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Seelenriss: Thriller

Seelenriss: Thriller

Titel: Seelenriss: Thriller
Autoren: Hanna Winter
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war, begann erneut zu schreien.
    »Erwarten Sie jemanden?«, erkundigte sich Lena.
    Magdalena Janowski verneinte und wiegte ungeduldig den Säugling in ihrem Arm, in der Hoffnung, er würde aufhören zu schreien und wieder einschlafen. »War’s das?«
    »Fürs Erste ja, vielen Dank.« Lena erhob sich im gleichen Moment wie Magdalena Janowski und reichte ihr ihre Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte – meine Nummer steht auf der Karte.«
    Die Frau nickte und ging, um die Tür zu öffnen. Lena folgte ihr, und zu ihrer Überraschung war es Wulf Belling, der draußen stand. Er wirkte aufgewühlt und starrte Lena mit ernster Miene an. »Es gibt da etwas, das Sie sich dringend ansehen sollten …«
    Lena nickte ihm zu. »Ich komme sofort.« Im Hausflur wandte sie sich noch einmal zu Magdalena Janowski um. »Könnten Sie gleich morgen früh wegen der Phantomzeichnung aufs Revier kommen?«
    Janowski antwortete mit einem knappen Kopfnicken und schloss rasch die Tür hinter Lena.
    Lena folgte Belling ein paar Schritte den Flur entlang. »Was gibt es?«, fragte sie, gespannt darauf, was jetzt kommen würde. Kaum hatten sie sich von Janowskis Wohnungstür entfernt, hielt Belling einen Asservatenbeutel in die Höhe, in dem sich ein loses Blatt Papier befand. »Das hier hat ein Kollege der Spurensicherung soeben im Nachtschrank der Toten sichergestellt.« Der Blick, mit dem ihr Partner sie ansah, gefiel Lena ganz und gar nicht. Sie nahm den Beutel an sich, um das Schriftstück genauer zu betrachten. Plötzlich spürte sie, wie ihre Kehle ganz trocken wurde. »Tu, was ich dir sage. Oder ich töte dich« stand in blutroten Lettern auf dem Papier.
    Ein eisiger Schauer jagte ihr über den Rücken, als sie Belling entsetzt anblickte. »Großer Gott!«

3
    In den späten Abendstunden im
Besprechungsraum der Mordkommission …
    »Und Sie sind ganz sicher, dass Sie das Opfer nicht gekannt haben?« Die Frage stellte Volker Drescher. Der Leiter der Mordkommission, Mitte vierzig und kaum einen Kopf größer als Lena, saß zwischen einem Standventilator und einem Stapel zerfledderter Akten und warf ihr über den Rand seiner schmalen Brille hinweg einen strengen Blick zu. Alle Augen waren jetzt auf Lena gerichtet, und sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
    »Wie gesagt, ich habe die Frau zum ersten Mal gesehen, als sie bereits tot auf dem Asphalt lag«, beteuerte sie, bemüht, sich ihre Verärgerung darüber, dass man ihre Glaubwürdigkeit in Frage stellte, nicht anmerken zu lassen. Irgendwie hatte Lena bereits geahnt, dass das passieren würde, und sie versuchte, den Argwohn ihrer Kollegen nicht persönlich zu nehmen. Hilfesuchend blickte sie zu Belling hinüber, der in den hinteren Sitzreihen Platz genommen hatte. Lena legte den Kugelschreiber, den sie zwischen den Fingern drehte, aus der Hand und sah mit konzentrierter Miene zur Pinnwand. Die Tatsache, dass ihr eigenes Foto neben dem von Lynn Maurer hing, beschleunigte ihren Puls. Und jedes Mal, wenn ihr Name im gleichen Atemzug mit Lynn Maurer genannt wurde, löste das in ihr ein mehr als beklemmendes Gefühl aus.
    »Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet nicht, ob ich das Opfer kannte, sondern ob das Opfer den Täter gekannt hat. Denn wenn dem so wäre, würde das zumindest erklären, weshalb an der Wohnungstür keinerlei Einbruchsspuren sichergestellt wurden.« Kaum hatte Lena das magische Wort Täter ausgesprochen, wurde ein aufgebrachtes Tuscheln laut. Drescher zog eine Augenbraue hoch und korrigierte den Sitz seiner Brille. »Sie bleiben also bei Ihrer Theorie, es handle sich um einen Serientäter?«
    Nach einem erneuten Seitenblick zu Wulf Belling nickte sie Drescher zu. »Wie sonst erklären Sie sich die Tatsache, dass Lynn Maurer und ich die gleiche Morddrohung erhalten haben?«
    Drescher schaute Lena eindringlich an, sagte aber nichts, und im Konferenzraum wurde es mit einem Mal mucksmäuschenstill.
    Ben Vogt meldete sich zu Wort: »Und wie erklären Sie sich, dass dem Laborbericht zufolge die Schnittwunden und womöglich sogar die Verätzung des Gesichts aus einem Winkel erfolgten, der Fremdeinwirkung unmöglich macht?« Der Rothaarige lehnte sich im Stuhl zurück und wartete, was sie zu sagen hatte. Sein dämliches Grinsen gefiel Lena ebenso wenig wie sein sarkastischer Unterton, und sie hatte Mühe, nicht die Fassung zu verlieren.
    Ihre Augenbrauen fuhren leicht in die Höhe, als sie entgegensetzte: »Ich habe nie behauptet, dass Lynn
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