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Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)

Titel: Serafina – Das Königreich der Drachen: Band 1 (German Edition)
Autoren: Rachel Hartman
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eigenen Denken gefangen wie die verknöcherten alten Generäle, die mir mein Land gestohlen haben.«
    Er nahm meine Hand und schlug sich damit an den Hals. Ich wollte sie ihm entziehen, aber er hielt sie fest und sagte: »Nimm dies als Zeichen, dass ich mich deiner Führerschaft unterwerfe. Du könntest mir auch in den Hals beißen, aber ich bezweifle, dass du das willst. Du bist meine Lehrerin. Ich werde dir zuhören und versuchen, von dir zu lernen.«
    »Ich will versuchen, mich dessen würdig zu erweisen«, sagte ich, die Worte meiner Mutter kamen aus den Tiefen ihrer Schatulle der Erinnerungen. Und mit meinen eigenen Worten fügte ich hinzu: »Ich werde versuchen, Eure Bemühungen zu unterstützen, selbst wenn sie fehlschlagen sollten.«
    »Gut gesprochen«, sagte er und ließ mich los. »Geh jetzt. Sag deinem Onkel, dass du ihn liebst. Das tust du doch, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte ich, und meine Stimme war plötzlich sehr rau.
    »Geh. Und Serafina …«, rief er mir hinterher. »Das mit deiner Mutter tut mir leid. Ich glaube es jedenfalls.« Er zeigte auf seinen Bauch. »Hier, ja? Hier fühlt man es?«
    Ich machte einen tiefen Knicks und eilte davon.

    Ein älterer Mönch führte mich zur Krankenstation. »Er hat die ganze Station für sich allein«, erklärte er mir. »Kaum hatten die anderen Kranken gehört, dass ein Drache käme, wurden sie auf wundersame Weise wieder gesund. Die Lahmen konnten wieder gehen, und die Blinden beschlossen, dass sie eigentlich nichts zu sehen brauchten. Er ist ein Wunderheiler.«
    Ich dankte dem Mönch und betrat leise das Zimmer, um meinen Onkel nicht zu wecken, sollte er schlafen. In einer Ecke des Krankenzimmers, neben dem Fenster, lag er auf Kissen gestützt und unterhielt sich mit Eskar. Beim Näherkommen merkte ich, dass sie nicht redeten. Beide hatten eine Hand an die des anderen gelegt und berührten sich an den Fingerspitzen; abwechselnd fuhr einer dem anderen mit den Fingern über die Handfläche.
    Ich räusperte mich. Eskar erhob sich würdevoll, aber mit versteinertem Gesicht. »Entschuldigung!«, sagte ich, ohne genau zu wissen, wofür. Es war ja nicht so, als ob ich die beiden bei etwas Anstößigem beobachtet hätte.
    Aber vielleicht doch, zumindest aus Drachensicht. Ich presste die Lippen zusammen, um nicht loszukichern. Eskar machte nicht den Eindruck, als würde sie mir das verzeihen.
    Ich sagte: »Ich möchte gerne mit meinem Onkel sprechen, ehe Ihr ihn wegbringt.«
    Sie trat zur Seite, machte jedoch keinerlei Anstalten den Raum zu verlassen, bis Orma sie bat: »Geh, Eskar. Komm später wieder.« Sie nickte knapp, warf sich ihren Umhang über und ging.
    Ich blickte ihn neugierig von der Seite an. »Was habt ihr beiden denn –«
    »Wir haben unsere Hirnrindenimpulse stimuliert«, antwortete mein Onkel und lächelte seltsam. Die Mönche hatten ihm offensichtlich etwas gegen seine Schmerzen gegeben. Er war ganz verändert, irgendwie aufgelöst. Sein rechter Arm war verbunden und geschient, sein Kinn hatte weiße Striemen. Wenn man silbernes Blut hat, dann erscheinen blaue Flecken weiß. Brandverletzungen waren nicht zu sehen. Sein Kopf sank kraftlos auf die Kissen. »In ihrer eigentlichen Gestalt ist sie sehr majestätisch. Das hatte ich fast vergessen, es ist schon so viele Jahre her. Sie war so alt wie Linn, weißt du. Sie kam immer ins Nest meiner Mutter, um Auerochsen auszuweiden.«
    »Können wir ihr vertrauen?«, fragte ich zögernd, weil er so unbesorgt wirkte und ich ihm kein Kopfzerbrechen bereiten wollte. »Sie hat Zeyd und Basind geschickt. Bist du sicher –«
    »Basind nicht.«
    Ich runzelte die Stirn, hakte aber nicht weiter nach. Vor allem, um mich selbst aufzumuntern, sagte ich: »Also bist du gerade noch eimal davongekommen, altes Schlitzohr.«
    Er zog die Brauen zusammen, und ich fürchtete schon, mit meinem Scherz zu weit gegangen zu sein. Aber ihn beunruhigte etwas ganz anderes. »Ich weiß nicht, wann ich dich wiedersehen werde.«
    Ich tätschelte seinen Arm und versuchte tapfer zu lächeln. »Wenigstens wirst du mich noch kennen, wenn du mich wiedersiehst.«
    »Es könnte sehr, sehr lange dauern, Serafina. Du bist dann vielleicht schon eine ältere Frau, verheiratet und hast sechs Kinder.«
    Er war wirklich nicht er selbst, wenn er solchen Unsinn redete. »Vielleicht bin ich dann eine ältere Frau, aber gewiss nicht verheiratet, und Kinder werde ich erst recht nicht haben. Ein Maultier bekommt auch keine Nachkommen. Mit den Halbdrachen
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