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Schnappschuss

Schnappschuss

Titel: Schnappschuss
Autoren: Garry Disher
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Einzelheiten einer Story durchgab, waren lange vorbei.
    Schließlich führte er zwei Telefonate, eines mit der Bitte um neuere Informationen zu gestohlenen, herrenlosen und ausgebrannten Wagen auf der Halbinsel, ein zweites mit McQuarrie.
    »Meine Enkeltochter ist immer noch ganz durcheinander, Inspector«, betonte der Superintendent. »Ich weiß, Sie müssen mit ihr sprechen, solange sie das Geschehene noch lebhaft im Gedächtnis hat, aber sie braucht noch eine Weile, verstehen Sie? Mal sehen, wie sie sich zu Mittag fühlt.«
    »In Ordnung, Sir«, sagte Challis.
    Jetzt ging es darum herauszufinden, ob es eine Verbindung zwischen dem Opfer und der Frau gab, die im Haus Nummer 283 wohnte. Challis wollte nicht eindringen, also weckte er den Triumph mit viel Mühe zum Leben und fuhr zweihundert Meter bis zum Nachbargrundstück, auf dem ein lang gestrecktes Ziegelhaus mit Dachlichtbändern stand. Eine Frau im Overall schob eine Schubkarre mit Mulch durch den Garten hinterm Haus. Sie hatte ein glattes, jugendlich wirkendes Gesicht und stellte sich als Lisa Welch vor.
    »Sie sind heute Morgen schon der zweite Polizist, der bei mir anklopft«, sagte sie argwöhnisch und wischte sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Ich weiß, es geht um nebenan, aber der andere wollte mir nicht sagen, was los ist. Ich hab sowieso nichts gehört oder gesehen.«
    »Das kommt Ihnen vielleicht wie Vergeudung von Dienstzeit vor«, entgegnete Challis, »aber wir würden gern mit der Frau reden, die dort wohnt.«
    »Mrs. Humphreys? Joy? Die ist gerade im Krankenhaus.«
    Challis sah sie fest an. »Wissen Sie, weswegen?«
    »Künstliches Hüftgelenk. Joy ist Ende siebzig.«
    Challis dachte darüber nach. Konnte eine ältere Frau das eigentliche Ziel sein? Konnte eine junge Frau mit einer älteren verwechselt werden? »In welchem Krankenhaus?«
    »Waterloo.«
    Na, wie passend. »Lebt sie allein?«
    »Ich glaube, ihr Mann ist vor ein paar Jahren gestorben.«
    Challis hakte geduldig nach: »Und seither – Besucher, die länger blieben, Untermieter, irgendetwas in der Art?«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, wirklich nicht. Ich bin neu hier in der Gegend, ich weiß nicht, wer kommt und wer geht.«
    Challis steckte Notizblock und Stift ein. »Danke, Sie haben mir sehr geholfen.«
    Er sah, wie sie schluckte.
    Sie wirkte sehr angespannt. »Können Sie mir sagen, was passiert ist? Ist bei ihr eingebrochen worden?«
    Challis zögerte. Auch möglich, dass diese Frau hier das eigentliche Ziel des Angriffs war. Und wenn, würde sie weglaufen, wenn sie erfuhr, was nebenan geschehen war? Statt sie noch einmal aufsuchen zu müssen, sagte Challis: »Mrs. Welch, es hat eine Schießerei gegeben. Eine Frau ist tot. Nicht Mrs. Humphreys«, fügte er hinzu und hob beschwichtigend die Hände. »Eine jüngere Frau.«
    »O Gott.«
    »Haben Sie irgendwelche Feinde?«
    Sie fuhr entsetzt vor ihm zurück. »Jeder hat Feinde. Glauben Sie wirklich, die sind zum falschen Haus gegangen?«
    »Wir müssen alles in Betracht ziehen.«
    »Und was, wenn sie zurückkommen? Ich lebe hier allein.«
    »Gibt es jemanden, bei dem sie heute Nacht oder die nächsten paar Nächte bleiben können?«
    »Meine Eltern wohnen in der Stadt.« Sie nannte ihm eine Adresse und Telefonnummer in Highett.
    »Ich denke nicht, dass Sie in Gefahr sind«, sagte Challis. »Der oder die Täter sind längst über alle Berge. Es wäre dennoch klug, wenn Sie die nächsten paar Tage bei Ihren Eltern blieben, bis wir das hier geklärt haben.«
    Er willigte ein zu bleiben, bis sie einen Koffer gepackt, das Haus verriegelt hatte und in ihrem Wagen davonfuhr. Er notierte sich den Wagentyp und das Kennzeichen und fuhr dann nach Waterloo.
    Unglücklicherweise kam er unterwegs am Flugplatz vorbei. In einem der Hangars stand eine Dragon Rapide, ein Doppeldecker aus den Dreißigern, den er eigentlich restaurierte. Doch es war einiges schief gelaufen, und die alte Maschine war erst zu zwei Dritteln fertig. Challis hatte allen Enthusiasmus verloren, die restlichen Aufgaben, wie zum Beispiel nach den richtigen Reifen zu suchen, noch anzugehen. Außerdem war ihm der Hangar unheimlich geworden. Manchmal konnte er Kitty noch spüren, wie sie an ihrer Kittyhawk aus dem Zweiten Weltkrieg arbeitete. Flugzeug und Frau waren schon lange fort, aber sie war ihm stets eine willkommene Gesellschaft gewesen – fast schon eine Freundin –, bis ihr Gatte vor etwa einem Jahr sich eines Abends angeschlichen und sie während
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