Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1
Autoren: bishop
Vom Netzwerk:
bedeutete, dass eine Pferdemeisterin von Oscham ebenfalls unterwegs sein musste.
    Lark öffnete das Tor. Das Fohlen bemühte sich, mit seinen unglaublich staksigen Beinen das Gleichgewicht zu halten, und zuckte nervös mit den Ohren, als es Anstalten machte, ihr zu folgen.
    »Nein, mein Kleiner«, murmelte Lark. Sie streichelte über seinen Hals und blies ihm beruhigend in die Nüstern. »Du bleibst schön hier. Ich bin nicht lange weg.«
Sie schlüpfte durch das Stalltor und verriegelte es. Als das Fohlen wimmerte, drehte sie sich um und strich mit den Fingern durch seine kurze Mähne »Nicht weinen«, beruhigte sie es. »Ich werde nicht zulassen, dass sie dich mitnehmen.«
    Und das würde sie auch nicht, das schwor sie sich, als sie mehr recht als schlecht ihren Rock glatt zog und versuchte, das Stroh und den Schmutz von ihrem Wams zu entfernen. Das Fohlen gehörte ihr, Fürst hin oder her.
    »Larkyn?« Die mürrische Stimme gehörte Meister Mickelwitt. »Larkyn Hammloh!«
    Lark verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als sie sich dem Scheunentor zuwandte. Lieber hätte sie gleich der Pferdemeisterin gegenübergestanden, als sich mit diesem schwabbelbäuchigen, törichten alten Mann abzugeben. Doch dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich dem Vogt von Willakhiep zu widersetzen. Die Hammlohs befanden sich in einer heiklen Lage und waren auf die Unterstützung ihrer Herren angewiesen.
    »Ich komme«, rief sie. Sie wollte losgehen, wandte sich dann jedoch für eine letzte Umarmung zu dem Fohlen um, strich über sein raues Fell und sog den süßen, würzigen Duft ein. Es fiel ihr schwer, sich auch nur kurz von dem Tier zu trennen. Sie beide waren wie durch unsichtbare Fäden miteinander verbunden, eine Art schicksalhaftes Spinnennetz. Dieses Netz ließ sich nur genau so weit dehnen, dass Lark das Nötigste erledigen konnte, dann straffte es sich und zog sie ein ums andere Mal zu dem Tier zurück. Lark musste ihre Füße geradezu zwingen, sie den Gang hinunter zum Eingang der Scheune zu tragen.
    Dabei griff sie sich an den Kopf und stellte fest, dass ihr Haar verfilzt und voller Stroh war. Sie löste den dicken
Zopf und versuchte, ihn mit den Fingern zu kämmen. Mit ihrem Haar hatte sie schon immer gekämpft, diese Locken ließen sich einfach nicht bändigen und widersetzten sich jeder Bürste oder Haarspange.
    Sie gab auf, und als sie in die noch kühle Sonne hinaustrat, schob sie ihre Mähne kurzerhand über die Schulter zurück. Eine frische Brise wehte von den Hängen der Ocmarine herüber. Entzückt von den ersten Boten des Frühlings, wandte sie ihr Gesicht gen Himmel.
    Und riss die Augen auf. Sie vergaß ihre widerspenstigen Haare, verschränkte die Hände vor der Brust und starrte mit offenem Mund hinauf. Vergessen waren Mickelwitt und Broh und der drohende Zorn des Fürsten. Einen unglaublich langen Moment holte sie nicht einmal Luft.
    Wie Licht durch den papiernen Schirm einer Lampe schien die Sonne durch die rötlich schimmernde Membran der breiten Schwingen, die anmutig schlugen. Während das geflügelte Pferd über dem Unteren Hof kreiste, hatte es die Beine dicht an den Körper gezogen. Die Hufe glänzten wie poliertes Glas, die Mähne und der Schweif wehten wie Tücher aus roter Seide.
    Eigentlich dürften solche Wesen gar nicht fliegen können. Es war das große Mysterium von Oc, dass die Pferdegöttin ausgerechnet ihnen eine solche Gunst gewährt hatte. Selbst Kühe und Ziegen verrenkten sich die Hälse nach diesem Wunder. Wie mussten sie das Pferd um seine Freiheit, seine Kraft und die unglaubliche Anmut beneiden! Ein Anblick, der ihnen zweifellos ihren eigenen erdverbundenen Zustand schmerzlich vor Augen führte.
    Und erst die Reiterin!
    Mit jeder Runde sank das geflügelte Pferd ein wenig tiefer herab, bis Lark die hochgewachsene, schlanke Gestalt
im Sattel erkennen konnte. Sie war in Schwarz und Silber gekleidet, die Farben des Fürsten, trug einen langen Hosenrock und dazu ein Wams mit Gürtel; die weiten, an den Handgelenken zugeknöpften Ärmel flatterten im Wind. Die Schirmmütze hatte sie tief in die Stirn gezogen und die Haare im Nacken sorgfältig zu einem Knoten gebunden.
    Larkyn schluckte und holte endlich Luft. Nichts und niemand hatte sie auf die atemberaubende Schönheit dieser Frau und ihres Pferdes vorbereitet, die da vom Himmel herabschwebten. Ihre Augen brannten, und ihr Herz raste.
    Jeder im Hof war wie erstarrt stehen geblieben. Broh hielt den Hut in den Händen, Mickelwitt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher