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Schläft das Personal auch an Bord?

Schläft das Personal auch an Bord?

Titel: Schläft das Personal auch an Bord?
Autoren: Andreas Lukoschik
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von einem anderen Herrn hatte, mit dem sie sich sehr aktiv beschäftigte. Hot. Man und Barkeeper schauten sich daraufhin kurz an, ließen die Kabinentür sacht und leise wieder ins Schloss klicken und schleppten den Herrn Gemahl zurück in die Bar. Dort legten sie ihn ab, deckten ihn zu und überließen ihn der entgiftenden Tätigkeit seiner Leber.
    In den darauffolgenden Tagen behielten sie das Ehepaar im Auge, um zeitnah zu merken, ob die eheliche Entwicklung außer Kontrolle geriet. Man weiß ja nie. Doch stellten sie fest, dass die Gattin vom nächtlichen Besuch des ungleichen Trios nichts mitbekommen hatte, und waren erfreut, dass sich das Ehepaar auf dem Rest der Reise bestens verstand.
    Woran man wieder sehen kann, dass ein guter Barkeeper was von einem »Malteser« haben muss.

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Bordbuch
    Wenn einer eine Reise tut, dann will er was erleben. Und sich danach gerne daran erinnern. Möglichst im Detail. Damit dies gelingt, hat uns die Fotoindustrie diese netten kleinen Apparate geschenkt, mit denen man dank leistungsstarker Speicherchips vieles bildlich festhalten kann. Sehr vieles. Aber nicht alles. Zum Beispiel nicht das, was einem so durch den Kopf geht, wenn man die sieben Weltmeere befährt. An Gedanken, Gefühlen und Assoziationen. Deshalb gibt es IHR Bordbuch. (Nein, nennen Sie es nicht »Tagebuch«. Da kommt bei vielen gleich Stress auf – gepaart mit der Ratlosigkeit, wie man das weiße Blatt füllen könne, gefolgt von der Angst, gut formulierte Sätze finden zu müssen, und dem gehetzten Pflichtgefühl »Ich muss noch von gestern nachtragen!«. Nein, belassen wir es beim Namen »Bordbuch«.) Das ist eine lose Sammlung von Eindrücken und Gedanken, die einem beim Besuch fremder Länder so durch den Kopf gehen. Von Eintrittskarten, die man einklebt, versehen mit einer kurzen Notiz, wie man es dort fand. Von Rechnungen aus Kneipen, die man mit anderen Passagieren aufgesucht hat und die man in »guter Stimmung« wieder verlassen hat, um wie ein echter Matrose schwankend zu seinen Planken zu wanken. Von Stadtplanausrissen,auf denen man seine Wege durch die fremde Hafenstadt eingezeichnet hat. Von Bemerkungen, die man aufgeschnappt hat. Von Speisekarten aus dem Bordrestaurant mit Autogrammen der »Mitesser«. Und, und, und.
    Das Bordbuch ist das Tor zum Träumen, wenn Sie wieder zu Hause sind, wenn der Himmel grau ist und das Fernsehprogramm mau. Dann sollten Sie Ihr Bordbuch rausholen und sich erinnern wie es war … Da klebt zum Beispiel das Eintrittsticket zum Longroom des Trinity College in Dublin und Sie sehen noch einmal in Gedanken diese gigantischen Bücherregale, die allesamt Tickets in Reisen des Wissens und anderer Welten waren und sind. Und erinnern sich, wie Sie sich gefragt haben, ob es in fünfzig Jahren wohl immer noch Bibliotheken als Horte des Wissens gibt. Oder ob alles im Internet aufbewahrt und damit den Wellen der technologischen Entwicklungen ausgeliefert sein wird, die man auch das »organisierte Vergessen« nennen könnte. Oder die Quittung von »Saks« auf der Fifth Avenue, als Sie dieses wunderbare Paar Prada-Schuhe im »Sale« ergattert hatten, das Sie gleich zu ihrem Geburtstagscocktail im Rainbow-Room des Rockefeller-Centers angezogen haben. Und daneben der Zettel Ihres Gatten, der eine Art Quittung sein sollte, ausgestellt vom Schuhputzer auf der Herrentoilette ebendieses Rainbow-Rooms, als sich der Gemahl angesichts Ihrer fantastisch-neuen Schuhe schnell in die Herrentoilette begab, um sich dort seine schwarzen Schuhe von einem New Yorker wienern zu lassen, und nachher ganz begeistert zurückkam, weil er vom erhöhten Sitz des Schuhputzers die nächtliche Silhouette des Big Apple sehen konnte. Und. Und. Und.
    Das Bordbuch ist ein Speicher Ihrer Spuren auf den Reisen durch die Welt. Füllen Sie ihn und pflegen Sie ihn, solange Sie an Bord sind. Sie werden es sich danken. Später, wenn Sie wieder auf Ihrem eigenen Sofa sitzen und Ihre Reise noch einmal nachfahren.

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Brücke
    Die Brücke ist die Kommandozentrale des Schiffes. Sozusagen das Hirn der Seemannschaft – also der geballten Kenntnis, wann man das Schiff wie und auf welchem Kurs steuert.
    Die Brücken sehen allerdings nicht mehr so aus, wie sich das der »First Time Cruiser« vielleicht vorstellt. Da gibt’s kein Steuerrad mehr – nur noch einen Joystick. Und jede Menge Bildschirme. Überhaupt erinnert das Ganze mehr an den Kommandostand eines Stellwerks am Weltraumbahnhof Baikonur als an ein
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