? Leider unmöglich, Teuerste.« Er klappte das Tagebuch
zu und legte es zurück in den Schreibtisch. »Niemand muss sich dafür schämen,
dass er in seiner Jugend seine Wunschträume für bare Münze genommen hat. Sehr
viel weltgewandtere Damen als Sie haben meinetwegen den Kopf verloren.«
    Oh, dieser arrogante Mensch! Aber
mit den Jahren war sie ausgesprochen schlagfertig geworden. »Falls Sie mich
tatsächlich zu heiraten wünschen, sollten Sie nicht so ehrgeizig versuchen,
mich vor Scham sterben zu lassen.«
    Er kam ihr so nahe, dass sie den
Duft seines Rasierschaums wahrnehmen konnte. Ihr nicht mehr ganz junges Herz
begann zu schlagen. Das alles hier passierte gerade wirklich. Dieser ungeheuer
begehrenswerte, erstaunliche und
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