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Schutzengel mit ohne Flügel

Schutzengel mit ohne Flügel

Titel: Schutzengel mit ohne Flügel
Autoren: Arto Paasilinna
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gleichzeitig mit Viivi zur Tür hinausgelangte, sonst hätte er zusammen mit dem Toten wer weiß wie lange im verschlossenen Auto ausharren müssen. Launonen empfand es als schreiende Ungerechtigkeit, dass die Teufel keine Flügel hatten, so wie die Engel. Worauf begründete sich eigentlich diese Regelung? Gerade die Teufel bräuchten Flügel, denn das Begehen von Missetaten ist ein ambulantes Gewerbe. Schutzengel Sulo Auvinen verkündete mit der Überzeugung eines alten und weisen Mannes, dass es der Wille des Schöpfers des Himmels und der Erde, also Gottes, sei. Dem Bösen seien von Anfang an die Flügel gestutzt worden, damit wenigstens irgendeine Art von Gerechtigkeit auf der Welt herrsche.
    »Scheiße, von wegen! Uns hat nicht Gott, sondern der Satan geschaffen«, murmelte der Teufel.
    In Berlin übergaben Aaro und Oskari die Toten an einen deutschen Bestatter. Der Teufel hatte jetzt mehr Platz in Aaros Wagen, aber nicht lange, denn Lindell hatte die Männer gebeten, für die Rückfahrt zwei finnische Leichen zu besorgen. Die waren jedoch so auf die Schnelle nicht aufzutreiben. Aaro und Oskari hätten warten müssen, dass leidende Landsleute, die in dortigen Kliniken lagen, den Geist aufgaben und so Gelegenheit bekamen, in Lindells schwarzen Autos heimzufahren, um in der Heimaterde begraben zu werden.
    Jetzt ersann Teufel Launonen eine gute Methode, sich bei Sulo Auvinen und seinen Leuten anzubiedern und so Sulos Abwerbung zu befördern. Er versprach, eine Fracht für die Rückfahrt zu besorgen. Und ehe Sulo Auvinen es verhindern konnte, tötete Rauno Launonen mithilfe seiner Handlanger zwei finnische Hobbyjäger, die sich in Rudenshalm, einem Schutzgebiet etwa Hundert Kilometer südöstlich von Berlin, auf der Wildschweinjagd befanden. Die Teufel bedienten sich einer wütenden Bärin, und die riss insgesamt drei Mitglieder der achtköpfigen internationalen Gesellschaft. Fünf konnten entkommen. Eigentlich hätten zwei Leichen gereicht, aber aus Versehen hatte die Bärin auch noch einen Tschechen getötet. Nun, Ende gut, alles gut, freute sich der Teufel.
    Gleich am nächsten Morgen rief Lindell aus Helsinki an und erzählte von dem schrecklichen Unfall in Deutschland, bei dem eine blutrünstige Bärin drei Jäger gerissen hatte, zwei von ihnen waren Männer in mittleren Jahren, die aus Karkkila stammten. Er forderte Oskari und Aaro auf, für den Heimtransport der Leichen zu sorgen, die Rechnung bitte an die Versicherung.
    Bereits drei Tage später konnten sie die Rückfahrt antreten, nachdem die vorläufigen Untersuchungen und die Obduktionen abgeschlossen waren. Während der Wartezeit besichtigten sie die Sehenswürdigkeiten von Berlin und machten die Zinksärge transportbereit, befreiten sie von der Körperflüssigkeit der Feldwebel und desinfizierten sie, polierten die Glasfenster im Deckel, richteten alles her, wie es sich gehörte.
    Rauno Launonen redete Sulo Auvinen listig zu, dass er, wenn er Gehilfe des Satans würde, die seltene Gelegenheit bekäme, viele berühmte Persönlichkeiten der Weltgeschichte kennenzulernen, die in der Hölle tätig waren und sich großer Wertschätzung erfreuten – zum Beispiel Hitler, Stalin und Tausende andere.
    Sulo Auvinen interessierte sich nicht sonderlich für diese neuen Bekanntschaften, im Gegenteil, er wollte sich von diesen berühmtesten Übeltätern der Welt möglichst weit fernhalten, wie er sagte.
    Um ihm den Seitenwechsel schmackhaft zu machen, malte der Teufel nun in glühenden Farben die neuen verheerenden Terrorakte aus, die Sulo als Mitglied des Führungsstabes mit planen dürfte. Gegen sie waren die Anschläge auf das World Trade Center vergleichsweise klein. Ganze Städte könnten mit chemischen Waffen zerstört oder Atombomben über ihnen abgeworfen werden. Zum Beispiel Tokio oder auch Berlin könnten dem Erdboden gleichgemacht werden. Wahrlich genügend teuflische Betätigungsfelder für einen Mann. Damit könnte er sich einen bleibenden Platz in der überirdischen Geschichte erarbeiten.
    Als diese großartigen Aussichten Sulo Auvinen immer noch nicht bekehren wollten, zog Teufel Rauno Launonen schließlich in Stockholm seine letzte Trumpfkarte aus dem Ärmel. Sulo könnte seine geliebte Frau treffen und das Zusammensein mit ihr fortsetzen. Frau Auvinen war ja schon vor Jahren gestorben und weilte heute in der Hölle, wie Sulo bereits geahnt hatte.
    »Denken Sie nur: Ihre Ehe geht auch noch nach Ihrem Tod glücklich weiter. Was könnte romantischer
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