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Shannara III

Titel: Shannara III
Autoren: Terry Brooks
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Wünschlied beherrschtest?«
    »Das fiele mir nicht im Traum ein«, erwiderte er sofort - ein wenig zu schnell, ein wenig zu schnippisch.
    Du lügst, Rone, dachte sie bei sich. Du lügst um meinetwillen, weil du nicht möchtest, daß ich gehe. Wenn du die Sache durchdächtest, würdest du auf die gleichen Zweifel stoßen wie ich.
    »Was ist denn hier los?« erklang eine müde Stimme aus der Dunkelheit.
    Sie drehten sich um und sahen Jair im Flur stehen, wie er schläfrig ins Licht blinzelte. Er trat zu ihnen und schaute von einem Gesicht zum ändern.
    »Wir unterhalten uns nur, Jair«, erklärte ihm Brin.
    »Über die Suche nach dem Zauberbuch?«
    »Ja. Warum gehst du nicht wieder zu Bett?«
    »Gehst du denn? Das Buch suchen, meine ich?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn sie nur einen Funken gesunden Menschenverstand besitzt, geht sie nicht«, brummelte Rone. »Die Reise ist viel zu gefährlich. Sag es ihr, Tiger. Sie ist deine einzige Schwester, und du willst nicht, daß die schwarzen Wandler sie erwischen.«
    Brin warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. »Jair hat in dieser Sache nichts zu entscheiden, also hör auf, ihm Angst einzujagen.«
    »Ihm? Wer will denn ihm Angst einjagen?« Rones schmales Gesicht war gerötet. »Dir versuche ich Angst zu machen, um der Katze willen!«
    »Wie dem auch sei, vor den schwarzen Wandlern fürchte ich mich nicht«, erklärte Jair unumstößlich.
    »Na, das solltest du aber besser!« fuhr Brin ihn an.
    Jair zuckte mit den Schultern und gähnte. »Vielleicht solltest du warten, bis wir Gelegenheit haben, mit Vater zu sprechen. Wir könnten ihm eine Nachricht zukommen lassen oder so.«
    »Das klingt doch vernünftig«, stimmte Rone ihm zu. »Warte wenigstens, bis Wil und Eretria die Angelegenheit mit dir besprechen können.«
    Brin seufzte. »Ihr habt doch gehört, was Allanon sagte. Dafür ist nicht ausreichend Zeit.«
    Der Hochländer verschränkte die Arme über der Brust. »Wenn notwendig, würde er die Zeit aufbringen. Brin, dein Vater sieht das Ganze vielleicht aus einem anderen, Blickwinkel. Schließlich hat er schon seine Erfahrungen gemacht - er hat den Elfenzauber benutzt.«
    »Brin, er könnte doch die Elfensteine einsetzen!« Jair machte große Augen. »Er könnte dich begleiten. Er könnte dich mit den Elfensteinen beschützen, so wie er es bei dem Elfenmädchen Amberle getan hat!«
    In diesem Augenblick wurde Brin alles klar; diese wenigen Worte gaben ihr die Antwort, nach der sie gesucht hatte. Allanon hatte recht. Sie mußte mit ihm gehen. Doch den eigentlichen Grund dafür hatte sie bislang nicht in Erwägung gezogen. Ihr Vater würde darauf bestehen, mitzukommen. Er würde die Elfensteine aus ihrem Versteck holen und sie begleiten, um sie zu beschützen. Und genau das mußte sie verhindern. Ihr Vater wäre gezwungen, sein Gelübde zu brechen, die Elfensteine nie wieder einzusetzen. Wahrscheinlich würde er niemals zustimmen, daß sie Allanon begleitete. Er würde statt dessen gehen, damit sie, Jair und ihre Mutter in Sicherheit wären.
    »Ich möchte, daß du dich jetzt wieder ins Bett begibst, Jair«, sagte sie plötzlich.
    »Aber ich bin doch eben erst…«
    »Geh. Bitte. Wir werden morgen früh alles ausdiskutieren.«
    Jair zögerte. »Und was ist mit dir?«
    »Ich bleibe nur noch ein paar Minuten auf, ich verspreche es. Ich möchte nur noch einen Augenblick alleine hier sitzen.«
    Jair musterte sie einen Moment lang mißtrauisch, ehe er nickte. »In Ordnung. Gute Nacht.« Er drehte sich um und ging wieder in die Dunkelheit. »Aber geh auf jeden Fall auch zu Bett.« Brins Augen suchten Rones. Sie kannten einander seit frühester Kindheit, und es gab Gelegenheiten, da der eine wußte, was der andere dachte, ohne daß ein Wort gesprochen werden mußte. Dies war eine solche Gelegenheit.
    Der Hochländer erhob sich langsam, und sein schlankes Gesicht wirkte ernst. »Nun gut, Brin. Mir ist es auch klar. Aber ich komme mit, verstehst du? Und ich bleibe bei dir, bis es zu Ende gebracht ist.«
    Sie nickte langsam. Ohne ein weiteres Wort verschwand er im Flur und ließ sie allein.
    Die Minuten verstrichen. Sie dachte es noch einmal durch, erwog sorgsam die Argumente. Am Ende kam sie zur selben Antwort. Sie durfte nicht zulassen, daß ihr Vater wegen ihr sein Gelübde brach und wieder Gebrauch vom Elfenzauber machte, dem er feierlich entsagt hatte. Sie durfte es nicht zulassen.
    Dann stand sie auf, blies die Flamme der Öllampe aus und ging nicht in Richtung ihres
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