Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schutzlos: Thriller (German Edition)

Schutzlos: Thriller (German Edition)

Titel: Schutzlos: Thriller (German Edition)
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
reine Formalität. Falls ein Lifter, sagen wir, nicht mitbekommen hätte, dass sein Auftraggeber in Haft ist und erneut gegen unsere Mandanten vorginge, wären wir natürlich sofort zur Stelle, auch wenn die Freigabe unterschrieben ist. Aber wir sind eine Bundesbehörde wie jede andere, und das bedeutet Papierkram. Ich gab Barbara das unterschriebene Dokument zurück und teilte ihr mit, ich würde in drei Tagen wieder hier sein, vielleicht in vier, aber sie könne mich jederzeit erreichen. Was sie ohnehin wusste, aber mir war wohler, wenn ich es noch einmal sagte.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte sie in mütterlichem Ton. »Sie sehen nicht so toll aus.«
    Von der Wirkung des Pfeffersprays spürte ich eigentlich nichts mehr, deshalb runzelte ich fragend die Stirn. »Sie hinken immer noch«, erklärte sie.
    »Es ist nur ein Kratzer.«
    Ich packte mein Brettspiel, meinen Computer und eine Sporttasche mit Kleidung zusammen und ging zu DuBois’ Büro. Sie telefonierte gerade, als ich in den Eingang trat. Ihr spielerischer Tonfall verriet mir, dass sie wahrscheinlich mit ihrem Freund, dem Cat Man, sprach. Es war der Abend für ein romantisches Dinner, wie es schien. Sie beschrieb ihm – in ihrer typischen Detailverliebtheit und Weitschweifigkeit – ein Hähnchengericht, das sie im Sinn hatte.
    Ich winkte ihr zum Abschied. Sie streckte den Zeigefinger in die Höhe, damit ich noch einen Moment wartete.
    Aber ich wollte nicht, dass sie ihr Gespräch vorschnell beendete. »Ich muss los«, flüsterte ich. »Und danke. Gute Arbeit.«
    Sie lächelte nur leicht, aber ihre Augen strahlten. Wenn Abe Fallow mich gelobt hatte, hatte ich immer die entgegengesetzte Reaktion gezeigt. Ich hatte den Kopf gesenkt und das Kompliment
abprallen lassen. Ich fand, DuBois machte es richtig. Sie scherzte gelegentlich, stellte ihre bizarren Beobachtungen an und redete mit sich selbst. Sie wechselte ungezwungen zwischen Emotionalität und Zurückhaltung. So sollte es sein. Wenn ich das Rad der Zeit zurückdrehen könnte, wäre das etwas, das ich für mich selbst in Ordnung bringen würde.
    Aber so ist das nun einmal mit der Vergangenheit. Sie holt einen nicht nur immer wieder im unpassendsten Moment ein, sondern sie ist außerdem in Stein gemeißelt.
    Ich ließ DuBois mit ihrem Kochmonolog zurück und fuhr in die Tiefgarage hinunter, um meinen Privatwagen zu holen, einen dunkelroten Volvo. Mein Beruf mag nicht der sicherste der Welt sein, aber ich fahre dasselbe Autofabrikat, dem mein Vater, der Versicherungsanwalt, das Leben seiner Familie anvertraute. Der Wagen ist nicht sonderlich schick – aber wer braucht das schon? Er hat auch bereits ziemlich viele Kilometer auf dem Buckel.
    Ich fuhr gerade auf die King Street hinaus, als ich eine SMS erhielt. Ich hielt kurz und las sie. Dann schaute ich auf den Freimaurertempel hinaus und überlegte. Ja oder Nein?

72
    Ich fand Joanne Kessler in der Galleria in Tysons Corner, dem schickeren von zwei praktisch zusammengewachsenen Einkaufszentren am Flughafenzubringer, nicht weit von dem Regierungsgebäude entfernt, in dem die Vernehmung von Aslan Zagaew stattgefunden hatte.
    Die Galleria beherbergt das Ritz-Carlton, DeBeers und Versace, und ich habe nie verstanden, wieso sie immer noch in Betrieb
war, denn von der Weihnachtszeit abgesehen schien es immer menschenleer zu sein.
    Joanne saß an einem wackligen Tisch auf der geräumigen Fläche in der Mitte des Einkaufszentrums. Starbucks, einmal mehr.
    Für etwa einen Monat nach Beendigung eines Jobs behalten die Mandanten für alle Fälle ihre sicheren Handys. Danach überschreibt die Software die Codes und Nummern mit irgendwelchem Unsinn, und sie können sie zurückschicken oder einfach wegwerfen. Es war Joannes SMS gewesen, die ich vorhin erhalten hatte, und sie hatte gefragt, ob wir uns treffen könnten.
    Ich hatte sie, Ryan und Amanda natürlich bereits angerufen und ihnen alles erklärt. Wir hatten uns verabschiedet. Und mit der unterschriebenen Freigabe war der Job beendet.
    Aber offenbar noch nicht ganz.
    Ich holte mir einen Kaffee und setzte mich zu der düster blickenden Frau.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie.
    »Gut«, antwortete ich knapp, da ich nicht über die Schmerzen und den wunden Zeh reden wollte. »Und Ryan?«
    »Macht sich gut. Er kommt morgen raus.«
    »Amanda?«
    »Die ist in Ordnung. Wild entschlossen, den Kampf gegen die Korruption in Washington aufzunehmen.«
    »Behalten Sie ihre Blogs im Auge«, sagte ich. »Ich muss anonym
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher