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Septimus Heap 02 - Flyte

Titel: Septimus Heap 02 - Flyte
Autoren: Angie Sage
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sie hatten Unrecht. Warum bist du nicht in die Burg gekommen und hast nachgeprüft, ob es stimmte? Warum hast du mich nicht gesucht? Du bist weggelaufen.«
    »Ja. So sieht es wohl aus. Aber zu der Zeit konnte ich es nicht ertragen, hier zu bleiben. Ich stach mit der nächsten Flut wieder in See und fuhr ziellos umher, wohin mich die Winde auch trugen – bis ich Deakin Lee in die Hände fiel.«
    »Deakin Lee!« Selbst Jenna war der gefürchtete Deakin Lee ein Begriff, obwohl sie sich überhaupt nicht für Piraten interessierte.
    Milo wagte ein wehmütiges Lächeln in ihre Richtung. Sie lächelte unsicher und verhalten zurück.
    »Die sieben langen Jahre in Deakin Lees Gefangenschaft werde ich niemals vergessen«, fuhr er mit leiser Stimme fort. »Die ganze Zeit dachte ich an das schreckliche Verbrechen, das an dir und deiner lieben Mutter begangen worden war ...«
    »Wie bist du entkommen?«, fragte Jenna.
    »Eines Nachts, im Frühling letzten Jahres, wurde das Schiff von hohen Wellen überrascht. Wie es hieß, wurden die Wellen von einem Dunkelsturm verursacht, der Tausende Meilen von uns entfernt tobte, aber für mich waren es gute Wellen. Deakin Lee wurde über Bord gespült, und seine Mannschaft ließ mich frei. Ich übernahm das Schiff. Ein paar Wochen später liefen wir einen kleinen Hafen an, und mir kam das Gerücht zu Ohren, dass du am Leben seist. Ich konnte es kaum glauben – ich fühlte mich wie neugeboren. Wir setzten sofort Segel und hatten bis Port günstige Winde. Wir gingen vor der Küste vor Anker und hissten die gelbe Flagge, um den Zoll zu benachrichtigen, und die Oberzollinspektorin ließ sich am nächsten Morgen zu uns herausrudern. Sie warf einen Blick auf die Schätze an Bord und teilte uns mit, dass wir warten müssten, bis der Hauptzollspeicher frei sei – diese Nettles nimmt es sehr genau. Aber ich bin ihr dankbar, denn hätte sie es nicht getan, hätte ich dich an jenem Abend nicht gesehen.«
    Jenna dachte an die Szene im Lagerhaus. Jetzt ergab alles einen Sinn.
    »Als ich dich dort auf dem Pferd sitzen sah«, fuhr Milo fort, »genau so wie deine Mutter früher, und als ich dann auch noch das Diadem auf deinem Kopf bemerkte, da wusste ich, dass du meine Tochter warst. Aber ich muss mich entschuldigen, Jenna, ich glaube, ich habe dir an jenem Abend einen Schrecken eingejagt. Es war unüberlegt von mir, ich wollte einfach mir dir sprechen, Jenna ... Jenna?«
    Jenna hatte sich umgedreht und spähte in den Schatten, den die Fackeln auf dem Palastdach warfen.
    »Jenna?«, wiederholte Milo.
    »Ich habe das Gefühl, dass mich jemand beobachtet«, sagte sie.
    Milo trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. »Ich auch«, sagte er. Milo Banda und seine Tochter starrten in die Dunkelheit, aber weder er noch sie sah den Geist der Königin, der zusah, wie Vater und Tochter zum ersten Mal in ihrem Leben miteinander sprachen.
    Alther schwebte zur Königin. »Ich sehe mit Freuden, dass Sie sich endlich aus dem Königinnengemach gewagt haben.«
    Die Königin lächelte wehmütig. »Ich muss gleich wieder zurück, Alther, aber ich konnte der Versuchung nicht widerstehen. Ich wollte nur noch einmal meinen geliebten Milo sehen, und zusammen mit unserer Tochter.«
    »Man sieht, dass sie Vater und Tochter sind«, bemerkte Alther.
    »Ja, das ist wahr.« Die Königin nickte langsam. »An der Art, wie sie dastehen, nicht wahr?«
    »Obwohl sie ganz nach Ihnen schlägt.«
    »Ich weiß«, seufzte die Königin. »Gute Nacht, Alther.«
    Alther sah zu, wie die Königin lautlos an Jenna und Milo Banda vorüberschwebte. Beide blickten genau in ihre Richtung, sahen sie aber nicht. Bald hatte die Königin das Türmchen erreicht und trat vorsichtig durch die dicke Steinmauer. Im Königinnengemach brannte das Feuer so hell wie immer, und die Königin setzte sich still in ihren Sessel und dachte an die Ereignisse des Tages – eines Tages, auf den sie seit so vielen Jahren gewartet hatte.
    Septimus, Marcia und Feuerspei gingen langsam die Zaubererallee entlang. Die Fackeln brannten an ihren Silberpfählen, und Feuerspei sprang unentwegt nach den Schatten, die auf dem Pflaster tanzten. Es war jetzt nach Mitternacht, und alle Geschäfte waren geschlossen und dunkel, doch als sie am Manuskriptorium vorbeikamen, glaubte Septimus, hinter den hohen Bücher- und Papierstapeln einen Lichtschein bemerkt zu haben. Doch als er genauer hinsah, konnte er nichts erkennen.
    Marcia humpelte mühsam die Marmorstufen zum Zaubererturm hinauf.
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