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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman
Autoren: Susanne Lieder
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ist, wenn man den Kerl endlich hat. Und jetzt ...« Lahm zuckte die Achseln. »Irgendwie hab ich ihn mir ganz anders vorgestellt.«
    »Geht mir auch so.«
    »Hör mal, Heiner ...« Lahm räusperte sich. »Ich will mich bei dir entschuldigen.«
    »Wofür?« Schuster wusste das gerade wirklich nicht. Er war viel zu sehr in Gedanken gewesen.
    »Ich hab mich wie ein Idiot benommen. Ich hab mich über dich und deine ... Eigenarten lustig gemacht.«
    Schuster verdrehte die Augen. »Eigenarten, ja?«
    Lahm grinste etwas schief. »Na ja, wie soll man das sonst nennen?«
    »Ich nehme deine Entschuldigung an.«
    »Ehrlich?«
    »Klar, ich bin nicht nachtragend.«
    Sie tauschten einen Blick, dann grinsten sie sich an.
    Die Zeitungen übertrafen sich am nächsten Morgen mit den Schlagzeilen. Manche äußerten die Befürchtung, dass man nicht wissen konnte, ob es nicht noch mehr Opfer gegeben hatte.
    Schuster fragte sich, wo die denn ihrer Meinung nach sein sollten und widmete sich zähneknirschend seinem Bericht.
    Sein Kollege Grätsch war seltsam still an diesem Morgen. Er starrte aus dem Fenster und schien tief in Gedanken versunken.
    Und dann sagte er das, was Schuster die ganze Zeit befürchtet hatte: »Dieser Fall wird definitiv mein letzter sein. Ich habe meine vorzeitige Pensionierung beantragt, Heiner.«
    Schuster erhob sich und legte eine Hand auf seine Schulter.
    »War schön, mit dir zu arbeiten, Gunnar. Ich finde, wir hatten eine gute Zeit.« Er hatte einen dicken Kloß im Hals.
    »Meistens«, ergänzte Grätsch.
    Schuster nickte. »Meistens.« Er holte tief Luft.
    »Du wirst mit ihm zurechtkommen, oder?«
    Schuster wusste nicht, von wem sein Kollege sprach. »Mit wem?«
    »Mit Lahm.«
    »Ja, ich glaub schon.«
    Grätsch nickte lächelnd und sichtlich zufrieden. »Na, siehst du.« Er klopfte Schuster die Schulter.
    Der seufzte leise. »Und jetzt geh ich noch mal zu Hagedorn.«
    Bliefert kaute an seinem Stift, als Schuster hereinkam.
    »Hagedorn hatte Anfälle, hat fast die ganze Nacht gedauert.«
    »Anfälle?« Schusters Herz rutschte ihm in die Hose. Von Anfällen, die irgendwer hatte, wollte er eigentlich nichts hören.
    »Er fängt an zu zittern, schreit, hat Schaum vorm Mund und kippt um. Dann zuckt er grässlich, und anschließend heult er, dass er die Schmerzen nicht mehr aushält. Er ist jetzt beim Arzt. Irgendwas stimmt nicht mit ihm, Heiner.«
    »Der hat zwei Frauen umgebracht. Natürlich stimmt was nicht mit ihm.« Schuster schnaubte.
    Bliefert schüttelte ungeduldig den Kopf. »Du hast ihn nicht gesehen! Er hat komische Sachen gemacht. Erst hat er sein Essen angestarrt, dann hat er angefangen, und als der Teller leer war, hat er einfach weitergegessen, obwohl nicht ein Krümelchen mehr auf dem Teller war.«
    Schuster sagte kein Wort.
    Die Polizeiärztin Frau Doktor Wegener reichte Schuster ihre schlanke, sehr kühle Hand. »Guten Morgen, Herr Schuster«, gurrte sie. »Schön, dass es Ihnen wieder gut geht.«
    »Sie wollten mir etwas über den Mann erzählen, den wir gestern verhaftet haben.« Er kam lieber gleich auf den Punkt.
    Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen, und ihr heller enger Rock war dabei etwas hochgerutscht. »Er leidet unter unerträglichen Kopfschmerzen und so wie es aussieht auch unter einer Form von Epilepsie. Ich werde veranlassen, dass er in einer Klinik gründlich untersucht wird.«
    »Was glauben Sie, was das ist? Woher diese Kopfschmerzen?«
    »Ich vermute, dass er einen Hirntumor hat.«
    »Ein Hirntumor?« Schuster schluckte. In seinen Fingerspitzen kribbelte es, und er hatte zum ersten Mal seit längerer Zeit das starke Verlangen, sich auf der Stelle die Hände zu schrubben, bis das unangenehme Gefühl in seiner Kehle vorbei war.
    »Anders kann ich mir seine Schmerzen nicht erklären, Herr Schuster. Selbst Migräneattacken sind selten so heftig wie die Anfälle, die dieser Mann hat. Und er tut Dinge, die typisch für eine Glioblastom-Erkrankung sind.«
    Am liebsten wäre Schuster hinausgelaufen, er hatte schon viel zu viel gehört.
    Frau Doktor erhob sich und ging zu ihrem Bücherregal. Dabei wackelte sie gekonnt mit ihren Hüften und ihrem flachen Hinterteil.
    Mit einem dicken, knallroten Buch kam sie an ihren Schreibtisch zurück und blätterte eine Weile darin rum.
    Sie machte: »Ah ja«, und dann las sie eine Weile mit gerunzelter Stirn. »Ja, das bestätigt meine Vermutung. Ein Glioblastom im Endstadium ...«
    Schuster schluckte verzweifelt. Warum konnte der Mann nicht
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