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Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Seelensplitter: Thriller (German Edition)

Titel: Seelensplitter: Thriller (German Edition)
Autoren: Michael Koglin
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und ihn einen Augenblick ansieht, lächelt er ihr zu. So wie jemand lächelt, der plötzlich genau weiß, was er zu tun hat. Der sich auf den Augenblick freut, in dem das Opfer erkennt, dass es zum Opfer geworden ist.
    Gedankenverloren lässt Lina den Blick über ihre paar Bücher und CDs im Regal gleiten. Alles schnell in ein paar Kisten zu verstauen.
    Bis jetzt gibt es keinen Hinweis darauf, dass es mehr ist als eine bloße Verkettung von Zufällen. Wenn sie jetzt nur nicht hysterisch wird, kann auch nichts passieren.
    Lina geht in die Küche, wäscht das Geschirr ab und stellt zwei volle Müllbeutel vor die Tür. Im Vorratsschrank findet sie hinter einer Packung Kakao eine Flasche Syrah. Sie schenkt sich ein großes Weinglas ein und leert es in einem Zug. Als sie die Flasche wieder hinter der Kakaopackung im Schrank verstaut, klingelt das Telefon.
    »Sven hier. Deine Geschichte mit der flüchtigen Bekanntschaft mit Carolin Scharnhövt kann so nicht stimmen.«
    »Warum?«
    »Weil wir etwas gefunden haben. Du musst vorher schon mal in ihrer Wohnung gewesen sein.«
    »Warum sollte ich dich belügen?«
    »Genau deshalb verstehe ich es ja nicht.«
    »Ich war noch nie zuvor dort. Ich bin Carolin vor etwa einem Jahr begegnet. Ich weiß weder, mit wem sie zusammen war, noch, was sie sonst so gemacht hat.«
    »Selbsterfahrungsgruppe« , sagt Sven mit ironischem Unterton.
    »Was willst du, Sven? Willst du mich mit Gewalt in was reinziehen? Was soll das alles?«
    »Wir haben auf der Rückseite des Fotos eine Nachricht gefunden.«
    »Eine Nachricht? Was für eine Nachricht?«
    »Sag du es mir.«
    »Sven, wenn du …«
    Svens Emmerts Stimme wird schärfer. »Ich hab hier eine Frauenleiche, deren Unterleib von einem explodierten Dildo zerfetzt wurde. Ich muss alles über Beziehungen, Job und Freunde des Opfers wissen. Das ist meine Arbeit.«
    »Ich kann dir nicht helfen. Es war nur eine flüchtige Bekanntschaft.«
    »Weißt du nicht was von Problemen mit einem Exmann? Irgendein verschmähter Liebhaber? Oder ein Stalker?«
    »Ich sage doch, ich habe sie kaum gekannt.«
    »Fein, dann erklär mir mal die Nachricht, die deine flüchtige Bekannte Carolin auf die Rückseite des Fotos geschrieben hat.«
    »Keine Ahnung … was steht denn da?«
    »Da steht: Auf Wiedersehen, Lina. Glaub ihnen nicht.«
    Lina schluckt, ihr Blutdruck schießt in die Höhe, und sie hört ihren trommelnden Herzschlag.
    »Das kann doch nicht sein!«
    »Ich will, dass du im Präsidium vorbeikommst. Wir müssen uns über Carolin unterhalten. Ich will ein bisschen mehr hören über die Selbsterfahrungsgruppe.«
    Lina verspricht, sich bald zu melden.
    »Morgen«, sagt Sven.
    Lina schwankt leicht, als sie in die Küche geht und den Schlüssel für den Dachboden vom Brett nimmt. Mit einer Taschenlampe ausgerüstet steigt sie die Stufen hinauf, öffnet die Tür zum Boden und wühlt sich durch das Chaos aus Kartons, Kisten, alten Teppichen und Blumentöpfen. Der meiste Müll stammt von der Vormieterin, deren Erben Lina darum gebeten haben, den Dachboden zu entrümpeln. Sie war einverstanden und hatte es sich kurz nach ihrem Einzug für ein freies Wochenende vorgenommen. In einem Feng-Shui-Ratgeber hatte sie mal gelesen, es sei nicht gut, wenn sich Gerümpel auf dem Dachboden, also über dem eigenen Kopf ansammle. Aber sie hatte das Ausmisten immer wieder verschoben und stattdessen neuen Müll dazugestopft.
    Ein muffiger und leicht säuerlicher Geruch nach schimmelnden Teppichen liegt in der Luft.
    Sie räumt zwei alte Balkonstühle aus dem Weg, schiebt den Pappkarton mit ihrem alten Computer beiseite und wuchtet zwei Kisten mit esoterischen Büchern und CDs auf einen Stapel mit Vinylplatten, die sie eigentlich über eBay an Sammler verkaufen wollte.
    Hinter einem Karton, in dem sie Unterlagen von der Polizeischule verstaut hat, wird sie schließlich fündig.
    Mit einem Weckring umwickelt liegen da die Notizen, die sie sich in den ersten Wochen der Therapie gemacht hat. Weniger um sich zu erinnern, als um den Verlauf unter Kontrolle zu behalten. Um nachlesen zu können, was sie gesagt hat.
    Lina spürt ein Würgen im Hals und ist kurz davor, sich zu übergeben. Sie setzt sich auf ein Brokatkissen, das aus der Jugendzeit ihrer Vormieterin stammen muss, und blättert die Seiten durch.
    Obenauf liegen Fotos, die Carolin auf Hooge aufgenommen und ihr nach einer Sitzung zugesteckt hat.
    Die Teilnehmer der Therapiegruppe spazieren am Strand entlang, wehende Haare. Man sitzt
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