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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road
Autoren: Tom Piccirilli
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wiederzusehen. Willst du nicht reinkommen?«
     
    Emma konnte ihm nicht in die Augen sehen. Flynn ging auf sie zu. Ihre blauen Flecken fielen schon nicht mehr so auf wie gestern Abend. Er küsste sie, aber sie reagierte nicht. Er merkte, dass sie jemand anderen in ihm gesehen hatte, jemanden, der anders redete und sich anders benahm. So wie ihre bisherigen Männer, wie sein eigener Bruder. Es verwirrte sie, wie er sich verhielt. Sie schwankte und sagte: »Ich muss gehen.«
    »Nach Hause zu Chad?«
    »Ja«, antwortete sie.
    »Ist es das, was du willst?«

    »Ja.«
    »Liebst du ihn?«
    »Ja.«
    »Du lügst, Emma. Was würde Patty dazu sagen?«
    Das saß. Als sie den Namen ihrer Schwester hörte, loderten ihre Augen auf und ihre Lippen strafften sich. Flynn fand, es stand ihr gut. Es war okay, wenn sie ihn hasste, solange es etwas Leben in ihr entfachte. Er küsste sie noch mal, und sie schob die Hände auf seine Brust und drückte ihn weg. Himmel, sogar das gefiel ihm.
    Ihre verfahrene Situation würde für einen von ihnen bald tödlich enden, vielleicht auch für sie beide. Flynn musste das Dilemma irgendwie aufbrechen, oder zumindest Emma geben, was sie wollte.
    Er drehte sich um und sagte: »Bevor ich dich zu deinem Wagen bringe, möchte ich, dass wir eine kleine Spritztour machen.«
    Sie fuhr sich über die Lippen. Vielleicht war das ihre Chance. »In Ordnung.«
     
    Er wusste zwar nicht genau, was zu tun war, doch zumindest wo.
    PRIVATSTRAND.
NUR FÜR ANWOHNER.
     
    Sie waren auf den Weg dorthin, wo alles angefangen hatte und wo alles enden würde. Dieses Schild verfolgte sie ihr ganzes Leben hindurch. Freude und Zweifel kamen in ihm auf. Die großen Mysterien drehten sich weiter und zogen ihre Schlinge um ihn.

    Er hörte, wie sein Vater ihm ins Ohr hustete. Seine Mutter seufzte. Die Familie ließ einen niemals in Ruhe, egal, wie lange sie schon tot waren.
    »Warum tust du das?«, fragte Emma.
    »Warum bist du mitgekommen?«, erwiderte er.
    »Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, dass es von vornherein so bestimmt war.«
    »Das stimmt nicht. Wir werden nicht sterben.«
    »Es würde mir nichts ausmachen.«
    »Das wird es aber, Emma, du wirst anfangen, das anders zu sehen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
    »Warten wir es ab.«
    Die Schuld des Überlebenden. Danny hatte nicht gewusst, was er tat, als er Flynn und Emma aus dem Wagen warf. Er hatte sie weder gerettet noch hatte er sie gehen lassen, er hatte lediglich das Abschleppseil rausgeworfen. Seit dreißig Jahren zog die Winde sie immer näher ans Wasser. Entweder gingen sie jetzt gemeinsam baden oder sie rissen sich gemeinsam los.
    Er steuerte den Wagen hinunter zum Strand, genau wie Danny es getan hatte. Es war Zeit, entweder das Fahrzeug oder sein Leben aufzugeben. Ihm war vollkommen klar, wie absurd das alles war, aber allein kam er nicht dagegen an. Er drückte das Gaspedal durch und jagte den Charger wie wild über das Eis. In der Ferne sah er die Flut ansteigen, als wäre sie gekommen, um sich den Wagen zu holen.
    Es ging nicht nur um ihr Leben, es ging auch darum, cool zu sein, um Action, Charme, Hipness.

    Er hatte das Gefühl, Danny säße auf der Rückbank und wollte ihn von seinem Entschluss abbringen. Flynn musste lächeln, jetzt, wo er wusste, dass sein Bruder nicht wollte, dass er starb. Fahr direkt bis zum Wasser, ohne anzuhalten. Gib alles, aber fahr nicht hinein, hörst du, das musst du nicht.
    Zero meldete sich von hinten: »Natürlich musst du das. Darum geht es doch hier. Du bist tot. Du warst die ganze Zeit tot. Hab ich dir das nicht gesagt?« Es war das erste Mal, dass der Hund vor jemand anderem mit ihm sprach. Natürlich war es Emma, die ebenfalls tot war. Sie reagierte nicht auf Flynns Hirnschaden, aber er war eigentlich überzeugt davon, dass sie ihn gehört hatte.
    Flynn sah zu ihr rüber und fragte: »Hast du Angst?«
    »Nein.«
    »Willst du überhaupt leben?«
    »Nein.«
    Was sollte man da tun? Wie sollte man da weiterkommen? Er hätte es wissen müssen. Sie waren diesen Weg von Anfang an gemeinsam gegangen. Flynn legte die Hand auf ihr Knie, so wie Danny es immer bei seinen Freundinnen gemacht hatte. Ganz leicht und freundschaftlich. Es hatte auch etwas mit Sex zu tun, aber eher noch mit Partnerschaft, damit, dass man zusammen unterwegs war.
    Während er nach Worten rang, trat er das Gaspedal durch. Die Welt sauste an ihnen vorbei, und sie saßen da, außerhalb der Zeit und in ihr gefangen.
    Er räusperte sich, ein
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