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Schakale Gottes

Titel: Schakale Gottes
Autoren: Bergius C.C.
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als nach Nowo-Radomsk zu fahren, und da er von hier aus nicht nochmals den weiten Weg über Petrikau und Kielce nach Koniecpol zurücklegen wollte, begab er sich auf die Chaussee, um sich von einem Bauern in Richtung Süden mitnehmen zu lassen. In der Regel waren viele Fuhrwerke unterwegs, und er hatte das Glück, schon bald einen Wagen zu finden, der ihn nach Ciezkowice brachte. Am nächsten Morgen fuhr er weiter nach Koniecpol, wo er mit Erbitterung feststellte, daß immer noch kein Brief für ihn eingegangen war. Ohne Papiere aber konnte er nicht unangefochten nach Krakau gelangen. Er kannte in Czenstochau einen Paßfälscher, der ihm binnen weniger Stunden einen neuen Ausweis hätte anfertigen können, es erschien ihm jedoch zu riskant, ihn aufzusuchen. So blieb er nochmals zwei Tage in Koniecpol, und als auch dann noch keine Post eingegangen war, informierte er sich über alle nach Czenstochau abgehenden und von dort auslaufenden Züge und forderte noch am gleichen Tage seinen Ordensbruder telegrafisch auf, ihm am nächsten Vormittag mit dem um 9 Uhr 10 in Poraj einlaufenden Zug ›die dringend benötigten Reiseunterlagen‹ zu bringen. Er faßte diesen Entschluß, obwohl er dadurch gezwungen war, über Czenstochau nach Poraj zu fahren. Ihm blieb keine andere Wahl.
    Nachdem er das Telegramm abgeschickt hatte, kamen ihm Bedenken, die Reise im Mönchsgewand anzutreten. Er erzählte deshalb seinen Wirtsleuten, er müsse in einer geheimen Mission nach Krakau fahren. Aus Tarnungsgründen sei es erforderlich, daß er sich den Bart abnehmen lasse und in der Soutane reise, und er verpflichtete sie, über sein Tarnmanöver absolutes Stillschweigen zu bewahren.
    Als er am nächsten Morgen den Zug bestieg, war er froh, die weiße Kutte der Pauliner abgelegt zu haben. Sein Schuldgefühl dem Orden gegenüber wuchs mit jedem Tag. Er bangte darum, das Ansehen von Jasna Góra zu gefährden.
    Seit er glaubte, annehmen zu dürfen, daß die Schwarze Madonna die Edelsteine zurückerhalten habe, ging überhaupt ein erstaunlicher Wandel in ihm vor. Er las wieder das Brevier, schloß den Ermordeten in seine Gebete ein und überlegte sogar, ob es nicht besser sei, sich der Polizei zu stellen. Diesen Gedanken schob er zwar immer wieder schnell beiseite, doch es blieb jedesmal etwas hängen, das sein mystisch begründetes Verlangen nach tätiger Reue steigerte.
    Ein Schock aber war es für ihn, als er in Poraj plötzlich den Kriminalmeister, den er bei Tadeusz Minka kennengelernt hatte, aus dem Bahnhof herausstürzen und um das Gebäude laufen sah. Augenblicklich wußte er, daß er gesucht wurde. Sein Telegramm mußte in falsche Hände geraten sein. Kein Zweifel konnte mehr darüber bestehen, daß er als Täter erkannt war. Er vermutete, daß Pater Markus ein Bekenntnis abgelegt hatte. Hätte er an diesem Morgen nicht zufällig die Soutane gewählt und sich den Bart abnehmen lassen, wäre er unzweifelhaft verhaftet worden.
    Glücklicherweise forderten ihn einige Bauersleute auf, zu ihnen in den Wagen zu steigen; er hätte sich sonst wahrscheinlich doch noch verraten.
    Fieberhaft überlegte er, was er nun tun sollte. Wenn er festgenommen wurde, geriet Natascha über kurz oder lang in einen Strudel, aus dem es keine Rettung gab. In Anbetracht des vielen Geldes, das sie auf ihrem Konto hatte, würde sie zumindest der Mitwisserschaft beschuldigt werden. Er hatte keine Rachegefühle mehr. Natascha mußte das Land so schnell wie möglich verlassen.
    Die Bauern nahmen ihn mit nach Zarki. Von hier gelangte er mit einem anderen Fuhrwerk nach Myszkow, jenem kleinen Städtchen, in dem Propst Jordanski sich zur Ruhe gesetzt hatte. Bevor er aber seinen Beichtvater aufsuchte, schrieb er auf der Post einen Brief an Natascha, der er nun ohne Umschweife reinen Wein einschenkte. Er riet ihr dringend, sofort alles Geld von der Bank abzuheben, die Koffer zu packen und so schnell wie möglich nach Krakau zu fahren. Des weiteren schrieb er:
    ›Wenn Du den Nachtzug nimmst, bist Du, wie ich eben festgestellt habe, um 10 Uhr 20 in Krakau. Gehe dort zur Bank und nimm den Inhalt des Safes an Dich. Du bist dann für viele Jahre versorgt. Um 1 Uhr 30 kannst Du weiterfahren nach Wien. Von dort aus steht Dir die Welt offen.‹
    Es war Dienstag. Pater Rochus rechnete sich aus, daß Natascha den Brief am Donnerstag erhalten und gleich handeln würde. Das bedeutete, daß sie frühestens am Freitag, spätestens aber am Samstag in Krakau eintreffen konnte. Bis dahin
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