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Shannara V

Titel: Shannara V
Autoren: Terry Brooks
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vom Silberfluß schüttelte den Kopf. »Nein, mein Kind, das bist du nicht. Du wirst es feststellen, wenn du von hier fortgegangen bist. Ungeachtet dessen, was du bist und was du kannst, bist du doch verwundbar durch Dinge, vor denen ich dich nicht schützen kann. Sei auf der Hut und schütze dich selbst. Sei wachsam gegen alles, was du nicht verstehst.«
    »Das werde ich«, erwiderte sie.
    Er begleitete sie bis zum Rand der Gärten, wo die Welt der Menschen anfing, und gemeinsam schauten sie hinaus auf den um sich greifenden Ruin. Ohne zu sprechen, standen sie lange, lange Zeit so da, bis sie sagte: »Ich sehe, daß ich dort gebraucht werde.«
    Er nickte bekümmert, fühlte schon ihren Verlust, obgleich sie noch gar nicht fortgegangen war. Sie ist nur ein Elementarwesen, dachte er und wußte gleichzeitig, daß dies nicht stimmte. Sie war viel mehr. So, als habe er sie zur Welt gebracht, war sie ein Teil von ihm.
    »Auf Wiedersehen, Vater«, sagte sie plötzlich und wich von seiner Seite.
    Sie verließ die Gärten und verschwand in der Welt jenseits. Sie küßte oder berührte ihn nicht zum Abschied. Sie ging einfach fort, denn das war alles, was sie zu tun wußte.
    Der König vom Silberfluß wandte sich ab. Seine Anstrengungen hatten ihn erschöpft, hatten ihm seine Magie ausgesogen. Er mußte eine Weile ruhen. Schnell schlüpfte er aus seiner menschlichen Gestalt, streifte die falschen Schichten aus Haut und Knochen ab und wusch sich von ihren Erinnerungen und Gefühlen rein, um wieder zu der Elfenkreatur zu werden, die er war.
    Doch das, was er für Quickening empfand, seine Tochter, das Kind aus seiner Hand, das blieb.

Kapitel 2
    Walker Boh erwachte schaudernd.
    Dunkler Onkel.
    Eine wispernde Stimme in seinem Bewußtsein riß ihn zurück aus dem schwarzen Loch, in das er zu gleiten drohte, zerrte ihn aus dem Tintenschwarz in die grauen Randzonen des Lichts, und er schreckte so heftig auf, daß er einen Krampf in den Muskeln seiner Beine bekam. Sein Kopf schnellte hoch, seine Augen klappten auf, und er starrte blicklos vor sich hin. Sein ganzer Körper tat ihm weh, nicht enden wollende Wellen von Schmerz. Der Schmerz traf ihn wie glühendes Eisen, und in einem hilflosen Versuch, ihn zu lindern, rollte er sich ganz fest zusammen. Nur sein rechter Arm blieb ausgestreckt, ein schweres, hinderliches Ding, das nicht mehr zu ihm gehörte, für immer auf den Boden der Höhle gebannt, auf dem er lag, vom Ellenbogen an zu Stein geworden.
    Die Quelle des Schmerzes war dort.
    Er schloß die Augen und kämpfte, daß er aufhöre, verschwinde.
    Aber ihm fehlte die Kraft, es zu befehlen, seine Magie war fast erschöpft, verschwendet in seinem Kampf gegen das Vordringen des Giftes vom Asphinx. Vor sieben Tagen war er auf der Suche nach dem schwarzen Elfenstein in die Halle der Könige gekommen, sieben Tage, seit er statt dessen die tödliche Kreatur gefunden hatte, die dort hingebracht worden war, um ihm eine Falle zu stellen.
    Oh, ja, dachte er fiebernd. Eindeutig eine Falle.
    Aber von wem? Von den Schattenwesen oder von jemand anderem? Wer war jetzt im Besitz des schwarzen Elfensteins?
    Verzweifelt rief er sich die Ereignisse in Erinnerung, die ihn hierhergeführt hatten. Da war der Aufruf von Allanon, der schon seit dreihundert Jahren tot war, an die Erben der Shannara-Magie gewesen, seinen Neffen Par Ohmsford, seine Kusine Wren Ohmsford und ihn selbst. Sie hatten den Aufruf und einen Besuch des einstigen Druiden Cogline erhalten, der sie drängte, ihm Folge zu leisten. Sie hatten es getan. Sie hatten sich am Hadeshorn getroffen, wo Allanons Schatten ihnen erschienen war und jeden mit einer anderen Aufgabe betraut hatte. Sie alle waren dazu ausersehen, das zerstörerische Werk der Schattenwesen zu bekämpfen, die ihre eigene Magie einsetzten, um das Leben aus den Vier Ländern fortzustehlen. Walker hatte den Auftrag, Paranor zurückzugewinnen, die untergegangene Festung der Druiden, und gleichzeitig die Druiden selbst wieder zu holen. Er hatte sich dieser Aufgabe widersetzt, bis Cogline ihn noch einmal aufsuchte und ihm diesmal ein Buch der Druidengeschichte mitbrachte, in der von einem schwarzen Elfenstein die Rede war, der die Kraft besaß, Paranor wiederzufinden. Das wiederum hatte ihn zum Finsterweiher geführt, dem Seher der Geheimnisse der Welt und der sterblichen Menschen.
    Sein Blick wanderte durch die Dämmerung der Höhle um ihn herum, über die Türen zu den Grüften der Könige der Vier Länder, seit Jahrhunderten
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