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SchattenGrab

SchattenGrab

Titel: SchattenGrab
Autoren: Nané Lénard
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keine Zeit verlieren. Ich warte auf deinen Anruf“, sagte Thorsten und verabschiedete sich.
    Gemeinsam mit Marga fuhr er zurück ins Büro, wo weitere Neuigkeiten auf ihn warteten.

Verena
    Verena saß mit dem Brief ihrer Schwester in der Küche und heulte. Sie heulte über ihren Schmerz und die Schande, mit einem Monster verheiratet zu sein, dass sie vergewaltigt hatte und gleichzeitig vor Freude, weil sie ihre Tochter wiedersehen würde.
    Das hatte ihr Toni geschrieben und dies sollte der Lichtblick für ihr Leben werden. Es war ein langer Brief, in dem sie erfuhr, dass Sarah bei einem Besuch der Großeltern in Friedhelms Geldbörse hatte greifen wollen. Sie war wie immer in einem finanziellen Engpass gewesen. Dabei war sie von ihrem Opa beinahe überrascht worden, und weil keine Zeit geblieben war, das Portemonnaie ungesehen wieder hinzulegen, hatte sie es schnell in ihre Tasche gleiten lassen.
    Schon auf der Rückfahrt nach Oldenburg hatte sie das schlechte Gewissen geplagt, weil doch ihr Opa nun seinen Führerschein und seinen Ausweis vermissen würde. Sie war hin- und hergerissen gewesen, was sie tun sollte. Niemandem außer Toni hatte sie sich anvertrauen können. Sie war die Einzige, die sie verstehen würde.
    Deshalb hatte sie sich später ihrer Nenn-Tante geöffnet. Die hatte ihr zwar den Kopf gewaschen, sich aber angeboten, die Geldbörse bei einem Besuch in Hannover heimlich wieder zurückzulegen.
    Verena las weiter:
    Meine Neugier hat mich dazu verleitet, die Lederbörse durchzusehen. Ja, ich weiß, dass das nichtrichtig war. Dabei habe ich in einem Reißverschlussfach die Visitenkarte einer Heilerziehungspflegerin entdeckt, die eine Betreuungseinrichtung auf der Insel Spiekeroog betreibt. Aus welchem Grund sollte Friedhelm die dabeihaben? Ich reimte mir eins und eins zusammen und rief ihn an, dass ich etwas sehr Dringliches mit ihm zu besprechen hätte. Wegen Sophie. Friedhelm ahnte, dass ich etwas herausgefunden haben musste und war dann am frühen Morgen des nächsten Tages nach Bückeburg gekommen. Ich hatte ihm gedroht, sonst sofort zur Polizei zu gehen. Doch er hat mich inständig gebeten, ihn erst anzuhören. Also ließ ich mich darauf ein und verabredete mich mit ihm am Schießstand. Du weißt schon, oberhalb des Bergbades. Es sollte niemand mitbekommen. Dort wollte ich sowieso die Hunde ausführen, nachdem ich die Mädchen in Kindergarten und Schule untergebracht hatte.
    Aber noch während der Nacht verfluchte ich meinen eigenen Mut, konnte Friedhelm jedoch frühmorgens nicht mehr erreichen, um das Treffen abzublasen. Also nahm ich mir zur Vorsicht den großen Grillspieß aus der Ecke, wo der Schwenkgrill stand, und stellte ihn an die Wand des Schützenhauses. Ich konnte ja nicht wissen, wie er reagieren würde, wenn ich ihm an den Kopf warf, dass er Sophie entführt hat.
    Verena holte tief Luft und las weiter:
    Dein Schwiegervater ist zu Fuß gekommen. Keine Ahnung, wo er geparkt hat. Ich war schon oben und habe auf ihn gewartet. Was ihm denn eingefallen sei, seine Enkeltochter zu entführen, habe ich ihm vorgeworfen und dass er ein schlechter Mensch sei. Friedhelm hat mich daraufhin zu beschwichtigen versucht. Er habe es nur gut gemeint, sagte er mir. Das Kind habe die Ehe seines Sohnes und seiner Schwiegertochter belastet. Du seist vollkommen überfordert gewesen, da du dich nur noch um Sophie gekümmert hättest. Deshalb sei ihm die Idee gekommen, die Kleine in denverwunschenen Garten nach nebenan zu locken und mit ihr einen Ausflug an die See zu machen. In der Zeitung hätte er von der Einrichtung auf Spiekeroog gelesen, sagte er mir. Von Entführung könne überhaupt keine Rede sein, eher von einer Entlastung der Familie. Dem Mädchen ginge es dort sehr gut mit den anderen behinderten Kindern, hatte er gesagt.
    Verena erfuhr, dass ihn Toni daraufhin angeschrien hatte, wie er denn beurteilen könne, was eine Mutter fühlen würde und ob es ihm entgangen wäre, wie sehr Verena gelitten hätte.
    Das bedauerte Friedhelm zwar, aber er war in einer Zwickmühle, erklärte er mir, nachdem sich die Polizei eingeschaltet hatte. Er hätte es gleich sagen sollen, gab er zu, als er Sophie in die Ferien geschickt hatte, aber mit jedem Tag der dahinrann, sei es schwieriger geworden, es zu erklären. Und er habe es nur getan, weil du sie niemals freiwillig dorthin gegeben hättest. Dabei sei es für alle Seiten nur ein Vorteil gewesen.
    Toni war zu diesem Zeitpunkt richtig in Rage gekommen, las Verena,
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