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Seelentraeume

Seelentraeume

Titel: Seelentraeume
Autoren: Ilona Andrews
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Brennan hämmerte einen Code in das Bedienfeld, und die kleine Kabine sauste aufwärts. Mauersteine flitzten vorbei, dann fiel Tageslicht in den Lift.
    »Der Jäger gehört zu Maedoc«, verkündete Brennan. »Er ist seine Schöpfung.«
    »Bist du sicher?«, fragte Rene.
    Mit wutverzerrtem Gesicht wandte sich ihm Brennan zu. Rene wich zurück.
    »Ziemlich schlau von ihm. Er benutzt den Jäger, um dem Sklavenhandel zu schaden, lässt mich schlecht aussehen und sät Zwietracht, weil wir alle Geld verloren haben. Ich habe geglaubt, er sei zu so einem Plan gar nicht fähig, aber so kann man sich täuschen. Er hat uns alle reingelegt.«
    »Und was willst du jetzt unternehmen?«, wollte Rene wissen. Sein Tonfall verriet Besorgnis.
    »Nicht ich. Wir alle.«
    Die Kabine stoppte. Die Zahnräder in der Wand drehten sich, die Türen gingen auf, und sie traten auf einen schmalen, von einem Turm beschatteten Balkon hinaus. Tief unter ihnen glitzerte der Strom. Sie befanden sich an der Spitze des Schlosses.
    Am anderen Ende des Balkons lehnten Maedoc und Angelia am Geländer. Angelias Gesicht schien blutleer. Ihr Blick unstet, furchtsam, wie ein in die Ecke getriebenes kleines Tier.
    »Was war denn so wichtig?«
    Sie wies auf die anderen.
    Maedoc drehte sich um. »Brennan? Was gibt es denn?«
    »Einen Verräter«, antwortete Brennan und näherte sich dem anderen. »Der hinter dem Jäger und dem Überfall auf die Insel steht.«
    »Wer?« Maedoc legte die Stirn in Falten.
    Brennan riss einen Dolch aus der Scheide und rammte ihn Maedoc in die rechte Seite.
    Angelia stieß einen erstickten Schrei aus.
    Mit einer abrupten Bewegung führte Brennan den Dolch nach unten, sein Gesicht nur Millimeter von Maedocs entsetztem Blick entfernt, dann riss er die Klinge aus dessen Fleisch. Der Stoß hatte vermutlich die Lunge getroffen, dachte Richard, der Riss die Leber zerfetzt.
    »Was machst du denn da?«, presste Rene hervor. »Robert, was …?«
    Maedoc sank gegen das Geländer, versuchte verzweifelt, aufrecht stehen zu bleiben. Brennan trat vor Rene und drückte diesem den blutigen Dolch in die Hand. »Du bist dran.«
    »Was?«
    »Du bist dran, du feiger Bastard. Wir stecken alle mit drin. Tu es, oder ende wie er!«
    Rene starrte Maedoc an. Der große Mann hob die linke Hand, während er sich mit der rechten am Geländer festhielt. »Nicht …«
    »Ich dulde keine Verräter in meinem Haus. Tu es!«, bellte Brennan.
    Rene stach Maedoc den Dolch in den Magen. Blut spritzte, nässte den Messergriff.
    Der Soldat schrie.
    Rene ließ den Dolch fallen und stolperte davon. Brennan hob die Waffe auf und wandte sich Angelia zu. »Du bist die Nächste, Süße.«
    »Nein.« Sie wich zurück. »Nein.«
    »Aber ja.« Brennans Stimme bebte vor Zorn. »Ich helfe dir auch.«
    Mit blutigen Fingern packte er ihre Hand, klatschte den Dolch hinein und schloss ihre Finger um den Griff. Dann stellte er sich hinter sie und schubste sie zu Maedoc.
    »Nein«, stöhnte sie.
    Galle stieg Richard in die Kehle, endlich war die Maske gefallen. Brennan zeigte sein wahres Gesicht. Einen Mann im fairen Kampf zu töten war eines, das hier jedoch – das war eine ekelhafte, abartige Schlächterei.
    »Mach schon«, flüsterte ihr Brennan ins Ohr, während er sie halb von hinten umklammert hielt. »Dieses eine Mal bist du diejenige, die einen wegsteckt, so schwer ist das gar nicht.«
    Brennan zwang sie vorwärts, hob ihre Hand und stieß Maedoc den Dolch in die Brust. Wieder spritzte Blut. Maedoc stöhnte.
    Angelia wimmerte.
    »Oh nein, es fließt ein wenig Blut«, sagte Brennan. »Aber damit kommst du doch klar, oder? Hast du etwa gedacht, an dem vielen Geld, das in deine Taschen fließt, klebt kein Blut? Hast du geglaubt, die Edelsteine in deinen Ohren wären nicht damit getränkt?«
    Sie riss sich von ihm los.
    Jetzt wandte sich Brennan Richard zu und hielt ihm den Dolch hin. »Casside, geselle dich zu uns, mein Freund.«
    Richard trat entschlossen vor, nahm den Dolch, stieß ihn Maedoc zwischen die Rippen und durchbohrte sein Herz. Maedoc sackte ächzend zusammen. Das Licht in seinen Augen erlosch. Die Qual war vorüber.
    Brennan blickte auf den hingestreckten Körper. »Seht ihn euch an, ihr drei. Seht genau hin. Ihr habt das mit mir zusammen getan. Ab jetzt sind wir durch Blut verbunden.«
    Angelia verbarg ihr Gesicht in den Händen und weinte.
    »Nimm seine Beine.«
    Richard packte Maedocs Beine, während Brennan seine Arme unter dessen Achseln schob, dann wuchteten sie ihn
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