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Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)

Titel: Seelenkälte: Ein Fall für Suna Lürssen (German Edition)
Autoren: Kerstin Wassermann
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Christensen dann die Tür geöffnet hat, habe ich schnell in die Jackentasche gegriffen und die Wahlwiederholung gedrückt. Dann habe ich eine spezielle Einstellung aktiviert, sodass der Angerufene mithören kann, aber selbst stumm geschaltet ist.«
    Robert sah sie skeptisch an. »Das geht? Das kannst du so einfach, ohne hinzugucken?«
    »Bei meinem Handy geht das zum Glück.« Suna zuckte die Achseln. »Es ist schon ganz nützlich, wenn man so etwas kann.« Tatsächlich hatte sie genau diese Handgriffe unzählige Male geübt, bis sie es blind hinbekommen hatte, aber das musste er ja nicht unbedingt wissen.
    »Allerdings kriege ich das nur mit der Wahlwiederholung hin, eine bestimmte Nummer anzurufen klappt nicht«, gab sie zu. »Ich hatte also Glück, dass ich direkt vorher noch mit Rebecca telefoniert hatte. Wenn ich vorher eine Pizza bestellt hätte, wäre wohl alles anders gekommen. Und noch mehr Glück hatte ich, dass Rebecca den Anruf direkt angenommen hat. Sie konnte das meiste von dem, was in der Wohnung gesprochen worden ist, verstehen.«
    »Und da hat sie gleich richtig geschaltet und die Polizei verständigt«, ergänzte Robert.
    Suna nickte. »Richtig. Ich habe auch darauf gesetzt und versucht, Christensen so lange wie möglich in der Wohnung festzuquatschen, aber leider waren wir trotzdem schon weg, als der Streifenwagen ankam. Das nächste Problem war, dass ich meine Jacke, in der ja das Handy steckte, leider nicht mitnehmen konnte. Deshalb konnte Rebecca uns nicht mehr hören, nachdem wir die Wohnung verlassen hatten. Dummerweise hat die Polizei dann noch eine Fahndung nach dem falschen Fahrzeug eingeleitet, weil sie natürlich davon ausgegangen ist, dass Christensen seinen eigenen Wagen nimmt und nicht den von Linda.«
    »Aber irgendjemand kam dann doch auf die Idee, nach Lindas Wagen zu suchen, oder?«, fragte Robert. »Ich meine, sonst hätten sie euch doch nicht gefunden.«
    Suna schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Irgendeiner bei der Polizei hatte die geniale Idee, die Kollegen in Heiligenhafen zu verständigen, dass sie mal auf der Fehmarnsundbrücke nachschauen. Sie haben vermutet, dass Christensen vielleicht zu dem Ort unterwegs ist, wo seine Frau umgekommen ist, was ja auch der Fall war. Jedenfalls können wir von Glück sagen, dass sie gerade noch rechtzeitig gekommen sind. So wie ich gehört habe, war Christensen schon am Geländer. Es hat nicht mehr viel gefehlt, und er hätte seinen Plan tatsächlich in die Tat umgesetzt.«
    Noch als Suna von den Sanitätern versorgt wurde, hatte sie sich genau erzählen lassen, was passiert war. Christensen hatte auf die Rufe des Polizisten nicht reagiert. Mit Linda auf dem Arm war er weiter auf das Geländer zugelaufen. Also hatte der Polizist seine Waffe gezogen und geschossen. Durch den Treffer im Bein war Christensen zwar gestürzt, hatte sich aber schnell wieder aufgerappelt, sich über das Geländer geschwungen und war in die Tiefe gestürzt. Er war an fast exakt derselben Stelle aufgeschlagen, an der auch seine Frau gestorben war: dort, wo die Ostsee auf Land traf.
    Glücklicherweise hatte er nicht mehr die Kraft gehabt, seine Schwägerin mit in die Tiefe zu reißen. Sie war direkt am Geländer auf dem Fußweg liegen geblieben.
    Robert schüttelte nachdenklich den Kopf. Er war immer noch fassungslos darüber, was passiert war. Als Suna ihn kurz zuvor angerufen und erzählt hatte, sie hätte den Fall gelöst, hatte das noch recht harmlos geklungen. Als sie ihm dann jedoch berichtet hatte, wie alles zusammenhing und was in der letzten Nacht geschehen war, hatte es ihm fast den Boden unter den Füßen weggezogen.
    »In Zukunft werde ich mir lieber zehn Mal überlegen, ob ich dir einen Klienten vermittle«, unkte er. »Wenn du dich fast umbringen lässt, soll das schließlich nicht meine Schuld sein.«
    »Ach was.« Suna winkte ab. »Ich habe nur noch ein paar Kopfschmerzen, sonst geht es mir schon wieder ganz gut. Mit ein bisschen Glück bin ich spätestens nach dem Wochenende hier raus.«
    »Du solltest das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Du hast ganz schön was einstecken müssen, nicht nur körperlich.«
    Suna lächelte. Sie fand es rührend, dass er sich immer noch um sie sorgte. Dann fiel ihr plötzlich Dr. Zeisig ein und sie zog eine Augenbraue hoch. »Wenn es nötig ist, ich kenne da eine gute Psychologin«, scherzte sie. Als sie weitersprach, wurde ihre Miene jedoch ernst. »Um Linda mache ich mir da schon mehr Sorgen. Ich möchte gar
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