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Schattenkampf

Titel: Schattenkampf
Autoren: John Lescroart
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daraufgeschaut hatte, begann er über seine Schulter zurück zu sprechen. »Vielleicht kann ich mit Bill reden. Calliston. Dass er Sie und Ihre Männer uns überstellt. Wie fänden Sie das?«
    »Hieße das, dass wir hierbleiben?«
    »Ja.«

    »Und was würden wir dann tun?«
    Allstrong drehte sich um. »Tja, das ist der Haken bei der Sache. Sie müssten unsere Konvois begleiten. Allerdings wären es bei uns erheblich weniger, und wir haben auch keine Hemmungen, schneller zu fahren, wenn es sein muss.«
    »Wohin?«
    »Hauptsächlich nach Bagdad und wieder zurück, aber wir hoffen, auch in anderen Stützpunkten bei Falludscha und Mosul Büros zu eröffnen. Überall, wo wir Arbeit kriegen und Custer Battles zuvorkommen können.«
    »Custer Battles?«
    »Sie sind neu im Geschäft. Ein Sicherheitsunternehmen wie wir, und sie drücken zur Zeit mächtig auf den Markt. Sie haben die andere Hälfte dieses Flugplatzauftrags an Land gezogen und bemühen sich um alles, für das auch wir uns bewerben. Ich hätte nicht übel Lust, diese Penner einfach umlegen zu lassen.« Evan verschluckte sich fast an seinem Scotch, doch im selben Augenblick begann Allstrong zu lachen. »War natürlich nur Spaß, Lieutenant, hauptsächlich zumindest. Jedenfalls werden wir hier, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, immer mehr Leute. In ein paar Monaten wird es hier von Menschen wimmeln. Calliston wird uns also auf jeden Fall jemanden zu unserem Schutz zuteilen. Und nachdem Sie schon mal hier sind, dachte ich, das trifft sich doch bestens. Außerdem kann die Sicherheitslage hier - auf der Straße zwischen Bagdad und dem BIAP, dem Flughafen - in nächster Zeit nur besser werden.«
    »Reden Sie hier von der sogenannten RPG Alley, der Panzerfaust-Allee?«
    Allstrong grinste. »Haben Sie diesen Namen also auch schon gehört?«

    »Panzerfaust-Allee hört sich nicht gerade ungefährlich an.«
    »Es wird besser.«
    Wer war Evan, seinem Gastgeber zu widersprechen? »Sie sind hier nicht selbst für Ihren Schutz zuständig?«, fragte er. »Ich dachte immer, Leute wie Sie würden Bremer beschützen.« Damit war L. Paul »Jerry« Bremer gemeint, der Chef der Koalitions-Übergangsverwaltung CPA, der wenige Wochen zuvor in Saddam Husseins Präsidentenpalast in Bagdad sein Hauptquartier eingerichtet hatte, um sich anstelle der gestürzten irakischen Regierung um Infrastruktur, Wirtschaft und alle nicht-militärischen Aspekte zu kümmern.
    Allstrong lachte wieder leise. »Ja. Ganz richtig. Noch so eine Absurdität. Leute wie wir schützen Zivilisten und Verwaltungsangestellte, dürfen aber keine schweren Waffen haben, weshalb unsere Konvois vom Militär gesichert werden müssen.«
    »Na, großartig.«
    »Was sage ich denn? Jedenfalls, wenn Sie wollen, kann ich mal Bill anrufen. Damit Sie wenigstens hierbleiben können. Eine Art kurzfristiges Zuhause.«
    »Das wäre schon mal etwas«, sagte Evan. »Damit wir irgendwo dazugehören. Klar. Rufen Sie ihn an.«

2
    Die »Route Irish« vom Flughafen ins eigentliche Bagdad war eine hochmoderne dreispurige Autobahn, die sich in hervorragendem Zustand befand. Einmal abgesehen davon, dass es anscheinend gängige Praxis war, auf jeder
beliebigen Spur auch in der Gegenrichtung zu fahren, war aus Evans Sicht der einzige Unterschied zu einem amerikanischen Freeway, dass auf weiten Streckenabschnitten Autos an jedem beliebigen Punkt von beiden Seiten auf die Autobahn fahren konnten - am Straßenrand ging der Asphalt ohne irgendeine Art von Leitplanke oder Absperrung nahtlos in einen Seitenstreifen aus Sand über, an den flaches, spärlich bewirtschaftetes Ackerland grenzte. Sobald man also Bagdad hinter sich gelassen hatte, wo es noch Auffahrten und Überführungen gab, konnte jeder Verkehrsteilnehmer auf die Autobahn kommen, wie und wo es ihm passte, ohne dass er dafür gekennzeichnete Ein- und Ausfahrten benötigte.
    Wegen der wachsenden Zahl von Selbstmordattentätern, die ihre Anschläge per Auto verübten, wurde das mehr und mehr zu einem Problem. In den vier Tagen, seit Colonel Calliston Evans Einheit Allstrong zugeteilt hatte, hatten sie zwar noch mit keinem zu tun gehabt, aber die Bedrohung war real und allgegenwärtig. Als Evan am Vormittag in Bagdad unterwegs gewesen war, hatte er vier zerfetzte ausgebrannte Karosserien gezählt, von denen eine noch geraucht hatte, als er nach einstündiger Wartezeit, während der die Straße zum Räumen der Unglücksstelle vollständig gesperrt worden war, daran vorbeigefahren
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