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Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band

Titel: Schwere Schuld / Der Wächter meiner Schwester - Zwei neue Romane in einem Band
Autoren: PeP eBooks
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das Loch.
    »Einen Moment.« Eine Kette klirrte. Der Türknauf drehte sich. Beide Detectives berührten ihre Waffe und traten von der Tür zurück.
    Der Mann, der sie öffnete, war um die vierzig, gut aussehend, von mittlerer Größe, kräftig gebaut, hatte ordentlich geschnittenes, dunkles, lockiges Haar und graublaue Augen von einer Helligkeit, wie sie Lamar noch nie gesehen hatte. Weit auseinanderstehende Augen von einer Blässe, dass die Iris fast unsichtbar war, wenn sie einen direkt ansahen. Sie waren leicht rotgerändert. Hatte er getrunken? Geweint? Allergien, hervorgerufen von Nashvilles hoher Pollenzahl? Schlaflosigkeit? Such dir einen Grund aus.
    »Dr. Delaware?«
    »Ja.«
    Lamar und Baker nannten ihre Namen, und Delaware reichte ihnen die Hand. Ein warmer, fester Händedruck. Beide Detectives suchten nach frischen Schnitten, irgendeinem Anzeichen für einen Kampf. Nichts.
    Delaware fragte: »Was ist los?« Sanfte Stimme, leise, ein wenig jungenhaft. »Alles in Ordnung mit Jack?« Er hatte einen eckigen Unterkiefer, ein gekerbtes Kinn, eine römische Nase. Er war bequem gekleidet: schwarzes T-Shirt, graue Trainingshose, nackte Füße.
    Während Lamar an dem Mann vorbei ins Zimmer schaute, sah sich Baker noch einmal die Hände an: glatt, etwas zu groß, mit feinen dunklen Härchen auf der Oberseite. Die Fingernägel der linken Hand waren kurz geschnitten, aber die an der rechten wuchsen über die Fingerspitzen hinaus und liefen auf der rechten Seite spitz zu. Möglicherweise ein klassischer Gitarrist, oder er spielte ein anderes Zupfinstrument. Vielleicht gehörte die zweite Gitarre also ihm.

    Keiner hatte Delawares Frage beantwortet. Der Mann stand einfach da und wartete.
    »Gibt es irgendeinen Grund, weshalb nicht alles mit Mr. Jeffries in Ordnung sein sollte?«, fragte Baker.
    »Es ist sechs Uhr morgens, und Sie sind hier.«
    »Sie sind auf«, sagte Baker.
    »Schlafprobleme«, erwiderte Delaware. »Jetlag.«
    »Wann sind Sie angekommen, Sir?«
    »Jack und ich sind gestern Morgen um elf angekommen, und ich habe den Fehler gemacht, ein Nickerchen von drei Stunden zu halten.«
    »Können wir reinkommen, Sir?«
    Delaware trat zur Seite. Runzelte die Stirn, als er sie hereinbat.
    Kleines Standardzimmer, nichts Ausgefallenes daran. Ein Ordnungsfanatiker, entschied Lamar. Keine Kleidungsstücke in Sicht, jede Schublade und Schranktür geschlossen. Die einzigen Hinweise darauf, dass das Zimmer belegt war, bestanden in dem Gitarrenkoffer neben dem Bett, in den gegen das Kopfteil gestellten Kissen und darin, dass das Deckbett leichte Gebrauchsspuren aufwies - es war eingedrückt, wo ein Körper gelegen hatte.
    Auf dem Nachttisch stand ein Old-Fashioned-Glas, in dem zwei Eiswürfel vor sich hin schmolzen; ein Fläschchen Chivas in Minibar-Größe lag im Papierkorb. Außerdem lag da eine großformatige Zeitschrift - American Lutherie .
    Noch ein Möchtegern-Musiker? Lamar wartete auf Bakers Reaktion. Baker zeigte keine.
    Lamar warf erneut einen Blick auf die Miniflasche. Leer. Behandelte der gute Doktor seine Schlaflosigkeit mit einem Drink und Lektüre? Oder wollte er sich beruhigen?
    Er und Baker zogen sich Stühle heran, und Dr. Alexander Delaware hockte sich aufs Bett. Sie teilten ihm die schlechte Nachricht ohne Beschönigung mit, und er legte eine Hand
an die Wange. »Mein Gott! Das ist furchtbar. Ich bin …« Er verstummte.
    »Wie wär’s, wenn Sie uns ins Bild setzten?«, sagte Baker.
    »Worüber?«
    »Zunächst mal darüber, warum Mr. Jeffries mit einem Arzt reist.«
    Ein tiefer Seufzer. »Das ist … Sie müssen mir ein paar Minuten Zeit geben.«
    Delaware ging zur Minibar und nahm sich eine Dose Orangensaft. Er trank sie schnell aus. »Ich bin Psychologe, kein Doktor der Medizin. Nach einem Hubschrauberunfall vor mehreren Jahren entwickelte Jack eine Flugphobie. Dagegen habe ich ihn behandelt. Nashville war sein erster richtiger Flug nach seinem Beinaheabsturz, und er bat mich, ihn zu begleiten.«
    »Sie sollten Ihre ganzen anderen Patienten im Stich lassen und mit ihm fliegen«, sagte Baker.
    »Ich bin halb im Ruhestand«, erklärte Delaware.
    »Halb im Ruhestand?«, fragte Baker. »Das soll heißen, Sie arbeiten manchmal?«
    »Hauptsächlich Arbeit für das LAPD. Ich berate die Polizei seit mehreren Jahren.«
    »Als Profiler?«, fragte Lamar.
    »Und in anderer Funktion.« Delaware lächelte rätselhaft. »Gelegentlich bin ich nützlich. Wie ist Jack gestorben?«
    »Ist das alles?«, fragte Baker.
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